"Die neuen globalen Makroprognosen des IWF für 2020 sind schlimmer ausgefallen als erwartet. Dennoch hat der Pandemieschock noch nicht überall seinen Höhepunkt erreicht, und das Ausmaß bleibt ungewiss. Die Dauer des Lock-downs ist ein Schlüsselparameter für die Neuausrichtung, denn je länger er andauert, desto tiefer die Narben, die den Aufschwung jeder Volkswirtschaft behindern werden. Die IWF-Prognosen waren vor allem ein Signal an die Regierungen, alles zu tun, um die Bedingungen für eine kräftige Erholung aufrechtzuerhalten.
Manche Dinge sind leichter gesagt als getan, so das Sprichwort, und dies scheint auch auf die von Regierungen auf der ganzen Welt angekündigten Unterstützungsprogramme für kleine und mittelständische Unternehmen zuzutreffen. So tauchen immer wieder Probleme mit der Höhe der bereitgestellten Mittel und der Umsetzung auf. In den USA soll das Paycheck Protection Program bis Montag vollständig ausgeschöpft sein. Bei einem ähnlichen Programm, das von der britischen Regierung angekündigt wurde, berichtete die Financial Times, dass von 300.000 anfragenden KMUs 28.460 als antragsberechtigt angesehen wurden und nur etwa 6.000 einen Kredit erhielten. Mit einer Liquidität ausgestattet, die gerade ausreicht, um zwei Wochen zu überleben, stehen wichtige Klein- und Kleinstunternehmen vor dem Aus. Dies könnte die erhoffte Erholung nach der Schließung deutlich bremsen und die vielfach erwartete V-förmige Entwicklung in eine U- oder sogar L-förmige verwandeln."
Agnès Belaisch ist seit 2019 für Barings tätig und arbeitet an einer Vielzahl von Themen, die von der makroökonomischen Analyse bis hin zu verantwortungsbewussten Finanzen reichen. Sie ist seit 1996 in der Branche tätig und verbrachte insbesondere 10 Jahre beim IWF in Washington, DC, wo sie eine Vielzahl von Regierungen in Lateinamerika, Europa und Asien beriet. Zudem arbeitete sie als Managerin für festverzinsliche Schwellenländerfonds in London. Agnès Belaisch hat einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften von der New York University.