- Während in Dubai die COP 28 stattfindet, braut sich ein Rückschritt bei den Dekarbonisierungsbemühungen zusammen. Wir haben uns die jüngste EIB Climate Survey daraufhin angesehen, wie klimabewusst die Menschen in verschiedenen Ländern und Regionen sind und welche Maßnahmen sie sich wünschen.
- Angesichts der weiter rückläufigen Inflation im Euroraum wächst die Ungeduld der Märkte.
Wir gehen nicht davon aus, dass es auf der COP 28 zu einem Durchbruch kommt, der eine schnelle Anpassung an die Ziele des Pariser Klimaabkommens auslöst. Aber da derzeit alle Augen auf die Konferenz in den Vereinigten Emiraten blicken, haben wir die Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank daraufhin untersucht, wie die Menschen auf der Straße zum Thema Klimawandel stehen – und welche Politik sie sich wünschen. Europäer und Amerikaner liegen bei der Einschätzung der Bedeutung des Klimawandels weniger weit auseinander als man vermuten könnte. Hier wie dort zählt er für gleich viele Befragte (39%) zu den drei wichtigsten Herausforderungen für ihre Länder in den nächsten Jahren. Möglicherweise überraschend ist aber, dass das Klimabewusstsein in Europa in den letzten Jahren etwas abgenommen zu haben scheint, während es in den USA unverändert geblieben ist.
Nach der Umfrage der EIB machen sich Europäer mehr Sorgen wegen der wirtschaftlichen Folgen der Bekämpfung des Klimawandels als Amerikaner, Chinesen oder Inder. Außerdem sind sie beim Thema CO2-Steuern zurückhaltender. Wir vermuten, dass dies vor allem daran liegt, dass die Menschen in Europa schon jetzt erhebliche umweltbezogene Steuern zahlen. Schon heute tragen sie einen Teil der Kosten der Dekarbonisierung, während die Bürger anderer Länder und Regionen bislang verschont blieben. Aus unserer Sicht könnte das CO₂-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) mit überzeugenden Argumenten helfen, den drohenden Rückschlag in der Klimapolitik abzuwenden.
Während COP 28 im vollen Gange ist, befassen sich die Märkte nach der Veröffentlichung erfreulicher Inflationszahlen ausschließlich mit der Möglichkeit einer baldigen geldpolitischen Wende. Im November war die Teuerung im Euroraum erneut stärker gesunken als erwartet. Jetzt erwarten die Marktteilnehmer bereits für Ende des 1. Quartals 2024 die erste Zinssenkung der EZB. Wir halten das für eine extreme Annahme. Auch aus unserer Sicht ist die Novemberinflation grundsätzlich eine gute Nachricht, aber an unserer Meinung von letzter Woche hat sich nichts geändert: Nach der Taylor-Regel sprechen realistische Konjunkturszenarien zwar für schnelle starke Zinssenkungen im kommenden Jahr, aber wir rechnen erst ab Juni damit. Man sollte die Aussagen der EZB nicht ignorieren.
Von Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist and Head of AXA IM Core Investments Research