Überschwemmungsrisiken machen deutlich, wie wichtig die Anpassung an den Klimawandel ist.

Die Eindämmung des Klimawandels ist weiterhin wichtig. Doch mit dem globalen Temperaturanstieg gewinnt auch die Anpassung immer mehr an Bedeutung, nicht zuletzt beim Umgang mit Überschwemmungsrisiken. Pictet Asset Management | 14.06.2025 08:46 Uhr
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Katastrophale Überschwemmungen wie im Herbst 2024 in Valencia werden im Zuge steigender globaler Temperaturen immer häufiger auftreten. Umso wichtiger ist es, Wege zur Anpassung – und zu ihrer Finanzierung – zu finden.

2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und wird wahrscheinlich das erste Jahr sein, in dem die Temperaturen 1,5 Grad Celsius über dem Ausgangswert vor der Erwärmung liegen.1 Dies hat jetzt schon erhebliche ökologische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen – eine davon sind Überschwemmungen. Die Häufigkeit von sehr seltenen Ereignissen, die zu massiven Regenfällen führen, hat in den 30 Jahren bis 2013 im Vergleich zu den 30 Jahren bis 1980 um 40 Prozent zugenommen2, wobei ungewöhnlich starke Niederschläge vor allem in den südlichen und östlichen Bundesstaaten der USA, in Europa und Asien sowie im südlichen Afrika zu beobachten waren.

Wenn die Luft wärmer wird, kann sie mehr Wasserdampf aufnehmen. Unter normalen atmosphärischen Bedingungen fällt dieser Dampf in Form von Regen, Hagel oder Schnee. Pro Grad Erwärmung gibt es zwischen 1% und 3% mehr Niederschlag, der sich an einer bestimmten Stelle stark konzentrieren kann. Innerhalb weniger Stunden kann bei einem einzigen großen Regenguss so viel Regen niedergehen wie normalerweise über Wochen oder gar Monate. Die Folge: Sturzfluten. Verstädterung, Bodenerosion, fehlende Vegetation und Bäume, Zerstörung von Feucht- und Überschwemmungsgebieten, die kurzfristig eine große Wassermenge aufnehmen können – das alles sind Faktoren, die zum Hochwasserrisiko beitragen.

Da die bisherigen Fortschritte beim Klimaschutz unzureichend sind, ist davon auszugehen, dass die Durchschnittstemperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf mindestens 2 Grad über dem Ausgangswert ansteigen werden. Demnach muss der Schwerpunkt auf der Anpassung liegen.

Der Weltklimarat hat festgestellt, dass Maßnahmen zum Hochwasserschutz besonders wirksam sein können – was nicht überrascht, wenn man bedenkt, dass der Hochwasserschutz eine lange Tradition hat.3

Dies könnte bedeuten: durchlässigere Oberflächen in den Städten, Bepflanzungspläne zum Schutz des Bodens, damit dieser mehr Wasser aufnehmen kann, die Wiederherstellung von Feuchtgebieten oder die Schaffung von unterirdischen Reservoirs, die kurzzeitig große Wassermengen aufnehmen können. Diese und verschiedene andere Maßnahmen wurden in von Sturzfluten bedrohten Städten wie Singapur, Rotterdam und Tokio erfolgreich umgesetzt.

Die Regierungen sind sich zunehmend der Notwendigkeit der Anpassung bewusst. Ein immer größerer Teil der Klimafinanzierung fließt in diesen Bereich – 2016 wurden laut OECD 10 Mrd. US-Dollar in die Anpassung gelenkt, dagegen 42 Mrd. US-Dollar in den Klimaschutz. Im Jahr 2022 sahen die Zahlen wie folgt aus: 32 Mrd. US-Dollar, also das Dreifache, bzw. 70 Mrd. US-Dollar, eine verhältnismäßig geringere Steigerung um das 1,6fache. Und dieser Trend dürfte sich fortsetzen.

Die große Lücke zwischen den tatsächlichen Investitionen und dem, was nötig ist, um die Netto-Null zu erreichen, wurde in einer kürzlich von Pictet in Zusammenarbeit mit dem Institute of International Finance erstellten Studie aufgezeigt. Um beispielsweise bis zur Mitte dieses Jahrhunderts die Netto-Null zu erreichen, muss das Verhältnis zwischen Investitionen in CO2-arme und fossile Energieträger bis 2050 von 2:1 auf etwa 7:1 steigen. Das bedeutet, dass die Investitionen in den Klimaschutz bis zum Ende dieses Jahrzehnts jährlich um bis zu 8 Bio. US-Dollar steigen müssen. 

Doch während die reichen Länder nach Lösungen für Risiken wie Überschwemmungen suchen und diese auch umsetzen, haben die ärmeren Länder – die aufgrund fehlender Infrastruktur und der in Randgebiete gedrängten Bevölkerung viel anfälliger für Katastrophen sind – nicht die nötigen Mittel. Das ist vor allem deswegen ungerecht, weil diese Länder auch weitaus geringere Pro-Kopf-Emissionen von Treibhausgasen haben.

Leider wird der größte Teil der Finanzmittel für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel in Länder mit guten institutionellen Kapazitäten gelenkt, die dadurch eher in der Lage sind, die Mittel effektiv einzusetzen. Dabei handelt es sich jedoch in der Regel nicht um die ärmsten Länder mit dem größten Bedarf. Sorgen über die Zweckentfremdung von Mitteln lassen die reichen Länder zögern, den bedürftigsten Ländern finanziell unter die Arme zu greifen. Diese Quadratur des Kreises zu bewerkstelligen, ist eine komplexe Herausforderung.

Es stellt sich auch die Frage einer falschen Anpassung. Einige Anpassungsstrategien verursachen andere Schäden oder sind nicht kostenwirksam. So könnte beispielsweise der Bau von Betoninfrastrukturen in Form von Hochwasserentlastungsanlagen oder Notwasserkanälen erhebliche Umweltschäden verursachen und die Treibhausgasemissionen überproportional zum Nutzen erhöhen.

Die zunehmenden Überschwemmungen, die durch den Temperaturanstieg verursacht werden, machen deutlich, wie wichtig es ist, über Klimaschutzstrategien hinauszugehen und auch Mittel für die Anpassung an den Klimawandel bereitzustellen.  Dieses Thema betrifft nicht nur die Schwellenländer. Auch die Industrieländer müssen sich der Bedeutung dieses Ansatzes bewusst werden. Auch wenn es Unterschiede in der Planung und Umsetzung gibt, sind Fortschritte zu verzeichnen. So hat der Schweizer Bundesrat im Jahr 2012 die Strategie Anpassung an den Klimawandel verabschiedet. Dass zunehmend Finanzmittel in den Industrieländern in die Anpassung fließen, ist ein gutes Zeichen.

Eine zentrale Herausforderung ist das Inselproblem bei der Umsetzung der Anpassungspolitik. Finanzmittel werden in der Regel in erster Linie für lokale Prioritäten eingesetzt. Die Bereitschaft, in großem Umfang in Anpassungsstrategien im Ausland zu investieren, dürfte daher eher gering sein. Die Welt wird vermutlich fragmentierter und regionaler werden, wenn es um die Finanzierung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen geht.

Einblicke für Investoren

von Jennifer Boscardin-Ching, Senior Client Portfolio Manager, Themenaktien

  • Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sind komplementäre Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Demnach waren Anpassungslösungen schon immer Teil des Anlageuniversums der Global Environmental Opportunities Strategie und ergänzen die Bemühungen zum Klimaschutz.

  • Anpassungslösungen sind breit gefächert und betreffen verschiedene Umweltthemen und -sektoren wie erneuerbare Energien (intelligente Netze), Energieeffizienz (Industrie- und Gebäudeeffizienz), Wasserwirtschaft (Wasserversorgung und -technologie) und Umweltschutz (Umweltberatung).

  • Aktuell geben Regierungen und Verbraucher am meisten für die Anpassung aus, während die Investitionen der Unternehmen trotz des hohen Bewusstseins für die Problematik verhalten bleiben. Diese Lücke stellt eine potenzielle Wachstumschance für Investoren dar, da die Unternehmen proaktive Maßnahmen ergreifen und das Bewusstsein in Taten umsetzen müssen, um ihr Vermögen vor dem zunehmenden Klimarisiko zu schützen.

Weitere beliebte Meldungen:

1 Als Referenztemperatur gilt der Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900.

2 E.M. Fischer und R. Knutti, „Observed heavy precipitation increase confirms theory and early models, Nature 2016“

3 https://www.ipcc.ch/assessment-report/ar6/

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