Börsenbarometer | Der unscheinbare Champion, die unübersehbare Bremsspur und ein hinterherhechelnder Kontinent

Pünktlich zum Start in das Wochenende kommentiert e-fundresearch.com Gastkolumnist & Kapitalmarktexperte Dr. Josef Obergantschnig wöchentlich das Börsengeschehen aus erfrischend neuen Blickwinkeln. Markets | 14.11.2025 13:23 Uhr
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)

Diese Woche fühlte sich an wie zwei Welten zur selben Zeit. Auf der einen Seite ein US-Shutdown, der 43 Tage lang alles zum Stillstand brachte und nun mühsam wieder hochfährt. Auf der anderen Seite Börsen, die nach einer kurzen Schwächephase ihren steilen Aufwärtstrend fortsetzen. Dazwischen ein Europa, das anscheinend nicht so recht aus dem Dornröschenschlaf erwacht.

Schwenken wir den Blick über den großen Teich. Der lähmende Shutdown in den USA zeigt, wie verletzlich selbst die größte Volkswirtschaft der Welt sein kann. Millionen ohne Lohn, Flugausfälle, keine offiziellen Arbeitsmarktdaten und eine US-Notenbank, die mangels Daten zeitweise im Blindflug unterwegs ist. Die amerikanische Wirtschaft hat in dieser Zeit ordentlich an Tempo verloren. Die Politik streitet weiter, doch die Menschen müssen rasch wieder in ihren Alltag finden. Auch wenn ein Espresso am Morgen helfen mag, eine Lohnzahlung kann er nicht ersetzen.

Während in Washington noch die Scherben zusammengekehrt werden, hat sich das Stimmungsbild der Finanzmärkte wieder deutlich ins Positive gedreht. Der ATX Total Return hat erstmals die 12.000 Punkte geknackt. Still und beinahe unbemerkt, aber mit beeindruckender Dynamik. Der österreichische Aktienmarkt hat sich zu einem der Top-Indizes des Jahres 2025 entwickelt. Selbst S&P 500, Nasdaq oder DAX liegen trotz guter Zahlen dahinter.

Der Blick auf die Realwirtschaft zeigt aber ein komplett anderes Bild. Österreich gehört gemeinsam mit Deutschland und Finnland zu jenen Ländern, die weltweit am schwächsten wachsen. Laut IWF sind wir mit einem prognostizierten Plus von rund 0,3% Teil jener Gruppe, die kaum über die Nulllinie kommt. Mehr als die Hälfte aller Länder mit weniger als einem Prozent Wachstum stammen aus Europa. Indien, Vietnam oder Indonesien wachsen hingegen mit fünf bis sieben Prozent. Das ist eine andere Welt. 

Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass viele ATX-Unternehmen global aktiv sind und einen großen Teil ihrer Umsätze in genau diesen Wachstumsregionen erwirtschaften.

In Österreich werden die Spuren der letzten Jahre langsam sichtbar. Die Firmenpleiten liegen heuer dreizehn Prozent über dem Vorjahr. Seit 2021 haben sich die Insolvenzen mehr als verdoppelt. Gleichzeitig stagniert die Zahl der Unternehmensgründungen. Die Wirtschaft braucht neue Ideen und junge Firmen, sie bekommt aber zu wenige davon.

Gerade das Unternehmertum ist eine tragende Säule der europäischen Wirtschaft.

Es gibt aber auch erfreuliches. Diese Woche durfte ich bei der Treasury Night der Steiermärkischen Sparkasse vor Verantwortlichen steirischer Top-Unternehmen sprechen. Und das hat mich sehr optimistisch gestimmt. Hierzulande tummeln sich viele Firmen mit Substanz, Innovationskraft und einem klaren Blick auf die Zukunft. Der Elan war spürbar. Die Steiermark ist in vielen Bereichen besser aufgestellt, als man von außen vermuten würde. Diese Mischung aus Forschung, Produktionstiefe und Pragmatismus hat Kraft.

Auch der Bankensektor konnte im ersten Halbjahr ein starkes Ergebnis erzielen. Hohe Kapitalquoten und solide Risikopuffer sorgen für Stabilität. Der Immobilienmarkt bleibt eine Baustelle, aber die Aufsicht reagiert.

Die letzten Wochen des Jahres sind angelaufen und ich bin gespannt, ob wir 2025 noch eine Jahresendrallye erleben werden oder ob die Investorenschar im Ausblick auf 2026 ein paar Pfeile im Köcher behält. Für mich war es ein turbulentes Jahr mit vielen negativen Schlagzeilen und gleichzeitig eines der besten Aktienjahre. Ein neuerlicher Beweis dafür, dass an den Kapitalmärkten vor allem Erwartungen gehandelt werden. Die Wirtschaft und die Unternehmen müssen jetzt nur noch liefern.

Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist

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Josef Obergantschnig ist Unternehmer und Gründer von „Börse kannst auch du“. Über zehn Jahre war er Chief Investment Officer mit Investmentverantwortung im Milliardenbereich und entwickelte Strategien für Banken, Versicherungen und Pensionskassen; außerdem Chief Impact Officer bei NIXDORF Kapital (Deutschland). Obergantschnig lehrt seit mehr als 15 Jahren an Universitäten und Fachhochschulen und hat als Buch- und Studienautor über 500 Fachartikel, Kolumnen und Videos veröffentlicht.

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