Grundnahrungsmittel werden funktional und begehrter

Die guten alten Grundnahrungsmittel sind zu den neuen Lieblingen der Lebensmittelindustrie avanciert. Pictet Asset Management | 01.07.2025 15:34 Uhr
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Eier, Joghurt, Milch. Die guten alten Nahrungsmittel, die die Grundlage unserer täglichen Ernährung bilden.

Aber sie sind zu den neuen Lieblingen der Lebensmittelindustrie avanciert, denn einige dieser allgegenwärtigen Produkte haben sich in „funktionale“ Nahrungsmittel verwandelt, also solche, die mit Nährstoffen wie Proteinen, Fettsäuren und Probiotika angereichert sind. Das bringt zusätzliche gesundheitliche Vorteile und überzeugt die Verbraucher.

Die Hersteller von Grundnahrungsmitteln, oft kleine Nischenanbieter, laufen ihren größeren Wettbewerbern den Rang ab, da ihre positiven Cashflows und soliden Geschäftsmodelle, die durch gesellschaftliche Trends getragen werden, Investoren anziehen.

Dies steht in einem starken Gegensatz zu den Trends nach der Covid-Pandemie vor ein paar Jahren. Damals waren Unternehmen, die neuartige Technologien wie fleischloses „Fleisch“, im Labor gezüchtetes Eiweiß und Methoden der vertikalen Landwirtschaft entwickelten, aufgrund ihrer spannenden Wachstumsaussichten hoch bewertet.

Doch die Science-Fiction hielt der Realität nicht stand. Viele dieser disruptiven Unternehmen hatten unerprobte Geschäftsmodelle und die Anfangs- und Betriebskosten waren hoch. Der Geschmack, der gesundheitliche Nutzen und der Preis entsprachen nicht den Erwartungen der Endverbraucher. Die Unternehmen betraten den Markt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, nach der Pandemie steigen die Inflation und die Zinssätze auf Rekordhöhe. Viele haben ihr Geschäft aufgegeben oder mussten von ihren ursprünglichen Ideen und Zielen abrücken.

Da sich die Verbraucher auf die einfachen Dinge zurückbesonnen haben, waren aufgrund verschiedener Faktoren einige der Grundnahrungsmittel auf einmal sehr begehrt.

Nehmen wir Eier. Anfang des Jahres gab es in den Supermärkten in New York, Denver und Chicago auf einmal keine Eier mehr, und in manchen Diners mussten die Gäste 50% mehr für Eier zahlen. Der Ausbruch der Vogelgrippe betraf in erster Linie die industrielle Eierproduktion mit Käfighaltung, mit der Folge, dass die Eierpreise auf ein Zehnjahreshoch stiegen.

Die einzigen Eier, die es noch gab, waren Freilandeier von Premium-Erzeugern, die durch bessere Tierwohlpraktiken und Freilandhaltung die Ausbreitung der Krankheit eingedämmt hatten. Einige dieser Eierkartons sind mit einem QR-Code versehen, der es den Verbrauchern ermöglicht, die Eier bis zur Henne zurückzuverfolgen. Dies sorgt für Transparenz in der Versorgungskette.

Neben der besseren Rückverfolgbarkeit haben Freilandeier auch ein besseres Nährstoffprofil als Eier aus industrieller Käfighaltung: Sie enthalten mehr Omega-3-Fettsäuren, die Vitamine D und B sowie Antioxidantien, da sich die Hennen mit dem ernähren, was sie auf der Wiese finden. Sie sind weniger anfällig für Krankheiten, die sich in industriellen Betrieben, in denen die Hennen oft in Käfigen gehalten werden, schnell ausbreiten können.

 Die Verbrauchernachfrage nach Grundnahrungsmitteln wie Eiern gilt als unelastisch – mit anderen Worten, die Verbraucher reagieren weniger stark auf höhere Preise. Und die Verbraucher sind bereit, für gesündere Optionen einen höheren Preis zu zahlen. Eine Studie hat ergeben, dass in den meisten Experimenten (bei 23 von 26) die Nahrungsmittelkäufer bereit wären, mehr als 30% mehr für gesündere Alternativen zu bezahlen.1

Funktionaler Joghurt

Auch Joghurt ist wieder im Trend. Verbraucher, die eine gesunde Ernährung und eine aktive Lebensweise bevorzugen, steigern die Nachfrage nach funktionalen Nahrungsmitteln und Getränken, wie z. B. mit Mineralien und Proteinen angereicherter Joghurt und Getränke, die Vorteile wie eine verbesserte Darmgesundheit bieten.

Die Industrie für funktionale Nahrungsmittel und Getränke wächst schnell und dürfte bis 2028 auf ein Volumen von mehr als einer halben Bio. US-Dollar ansteigen, aktuell sind es 281 Mrd. US-Dollar.2

In dieser Kategorie können kleinere Pure-Play-Unternehmen gut mit größeren Lebensmittelunternehmen konkurrieren und verzeichnen zweistellige Wachstumsraten.

Die Verbreitung von Medikamenten zur Gewichtsreduktion, wie GLP-1, scheint eine entscheidende Rolle zu spielen. Eine Studie, die Anfang dieses Jahres veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass die Verbraucher ihr Verhalten beim Kauf von Nahrungsmitteln zugunsten nährstoffreicher Produkte wie Joghurt ändern, wenn sie Appetitzügler einnehmen.3

Haushalte mit mindestens einem GLP-1-Konsumenten reduzieren ihre Ausgaben für Lebensmittel um ca. 6% in den sechs Monaten nach der Umstellung, wobei bei kalorienreichen verarbeiteten Produkten wie Chips und süßen Backwaren die größten Ausgabenrückgänge zu verzeichnen sind. So haben sie mehr Geld für nährstoffreiche Grundnahrungsmittel zur Verfügung.

Strengere Vorschriften gegen Junkfood fördern ebenfalls die Nachfrage nach gesunden Grundnahrungsmitteln und unterstützen spezialisierte Einzelhändler, die pflanzliche oder Bio-Lebensmittel anbieten. Im Vereinigten Königreich beispielsweise wird die Regierung ab Oktober 2025 Rechtsvorschriften erlassen, um die Werbung für Nahrungsmittel und Getränke mit hohem Fett-, Salz- oder Zuckergehalt einzuschränken; das gilt auch für Angebote wie „Kauf 1, nimm 2“ und Fernsehwerbung vor 21 Uhr.

Eier und Joghurt mögen zwar nicht besonders spannend sein, aber sie stellen die Lebensmittelindustrie auf den Kopf.

Einblicke für Investoren

von Mayssa Al-Midani, Senior Investment Manager, Themenaktien, Pictet Asset Management

  • Innovative Lebensmittelunternehmen, die Grundnahrungsmittel mit dem besonderen Etwas anbieten, wie z. B. Premium-Eier oder mit Vitaminen angereicherte Joghurt- oder Milchprodukte, haben gute Chancen auf ein starkes Wachstum, das durch solide Geschäftsmodelle getragen wird, die von den allgemeinen gesellschaftlichen Trends hin zu einer gesünderen Ernährung und weg von stark verarbeiteten Lebensmitteln profitieren. Bei diesen Unternehmen handelt es sich häufig um kleine und mittelgroße Unternehmen, die eine Nische besetzen und von hoher Qualität sind; viele von ihnen haben ihren Hauptsitz in den USA.

  • Die Industrie für funktionale Nahrungsmittel und Getränke wächst schnell und dürfte sich bis 2028 auf ein Volumen von mehr als einer halben Bio. US-Dollar verdoppelt. Die Aktienkurse innovativer Pure-Play-Unternehmen wie Vital Farms mit Sitz in den USA haben sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, während typische Unternehmen der Grundnahrungsmittelindustrie nur im niedrigen einstelligen Bereich zulegen konnten.

  • Die zunehmende Verbreitung von Medikamenten gegen Fettleibigkeit dürfte Verhaltensänderungen bei den Verbrauchern beschleunigen und den Trend zu gesunder Ernährung verstärken, wovon die Hersteller funktionaler Nahrungsmittel profitieren werden.

1 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36342169/

2 Statista

https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=5073929

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