Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung | Gröschls Mittwochskommentar 35/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 27.08.2025 12:19 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Also Elch Emil…. Nein, sicher nicht. Keine Sorge! :-) Schaut so aus würde der Sommer langsam, aber sicher sein Ende finden, wobei ich da weniger vom Wetter rede bzw. schreibe… Die Gründe rund um DJT aber auch um den französischen Premier Bayrou sind hinlänglich bekannt und diskutiert, konnte der (Anleihen)Markt aber bisher alle Grauslichkeiten irgendwie ausblenden, schaut es nun danach aus, als änderte sich das langsam, aber sicher. Mit der Unabhängigkeit der FED zu spielen, ist dabei scheinbar ähnlich schlimm, wie im sozialistischen Frankreich zu sagen, dass es so wohl nicht weitergehen kann. Dass der eine völlig recht und der andere furchtbar auf dem Holzweg ist, ist selbstredend.

Ähnlich explizit aber genau so recht wie Bayrou hat unser Nachbarn Kanzler Merz, wenn er sagt, dass die Deutschen zukünftig wohl selber ein bisserl draufschauen werden müssen, wo sie ihre Renten herbekommen und es eventuell nicht ganz blöd wär, jedes Monat ein kleines Bisserl in zB Aktien zu veranlagen. Nun auch hier ein Paradigmenwechsel, der zwar spät kommt und aus der Not geboren ist, aber wie hieß es schon am Kindergartenhof: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. :-) Jetzt müssen wir nur noch die etwas bildungsferneren Bevölkerungsschichten mitnehmen, ohne den Umweg über eine rechts-populistische Katastrophe zu nehmen. Wird wohl nicht ganz leicht werden. Aber wie sagte schon Weiland Exenberger (der Kick Box Trainer ;-)): Wenn´s leicht wär, könnt´s ein jeder!

Der Bauch sagt, dass wir ob der Steilheit der diversen Zinskurven an einem Punkt angekommen sind, an dem der Markt anfängt Fehlentwicklungen zu bestrafen und nicht mehr, wie in den vergangenen Jahren alles zu kaufen, wenn es sich den drei Prozent nähert. Nicht mehr (nur) die erwartete Inflation ist der wesentliche Treiber für die längeren Anleihen, es findet dort nach relativ langer Zeit wieder eine echte Risikobeurteilung statt. Frankreich und Italien sind da ein sehr plakatives Beispiel. Haben die 10-jährigen Italiener im Oktober 22 fast zwei Prozentpunkte mehr gezahlt als die gleich langen Franzosen, ist diese Differenz heute auf 6 bps (0,06%) geschrumpft. Nun muss man kein besonderer Spezialist sein, um sich auszudenken, was passiert, wenn wir anfangen eins und eins zusammenzuzählen und uns überlegen, ob es fair ist jemandem für 10 Jahre unser Geld für 3,5% zu borgen dessen Haushalt eher einer Messie-Bude als einem gut geführten Unternehmen gleicht….

Anyways, ist ja scheinbar eh alles nicht so wichtig, wenn das One and Only Unternehmen des Jahrzehnts heute seine Quartalszahlen präsentiert. Die haben fraglos einen super Job gemacht und wahnsinnig viel Geld verdient die Nvidias und ja, ja AI ist die Zukunft und wir werden uns im Schlaraffenland die gebratenen Hühnchen vom Baum pflücken, nur was, wenn ein Quartal (oder auch 16 Quartale ;-)) kein relevanter Zeitraum und ein Unternehmen keine relevante Anzahl für eine Volkswirtschaft let alone für die globale Konjunktur ist? Möglicherweise ist es an der Zeit – und hier gehen die Credits wohl leider an Putin und Trump – auf multiplen Ebenen einen Kassasturz zu machen und die Katastrophen endlich beim Namen zu nennen usw.. Mal schauen, was passiert! :-)

Zum Abschluss noch eine – vielleicht nur für mich – verstörenden Beobachtung: bitte wann haben wir angefangen Mitleid mit verurteilten Straftätern zu empfinden und uns zu freuen, wenn sie, anstatt für ihre Vergehen einsitzen zu müssen am besten gleich in die häusliche Pflege zur Mama entlassen zu werden? Ich versteh schon, dass wir uns alle liebhaben, am liebsten von einer möglichst hohen Grundsicherung aus dem Munde der KI leben wollen und alle Menschen nur ein Produkt ihres Umfeldes sind, die Armen also gar nicht anders konnten, als ins Honigtopferl – ganz wie der Bär in Kärnten ;-) – zu greifen, aber richtiger wird´s deswegen trotzdem nicht, oder?

Anyways, Live Long & Prosper! 

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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