Veranlagungen in Private Markets waren bis vor kurzem noch institutionellen Anlegern vorbehalten. Jetzt ist der Zugang auch für private Anleger möglich.
Seit Anfang 2024 dürfen auch Kleinanleger Investitionen in „European Long Term Investment Funds (ELTIF´s) vornehmen. Der erste Anlauf der EU blieb hinter den Erwartungen zurück – zu restriktiv waren die Anforderungen und zu wenig flexibel war die Struktur. Mit dem ELFIF 2.0 soll ein vereinfachter Zugang für Privatanleger ermöglicht werden.
Bei ELTIF´s können sie ihr Geld langfristig in nicht börsennotierte Unternehmen oder Infrastrukturprojekte anlegen. Vom Volumen waren sie bisher noch nicht der „Renner“. Schätzungsweise waren Ende 2024 nur rund 20 Mrd. Euro in rund 100 ELTIF´s investiert.
Geworben wird mit der Aussicht auf zweistellige Renditen und mit Diversifikationsvorteilen gegenüber einem gemischten Portfolio, das nur aus Aktien- und Anleiheinvestments besteht.
Es gibt einige besondere Merkmale dieser Assetklasse, derer sich Investoren bewusst sein sollten:
Liquidität:
Private Markets Veranlagungen und somit auch ELTIF´s sind von Natur aus illiquide, da ihre Anlagen langfristig angelegt sind. Nach einer gewissen Mindesthaltedauer von rund 36 Monaten gibt es bei ELTIF´s zumindest die Möglichkeit vierteljährlich mit einer Kündigungsfrist von 12 Monaten auszusteigen. Ein Verkauf an der Börse ist nicht möglich. Das bedeutet: Wer kurzfristig Geld braucht, kann die Anteile in der Regel nicht verkaufen. Ob man Anteile vorzeitig an den Anbieter zurückgeben kann, hängt von den konkreten Bedingungen ab. Anleger müssen sich darüber informieren, was im Detail gilt.
Illiquidität ist eine Form von Risiko, die aber nicht in Kennzahlen wie Volatilität oder max. Verlust eingeht und von vielen erst als Risiko erkannt wird, wenn es zu spät ist – beispielsweise bei einem ungeplanten vorzeitigen Verkauf mit Abschlag.
Diversifikation:
Da ja mangels Börsennotierung keine echten Marktpreise vorhanden sind, lässt sich aus den offiziell ausgewiesenen Wert- und Renditeschwankungen praktisch nichts über das tatsächliche Risiko des Investments ableiten.
Durch die „geglätteten“ Anteilspreise und der dadurch sicher zu niedrig ausgewiesener Volatilität entsteht eine optisch attraktiv niedrige Korrelation mit dem Aktien- und Anleihenmarkt. Dadurch werden die Diversifikationsvorteile von Private Markets in einem gemischten Portfolio viel zu positiv dargestellt.
Performance:
Langfristige Performancevergleiche bei Private Markets zu erstellen ist schwierig, da es kaum Vergleichsbenchmarks gibt und einzelne Strategien stark voneinander variieren, was einen objektiven Vergleich zusätzlich erschwert.
Eine Möglichkeit wäre, den LPX50-Index als Proxy zu verwenden. Der Index repräsentiert die 50 größten börsennotierten Private Equity Fondsgesellschaften der Welt wie z.B.: Blackstone, KKR und Apollo. Diese Firmen vertreiben hunderte Private Equity Fonds, die in nicht börsennotierte Firmen investieren.
In den vergangenen 25 Jahren hat der LPX50-Index eine Rendite von 5,21% p.a. erzielen können – ein Investment in den MSCI-World Index hätte eine Rendite von 6,01% erzielt - bei geringeren Schwankungen.
Bzgl. LPX-50-Unternehmen muss noch erwähnt werden, dass es sich dabei bereits um überdurchschnittlich erfolgreiche Private Equity Firmen handelt.
Die entscheidende Frage ist, was bietet privates Kapital, was liquide Aktien und Anleihen nicht bieten können. Je mehr Kapital in Private Markets fließt, desto schwieriger wird es für Anbieter, in diesen Segmenten attraktive Renditen zu erzielen.
Viele Investmentfirmen sind auf der Suche nach Wachstum in den Private Markets und bringen verstärkt Fonds in diesem Segment auf dem Markt. Ein Grund dafür ist auch, dass die öffentlichen Märkte zunehmend von kostengünstigen Produkten dominiert werden, wo die Margen eher sehr klein sind.
Anleger sollten sich daher gut überlegen, ob ELTIF´s für die Veranlagung wirklich in Frage kommen. Wer dennoch investieren möchte, sollte dies nur mit einem kleinen Teil in einem breit gestreuten Portfolio tun.
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