Gröschls Mittwochskommentar: 19/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 07.05.2025 12:13 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Ui, da hat er scheinbar ein bisserl zu wenig House of Cards geschaut der Herr Merz. Erfreulicherweise ist es ja dann nochmal gut gegangen und das trotz der Einmischung von außen und dem vom Veröffentlichungszeitpunkt etwas unglücklich Entschlusses, dass die AFD rechtsradikal ist. Inhaltlich dürfte das ja kaum wen überrascht haben, (weder das eine noch das andere ;-)), aber ein bisserl eine Zitterpartie war´s wohl schon. Schlüsse lassen sich aus dem gestrigen Theater natürlich eine Menge ziehen, aber die vordringlichsten sind sicher, dass sich der neue deutsche Kanzler durchaus gewahr sein muss, dass der Schwanz jederzeit bereit ist, mit dem Hund zu wedeln; und dass es völlig egal ist, was vor der Wahl versprochen wurde, weil danach ohnehin die Realität die Richtung vorgibt.

Beides – bitte und das ist wichtig! – ist ein starkes Zeichen für Europa, den europäischen Zusammenhalt und letztendlich die Demokratie! Demokratischer als eine Schlange von Abgeordneten, die ihre Stimme abgeben wollen und das auch frei tun können, geht es wohl nicht. Beides unterscheidet uns deutlich von den Trumpschen USA, Russland, China und den diversen anderen Autokratien rund um den Globus. Die Sache mit den Versprechungen ist natürlich eine etwas zwiespältige Geschichte, aber da wir am Ende Vertreter wählen, die sich dann um die Angelegenheiten kümmern, die ob ihrer Komplexität ohnehin nicht von Ottilie Mustermann entschieden werden können, geht das wohl in Ordnung. Insbesondere auch deswegen, weil seit Covid ein nicht ganz unerklärlicher Anteil der Menschen, den Pfad der wissensbasierten Entscheidungen verlassen hat und sich lieber vom vielleicht nicht immer ganz objektiven Youtuber des eigenen Vertrauens irgendwas erzählen lässt.

Anyways, spannend werden die kommenden Wochen, Monate und Jahre (hoffentlich ;-)) nicht nur für Herrn Merz. Die Herausforderungen sind enorm und die Voraussetzungen eher mittelprächtig. Gut für Deutschland und Europa ist, dass uns scheinbar ohnehin kaum mehr jemand wahr- bzw. ernstnimmt und wir uns darob eventuell recht unbeobachtet bewegen könnten. Frei nach dem Motto: Ist die Figur einmal ruiniert, frisst sich´s nachher ungeniert. :-) Schau mer mal…

Soviel zum politischen Weltgeschehen. Wobei einen hab ich noch: Hat zufällig jemand gehört, mit welchen Worten der kanadische Prämie Carney seinem US-Amtskollegen erklärt hat, dass das mit dem 51. Bundesstaat eher nichts wird? Wunderbar war das, wie er ein sprachliches und intellektuelles Level Playing Field geschaffen hat, den Donald mit einem Bild versorgt hat, dass er versteht, zu dem er eine Beziehung aufbauen kann und ihn dann an seiner vermeintlichen Kompetenz gepackt hat. There are some properties that are not for sale….. Empfänger gerechte Kommunikation at it´s best! Das war mindestens genauso gut wie die Einladung in den Buckingham Palast von Hrn. Starma. Die Frage, die man sich zu stellen leider einmal mehr nicht umhinkommt, bleibt: Wie kann´s das alles geben bzw. wie konnte das bzw. er geschehen? …und ich mein das nicht auf eine wahlarithmetische, systemische Weise, das ist in Grundzügen leider schon irgendwie nachvollziehbar, wiewohl das System kaum eines der besten ist.

So nun aber noch kurz zum Markt bzw. medias ins Assetmanagement. Wie berichtet hab ich letzte Woche einen kurzen Field-Trip zu einem unserer Partner unternommen, wo mir unter anderem nachfolgende Erkenntnis vorgestellt wurde: In den letzten Jahrzehnten haben sich hervorragende Aktienfondsmanager dadurch ausgezeichnet, dass sie mit ihren Analysen und Selektionsfähigkeiten die besten Unternehmen gefunden haben und diese idealerweise früher gekauft haben als der Rest des Marktes (bitte mir die sehr verkürzte und vereinfachte Darstellung nachzusehen! :-)) und dann gewartet haben, bis der Kurs/Preis des Unternehmens den kalkulierten inneren Wert reflektiert hat etc… Je konzentrierter das Portfolio desto höher der Einsatz im Bezug auf die inhaltliche, wie auch zeitliche Realisation. Der Standardsatz dazu ist/war: Wir erwarten über den Zyklus (gemeint waren meistens drei bis fünf Jahre) out zu performen, was dann funktioniert hat oder auch nicht.

Nach der Finanzkrise haben allerdings zwei fundamentale Probleme das Geschäft der aktiven Manager massiv erschwert: 1. Die Zentralbanken haben die Zyklen abgeschafft und 2. – das erst in der jüngeren Vergangenheit – fundamentale Daten spielen immer weniger Rolle in den stärker werdenden kurzfristigen Preisanpassungen. Kurse werden immer weniger von Daten und immer mehr vom Sentiment und der Herde (den Touristen ;-)) getrieben. Das wiederum erfordert von den Managern massive Anpassungen ihrer Strategie, weil sie nicht mehr nur die besten Unternehmen selektieren sondern innert ihrer Portfolioholdings viel kurzfristiger zu agieren gezwungen sind, ie eigentlich ein Handelsbuch in all ihren Holdings führen müssen, wo sie mit der Herde um den Fair Value herumtraden. Der Manager hinter der Erkenntnis ist dem Verfasser bekannt und wird auf Anfrage (an professionelle Investoren!) gerne vermittelt! :-)

Und aus!

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.

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