„Sollte der US-Forderung nach einer weiteren deutlichen Absenkung des chinesischen Außenhandelsüberschusses erneut Nachdruck verliehen werden, würde im Umkehrschluss die schwächelnde Konjunktur weiter belastet. Investoren sind also gut beraten, sich auf eine höhere Volatilität einzustellen“, erklärt Franz Wenzel, Anlagestratege für institutionelle Kunden bei AXA Investment Managers.
Verantwortlich dafür seien steigende (US-)Zinsen und hohe Aktienmarktbewertungen, so Wenzel weiter. Der Dollar habe dabei einmal mehr seinen Charakter als „Fluchtwährung“ unter Beweis gestellt: Trotz oder vielmehr gerade wegen der politischen Unwägbarkeiten hat der Dollar in den vergangenen Wochen deutlich an Wert gewonnen. Über die künftige Geldpolitik gibt es keine Zweifel: Weitere Zinserhöhungen seien laut dem neuen Fed-Chairman Jerome Powell vorprogrammiert.
Für Europa sind Experten zuversichtlich, trotz des politischen Stillstands und möglicher Neuwahlen in Italien: „Trotz der mageren Wertentwicklung seit Jahresbeginn bleiben wir davon überzeugt, dass die europäischen Börsen das Jahr 2018 positiv beschließen werden“, so Wenzel. „Die zurückliegende Berichtssaison hat gezeigt, dass sich die Unternehmensgewinne vielversprechend darstellen.“ Die Konjunktur sei nicht notwendigerweise auf eine stabile Regierung angewiesen, das hätten die vergangenen Jahre schon vielerorts gezeigt.
Virulente Fragen für Europa mit bedeutender Dimension
Mit Blick auf die Entwicklungen auf globalem politischen Parkett stellen sich laut Franz Wenzel gleich zwei virulente Fragen für die Finanzmärkte. Kann die europäische Bankenreform weiter vorangetrieben werden, um die Konjunktur zu fördern? Und: Inwieweit strahlt eine instabile italienische politische Lage möglicherweise auch in Richtung Europa aus? Die europäische Reformfähigkeit und Glaubwürdigkeit seien hier aus seiner Sicht einmal mehr gefragt.
Unterdessen sind die Ölpreise so hoch wie seit über dreieinhalb Jahren nicht mehr (Sorte Brent). Die Diskussion um das Iranatomabkommen und die Krise im Nahen Osten haben den Ölpreis in den vergangenen zwölf Monaten von zunächst 50 US-Dollar auf heute etwa 75 US-Dollar ansteigen lassen. „Wir unterstellen, dass ein dauerhafter Anstieg von etwa 10 US-Dollar etwa 0,1 Prozent Wachstum kostet“, sagt Wenzel. Sollte der Ölpreis auf heutigem Niveau bleiben, könne das nach dieser Faustregel etwa 0,2 Prozent Wachstum kosten und die Inflation um etwa 0,3 bis 0,4 Prozent anheben.
Renditen-Flirt mit 3-Prozent-Marke: Versuchung für Investoren
Die Renditen von zehnjährigen Staatsanleihen nähern sich derweil der 3-Prozent-Marke. Sollten Investoren dieses Niveau nutzen und investieren wollen, ist laut der Experten angesichts der guten Konjunktur und weiter zu erwartender Zinserhöhungen seitens der US-Notenbank dennoch Vorsicht vor langlaufenden US-Anleihen das erste Gebot der Stunde. Allein für 2018 werden noch drei Zinserhöhungen unterstellt, gefolgt von drei weiteren Zinsschritten für 2019. Die Erhöhungen werden auch am langen Ende der Zinskurve nicht spurlos vorübergehen, sagt Wenzel. „Wir wären nicht überrascht, wenn sich die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen auf Sicht von zwei Jahren in Richtung der 4-Prozent-Marke bewegen würden“, erläutert der Experte. Unabhängig von diesen möglichen Entwicklungen bliebe laut seiner Aussage für alle ausländischen Investoren weiterhin die Währungssicherung ein zentrales Thema.