Börsenbarometer | Steigende Angst, ein schwächender Euro und ein glitschiges Börsenparkett

Pünktlich zum Start in das Wochenende kommentiert e-fundresearch.com Gastkolumnist & Kapitalmarktexperte Dr. Josef Obergantschnig wöchentlich das Börsengeschehen aus erfrischend neuen Blickwinkeln. Markets | 07.03.2025 16:00 Uhr
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)

Wöchentlicher Börsenbarometer von Dr. Josef Obergantschnig | Steigende Angst, ein schwächender Euro und ein glitschiges Börsenparkett

An den Börsen ist der Honeymoon vorbei. Donald Trump und die Weltbörsen sind in der Realität angekommen. Selbst bei meinem morgendlichen Espresso ist es unmöglich, am lieben Donald vorbeizukommen. Zu sehr dominiert er die Medienlandschaft und die Börsennews. Mit der Verhängung von Zöllen auf Importe aus Kanada, Mexiko und China hat der US-Präsident eine neue Ära des Protektionismus eingeläutet. Diese Maßnahmen führten zu unmittelbaren Gegenreaktionen der betroffenen Länder, die ihrerseits Strafzölle auf US-Produkte verhängten. Die Folge: Die Aktienmärkte reagierten weltweit mit starken Verlusten, der US-Dollar fiel auf ein Drei-Monats-Tief, und Investoren befürchten ein Abgleiten in eine Rezession. Euphorie, wo bist du?

Inmitten dieser Turbulenzen hat US-Präsident Donald Trump angekündigt, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereit sei, Friedensgespräche mit Russland aufzunehmen und ein Rohstoffabkommen mit den USA zu unterzeichnen. Nach dem Eklat im Rahmen eines persönlichen Treffens mag das zwar gut klingen, aber die Nervosität bleibt dennoch spürbar.

Diese Unsicherheit spiegelt sich auch im CNN Fear & Greed Index wider, der in den Bereich „extreme Angst“ übergeschwappt ist. Dieser Index, der auf sieben Indikatoren basiert, misst die vorherrschenden Emotionen am Aktienmarkt und dient als Barometer für die Stimmung der Investoren. Wenn die Börse eines nicht leiden kann, dann sind es Unsicherheit und Unberechenbarkeit. Und davon hat der liebe Donald in den ersten Tagen seiner zweiten Regentschaft genug abgeliefert.

Kommen wir zu den globalen Aktienmärkten. Nach wie vor dominieren die USA. Die Marktkapitalisierung aller 47.810 börsennotierten Unternehmen ist auf 124 Billionen US-Dollar gestiegen – eine Zahl mit unglaublichen zwölf Nullen. In den USA sind etwas mehr als 6.000 Unternehmen gelistet, die zusammen auf eine Marktkapitalisierung von über 60 Billionen US-Dollar kommen. Damit vereinnahmen sie knapp 50% der weltweiten Börsenbewertung. Zum Vergleich: Chinesische und europäische Unternehmen bringen es jeweils auf eine Marktkapitalisierung von „nur“ 15 Billionen US-Dollar.

Die USA dominieren nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch den weltweiten Zahlungsverkehr. Doch dieses Kräfteverhältnis verschiebt sich langsam. Laut SWIFT-Daten ist der Anteil des US-Dollars an globalen Transaktionen von 29% im Jahr 2012 auf 49% im Jahr 2024 gestiegen. Dies unterstreicht seine weiterhin unangefochtene Rolle in der internationalen Finanzwelt. SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) ist das Rückgrat des globalen Zahlungsverkehrs. Das System ermöglicht Banken und Finanzinstituten weltweit, Transaktionen sicher und effizient abzuwickeln. Da täglich Milliardenbeträge über SWIFT transferiert werden, gilt es als das „Nervensystem“ der Weltwirtschaft.

Der Euro hingegen verliert massiv an Bedeutung: Sein Anteil an globalen Zahlungen ist im gleichen Zeitraum von 44% auf nur noch 22% gesunken – der größte Rückgang in der Geschichte der Währung. Europa leidet unter strukturellen Schwächen: Deutschlands Industrieproduktion liegt 2,4% unter dem Vorkrisenniveau, und Frankreich kämpft mit einem Fiskaldefizit von über 5,1%. Währenddessen gewinnen alternative Währungen an Bedeutung. Der chinesische Yuan hat seinen Anteil an weltweiten Transaktionen seit 2012 um das 15-Fache gesteigert und macht mittlerweile knapp 4% des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs aus. Ausschlaggebend dafür ist insbesondere der Rohstoffhandel.

Abschließend möchte ich noch einen Appell an den lieben Donald richten. Auch wenn politische Börsen kurze Beine haben, muss man aufpassen, durch das Schüren von Unsicherheit nicht am glitschigen Börsenparkett auszurutschen.

Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist

Dr. Josef Obergantschnig ist anerkannter Kapitalmarktexperte, Unternehmer, Autor und ehemaliger Chief Investment Officer eines Asset-Managers. In der Führungsebene der NIXDORF Kapital Unternehmensgruppe bringt er seine Expertise in den Bereichen Strategie, Finanzen und Nachhaltigkeit ein, um das Thema Impact-Investing weiter voranzutreiben. Darüber hinaus ist es ihm ein besonderes Anliegen, seinen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz nicht nur an Finanzexperten und Privatpersonen, sondern vor allem auch an junge Menschen auf unterhaltsame Weise weiterzugeben.

Infos zum aktuellen Buch: https://www.vonnullaufreich.com

Keynote Speaker: www.josefobergantschnig.at

Weitere Informationen unter: www.ecobono.com / www.obergantschnig.at

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