Gröschls Mittwochskommentar: 12/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 19.03.2025 15:00 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Der Lärm, der da jenseits des Atlantiks seinen Ursprung hat, nimmt auch diese Woche nicht ab. Was aber zu beobachten ist – und das war letzte Woche noch völlig anders - , ist ein allgemeines Abstumpfen. Ergebnislosigkeit, Ratlosigkeit, Hoffnungslosigkeit oder was fällt uns sonst noch so ein, um das aktuelle geopolitische Lagebild zu beschreiben? Zumindest in Europa versucht man was zu bewegen. Das Merz´sche Sonderbudget ist durch den Bundestag, der Bundesrat wird es wohl auch durchwinken. Demokratie hin oder her - irgendwer hat den Bundestag in seiner alten Zusammensetzung ja schon irgendwann gewählt ;-) – wirklich spannend wird´s erst, wenn abzusehen ist, ob dem Bekenntnis zu einer zugegebenermaßen großen Zahl auch tatsächliche Maßnahmen in einem überschaubaren Zeitrahmen implementiert werden. Klar finden unserer Kindeskinder es sicher gut, wenn nach allen Ausschreibungs- und Genehmigungsverfahren unter Berücksichtigung sämtlicher Bienchen, Blümchen und Molcherln Rheinmetall dann in den 2060er Jahren eine Fabrik auf dem ehemaligen VW Gelände in Wolfsburg bauen darf, um die Bundeswehr mit ausreichend Artillerie-Munition zu versorgen. Es steht halt zu befürchten, dass es dann zu spät sein könnte. Halten wir also unsere Daumen, dass Europa den Prozess des Erwachens weiter fortsetzt und nicht beim Zähneputzen schon wieder einschläft oder – fast noch schlimmer, weil wahrscheinlicher – sich nicht entscheiden kann, ob es die rote, grüne oder blaue Zahnpasta verwenden soll.

But now for something completely different. (Wer sich noch erinnern kann. :-)) Die Welt verändert sich nicht nur im Hinblick auf das globale Machtgefüge, sondern es tut sich auch technologisch/wirtschaftlich eine Menge. AI haben wir, wenn nicht abgefrühstückt, doch zumindest angebissen, ob und was da noch kommt, werden wir eh sehen, bei der Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge bewegen, wohl eher früher als später. Das nächste heiße Thema liegt allerdings schon auf dem Tisch: Robotics, bzw. die Entwicklung und der Einsatz quasi humanoider Roboter zu wer weiß was allem. Spannend ist das Thema u.a. deshalb, weil, zumindest in meiner Wahrnehmung, zum ersten Mal sowohl EM (China) und US-Fondsmanager gleichzeitig damit hausieren gehen.

Werden wir in absehbarer Zeit humanoide Roboter sehen, die mehr oder weniger komplexe Aufgaben für uns, an uns und um uns verrichten? Sicher. Wird das die Produktivität steigern und die Kosten für den Faktor Arbeit verringern? Sicher auch. Aber, die für mich noch nicht ganz abschließend beantwortete Frage ist: Wenn wir die humane Arbeitsleistung, insbesondere die der weniger qualifizierten, aber durchaus in der Masse vorhandenen Menschen, aus der Gleichung herausnehmen, kann unsere Ökonomie überhaupt noch auf einer in Geldeinheiten basierenden Bewertbarkeit basieren? Oder einfacher: Wer kauft den ganzen billigst produzierten Krempl, wenn keiner mehr ein Arbeitseinkommen hat? – Wird´s also doch die schuldenbasierte Grundversorgung? If so, bitte was tun alle, die die´s nicht mehr braucht den ganzen Tag? Noch mehr RTL 2? – Fürchte, dass wird auf Dauer dann intellektuell weniger spannend. ;-)

Anyways, schau mer mal dann seh mer schon. Eine linear positive Entwicklung bringen echte Disruptionen höchst selten, ob die Fantasie ausreicht, um vom AI-Boom in einen Robotics Boom überzuwechseln, damit die hohen US-Tech Bewertungen zu rechtfertigen und die Aktien dort weiter steigen zu lassen, vage ich nicht zu beurteilen. In anderen, weniger im Fokus der Anleger befundenen Regionen, geht da aber sicher noch was, tät ich sagen.

Der Rest ist völlig im Fluss. Zu befürchten ist, dass uns langsam aber sicher ein bisserl die möglichen positiven Nachrichten ausgehen und wir uns darauf verlassen müssen, dass irgendwelche Unknown Unkowns daher kommen, die die Anleger dazu bewegen ins Börserl zu greifen. Deutschland einigt sich mit China auf ein Joint-Programm zur Errichtung einer Ladeinfrastruktur für Elektroautos (ab jetzt ein Known Unknown ;-)) wär zum Beispiel etwas, worauf man aufbauen könnte. Sonst fällt mir leider aktuell nicht wirklich was ein, das nicht in irgendeiner Form mit Russland und der Ukraine zu tun hat und entweder höchst unrealistisch oder moralisch diskutierbar wäre. Drum lass ma´s  lieber…

Dass heute ein Mittwoch eher zum Schreiben von Büchern anstatt von Ein-Seitern ist, es schon mal lustiger war und die Visibilität (dichter Nebel ;-)) aktuell zeitlich wie inhaltlich so gering wie ganz selten ist, hilft nix, ist aber so. Nächste Woche wird geschwänzt, da tour ich verkleidet als Finne durch die österreichischen Lande, aber vielleicht sehen wir in zwei Wochen schon ein bisserl klarer.

Liebe Grüße

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.

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