Die Dominanz passiver Investments könnte im aktuellen Marktumfeld an ihre Grenzen stoßen. Wie Schroders-CEO Richard Oldfield in einer Mitteilung betont, sind passive Strategien zunehmend Risiken ausgesetzt – etwa durch eine beispiellose Marktkonzentration und fundamentale Disruptionen. „Derzeit befinden wir uns an einem Wendepunkt, an dem es gilt, Kosten, Risiken und Erträge neu abzuwägen“, so Oldfield. Er sieht darin eine Chance für aktives Management, seinen Mehrwert unter Beweis zu stellen.
Marktkonzentration erreicht neue Extreme
Laut Schroders machen US-Aktien mittlerweile 74 % des MSCI World Index aus – ein Rekordwert der letzten 55 Jahre. Noch deutlicher zeigt sich diese Entwicklung innerhalb der USA: Die zehn größten Unternehmen dominieren 37 % des Gesamtmarktes, ein höherer Anteil als selbst zur Zeit der Dotcom-Blase. „Die aktuelle Konzentration des US-Aktienmarkts liegt außerhalb des Erfahrungshorizonts der Investor:innen“, warnt Oldfield. Da diese Unternehmen überwiegend aus dem Tech-Sektor stammen, bedeutet dies eine wachsende Abhängigkeit passiver Investoren von einer einzigen Branche.
Diese Marktkonzentration stellt passive Anleger vor neue Herausforderungen. ETFs und indexbasierte Strategien folgen per Definition vergangenen Entwicklungen und könnten somit ungewollte Klumpenrisiken aufbauen. „Wenn Sie sich für einen globalen ETF entscheiden, weil es sich angeblich um die preiswerteste Art der Anlage handelt, müssen Sie genauso wissen – und dabei jede Nacht ruhig schlafen können –, dass ein Großteil Ihres Kapitals in eine Handvoll Unternehmen investiert wird, die alle in verwandten Branchen tätig sind“, so Oldfield. Schroders argumentiert, dass aktives Management hier Vorteile bietet, indem es gezielt Chancen und Risiken abwägt und Positionen flexibel anpasst.
Makroökonomische Disruption erfordert Agilität
Neben der Marktstruktur verändern auch makroökonomische Faktoren die Spielregeln für Investoren. Protektionismus, geopolitische Spannungen und steigende Anleiherenditen führen zu Unsicherheiten, die ein starres, indexbasiertes Investmentmodell nur schwer berücksichtigen kann. „In diesem Umfeld muss man agil sein und ein Verständnis dafür haben, wie sich die realen politischen Ergebnisse auf die Unternehmensbewertungen auswirken werden“, erklärt Oldfield. Dies erfordere eine tiefgehende Analyse der Geschäftstätigkeit der Unternehmen – eine Aufgabe, die nur aktives Management leisten könne.
Langfristige Trends als Chance für aktives Management
Ein weiterer Vorteil aktiven Investierens sieht Schroders in der Fähigkeit, langfristige Entwicklungen wie den Klimawandel oder die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz in die Investmentstrategie einzubeziehen. „Passives Investieren ist zwangsläufig rückwärtsgewandt“, betont Oldfield. Aktienpositionen in einem passiven Portfolio würden nur durch das gerechtfertigt, was zuvor geschehen sei. „Aktives Investieren kann mittel- und längerfristig vorhersehbare künftige Risiken berücksichtigen.“
Zudem hätten aktive Manager die Möglichkeit, durch gezieltes Engagement Einfluss auf die Portfoliounternehmen zu nehmen. „Das aufgebaute Wissen über unsere Portfoliounternehmen verschafft uns Perspektiven und Beziehungen, die für dieses Engagement entscheidend sind“, so Oldfield weiter.
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