„Green Retreat“ kostet: US-Asset Manager verlieren Milliardenmandate wegen ESG-Rückzug
Der politische Gegenwind gegen nachhaltige Geldanlagen in den USA zeigt zunehmend globale Auswirkungen. Nachdem mehrere große US-Anbieter in den vergangenen Monaten öffentlichkeitswirksam ihren Rückzug aus ESG-Initiativen verkündet haben – teils, um in der politisch konservativen Landschaft an Akzeptanz zu gewinnen – regt sich international Widerstand. Institutionelle Investoren aus Großbritannien, Dänemark und New York ziehen erste Konsequenzen – und entziehen Milliarden.
Fall 1: The People’s Pension (UK)
Ende Februar kündigte The People’s Pension laut Sustainable Times, das größte britische Pensionswerk mit rund sieben Millionen Mitgliedern, den Abzug von insgesamt 28 Milliarden Pfund bei einem großen US-Vermögensverwalter an. Die Gelder wurden stattdessen an europäische und amerikanische Wettbewerber vergeben – auch, weil diese stärker auf Nachhaltigkeit und aktives Engagement setzen.
„Mit der Wahl unserer neuen Partner haben wir uns entschieden, Nachhaltigkeit, aktives Engagement und langfristige Wertschöpfung in den Mittelpunkt zu stellen“, erklärte Mark Condron, Vorsitzender des Verwaltungsrats. CIO Dan Mikulskis betonte: „Diese Mandate markieren einen bedeutenden Schritt für unsere Investmentstrategie.“
Fall 2: AkademikerPension (Dänemark)
Wenige Wochen später folgte ein weiteres Signal aus Europa, wie Net Zero Investor berichtet: Die dänische AkademikerPension beendete ihr 3,2 Milliarden DKK schweres Mandat mit einem US-Anbieter nach einem umfassenden ESG-Review, bei dem der Vermögensverwalter die niedrigste Bewertung erhielt. CIO Anders Schelde begründete die Entscheidung offen mit unzureichender ESG-Performance: „Wir können diesen Anbieter nicht länger als externen Aktienmanager einsetzen.“
Fall 3: New York City Pensionsfonds
Auch in den USA selbst wird der Druck spürbarer. Anlässlich des Earth Day am 22. April forderte New York Citys Rechnungsprüfer Brad Lander alle Vermögensverwalter der städtischen Pensionsfonds – darunter auch einige der größten Akteure der Branche –, konkrete und überzeugende Netto-Null-Pläne vorzulegen, wie die Financial Times berichtet. Deadline: 30. Juni. Bei Nichteinhaltung droht der Entzug der Mandate. „Wir setzen klare Standards – und erwarten, dass unsere Partner sie erfüllen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung.
Rückzug mit Risiko
Hintergrund ist der Anfang 2024 erfolgte Rückzug mehrerer großer US-Vermögensverwalter aus der internationalen Klimainitiative Climate Action 100+. Auch im Abstimmungsverhalten bei Hauptversammlungen zeigen sie laut der NGO ShareAction nur noch geringe Unterstützung für soziale und ökologische Resolutionen.
Was als politische Strategie zur Imagepflege im konservativen US-Umfeld gedacht war, droht sich nun zur wirtschaftlichen Hypothek zu entwickeln. Die Botschaft institutioneller Investoren – insbesondere aus Europa – ist klar: Wer sich von Nachhaltigkeit abwendet, riskiert, Kunden zu verlieren.
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Redaktioneller Hinweis: Die e-fundresearch.com Redaktion hat sich per 28.04.2025 dazu entschlossen, diesen Beitrag anzupassen und auf die explizite Nennung einzelner Asset Manager zu verzichten. Diese Entscheidung erfolgte, weil die beschriebenen Entwicklungen eine Vielzahl von US-amerikanischen, aber auch europäischen Anbietern betreffen und kein einseitiger Fokus auf einzelne Unternehmen gelegt werden soll.