Die Woche begann auf Österreich-Tournee mit e-fundresearch. Vorarlberg, Tirol, Salzburg. Spät am Abend, müde Gesichter, vier reservierte Zimmer aber nur zwei Schlüssel auf dem Tresen in Vorarlberg. Das Hotel war voll, die Stimmung kurz davor richtig gut. Dann die Enttäuschung und die bange Frage, wo wir heute Nacht unterkommen. Ein engagierter Rezeptionist telefonierte sich durch die Nacht und fand noch zwei Betten um die Ecke. Beim Espresso am Morgen danach konnte ich über die Episode schon wieder schmunzeln und dachte an die Parallele zum Investorenleben. Viele starten mit einer klaren Renditevorstellung bei der Buchung, die Realität schaut oft anders aus. Das ist weder ungewöhnlich noch schlecht. Manchmal hilft es, ruhig zu bleiben, Optionen zu sichten und sauber umzuziehen.
Die Frage stellt sich nun, ob wir uns auch von den glorreichen Sieben verabschieden sollen. Gemeint sind Tech-Unternehmen wie Alphabet (Google), NVIDIA, Microsoft oder Apple, die in den letzten Jahren eine beeindruckende Performance erzielt haben. NVIDIA ist mittlerweile das wertvollste Unternehmen der Welt. Die Bewertungen im Tech-Sektor sind aktuell nicht billig. Klar ist aber auch: Diese Unternehmen sind hoch profitabel und haben ihre Gewinne in kurzer Zeit massiv gesteigert. Ein nicht unerheblicher Teil des Kursanstiegs ist damit fundamental untermauert. Spannend finde ich, dass die Großen wie Microsoft, Alphabet oder Apple ihre Umsätze deutlich erhöht haben und die Gewinnmargen hoch geblieben sind. Das ist selten. Oft schrumpfen Margen mit wachsendem Umsatz. Bei Apple bleiben von 100 Euro Umsatz mehr als 30 Euro operatives Ergebnis (EBIT) übrig.
Kritiker führen ins Feld, dass die Top-10 im MSCI World mit über 25% stark gewichtet sind und der Tech- sowie USA-Anteil historisch hoch wirkt. Beides stimmt, erzählt aber nicht die ganze Geschichte. Viele US-Konzerne verdienen weltweit. Ein iPhone ist längst ein globales Lifestyle-Produkt. Im vergangenen Geschäftsjahr wurden über 230 Millionen Geräte verkauft. Das sind rund 635.000 pro Tag oder etwa 26.500 pro Stunde. Seit 2007 summiert sich das auf mehr als drei Milliarden iPhones. Damit hat mehr als jede dritte Person auf der Welt schon einmal eines besessen.
Passend zum Nationalfeiertag wanderte mein Blick heimwärts. Der österreichische Markt wirkt kleiner, ist aber keineswegs leiser. 2025 konnte der ATX um mehr als 25% zulegen und damit sogar die gehypte Technologiebörse Nasdaq hinter sich lassen. Der ATX spiegelt die reale Wirtschaft: Finanzwerte, Industrie, Versorger und mehr. Treiber waren die starke Performance der Finanzwerte, der am höchsten gewichtete Sektor, und attraktive Bewertungen heimischer Vorzeigeunternehmen, die Kapital aus dem In- und Ausland anzogen. 2025 setzte zudem eine kräftige Aufholbewegung ein, weil erstmals seit vielen Jahren wieder spürbar Geld nach Europa floss. Am Nationalfeiertag darf man sich als stolzer Österreicher ruhig darüber freuen, meinen Sie nicht auch?
Gleichzeitig mehren sich die kritischen Stimmen, dass ein großer Teil der Party bereits hinter uns liegt. Und auch wenn es sich wegen der Turbulenzen nicht immer so anfühlt, war 2025 bisher ein sehr erfolgreiches Börsenjahr. Ob es an der Zeit ist, sich ein Zimmer in einem anderen Hotel zu suchen, wage ich aber nicht zu prognostizieren. Die Zukunft bleibt ungewiss. Da kann auch der Blick in den Kaffeesud meiner leeren Espressotasse nichts ändern.
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist
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Josef Obergantschnig ist Unternehmer und Gründer von „Börse kannst auch du“. Über zehn Jahre war er Chief Investment Officer mit Investmentverantwortung im Milliardenbereich und entwickelte Strategien für Banken, Versicherungen und Pensionskassen; außerdem Chief Impact Officer bei NIXDORF Kapital (Deutschland). Obergantschnig lehrt seit mehr als 15 Jahren an Universitäten und Fachhochschulen und hat als Buch- und Studienautor über 500 Fachartikel, Kolumnen und Videos veröffentlicht.
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