«Wir brauchen unsere Zeit nicht in Verhandlungen mit Banken zu verschwenden», kommentierte der spanische CFO und Miteigentümer eines familiengeführten Pharmaunternehmens im Gespräch mit mir diese Woche. Stattdessen konzentrieren sie sich auf Arbeitsplatzsicherung und Wettbewerbsfähigkeit, um nach der Krise gestärkt hervorzugehen. Gehälter in der Produktion wurden um 20% erhöht und private Transportmittel allen Mitarbeitern zur Verfügung gestellt, die nicht von zu Hause arbeiten können. Der ursprüngliche Wachstumsausblick für 2020 im mittleren einstelligen Bereich konnte der CFO bestätigen, unsere Erwartungen liegen bei +10% bei gleichbleibenden Margen.
Im Hinblick auf Liquidität und Lieferfähigkeit stellt die derzeitige Krise auch Familienunternehmen vor enorme Herausforderungen. Doch diese verfügen über Eigenschaften, dank denen sie besser aufgestellt sind. Dazu zählen starke Bilanzen mit niedriger Verschuldung und der stetige Blick auf die FCF-Rendite, denn Cashflow ist deren Hauptfinanzierungsmittel. Diese «Lebenshygiene» sichert Unabhängigkeit sowohl in finanzieller als auch strategischer Hinsicht. Investitionspläne und Innovationen können fortgeführt werden, womit für Überlebensfähigkeit und intakte Wachstumsperspektiven gesorgt ist.
Die unterschiedlichen Verschuldungsniveaus vor der Krise zeigen es auf. So betrug der Nettoverschuldungsgrad (Net Debt/EBITDA) europäischer Firmen ca. 1.4x, während ihre Pendants in Amerika einen historischen Extremwert von >2x aufwiesen. Sinkt der operative Gewinn durch die Krise um mehr als 25%, werden mit grosser Sicherheit Covenants gebrochen. In Bezug auf das Verschuldungsrisiko agieren europäische Unternehmen mit mehr Vorsicht. Auch die Unternehmensgrösse ist entscheidend, denn Small und Mid Caps zeigen sich grundsätzlich konservativer. Deutlich tiefer liegt das Leverage-Ratio empirisch bei Familienunternehmen und somit zeigt der BB Entrepreneur Europe Small Fonds mit 0.2x einen deutlich geringeren Verschuldungsgrad als seine Benchmark. Folgende Grafik veranschaulicht diese Fakten.
Im Rahmen unserer aktuellen Analysen spielen neben finanzieller Unabhängigkeit zwei zentrale Aspekte eine Rolle: Sind die Unternehmen angebotsseitig in der Lage zu produzieren und ihre Dienste zu erbringen? Und, mit Bezug auf die Nachfrageseite: Gibt es strukturelle Veränderungen bzw. wie lange wird die Nachfrageschwäche andauern und wie schnell kann sich diese erholen? Kann man davon ausgehen, dass das Unternehmen unbeschadet oder sogar als Gewinner aus der Krise hervorgeht? Auch interessiert uns der Massnahmen- und Aktionskatalog des Managements für die? Ermittlung eines fairen Kursziels. Für diese Analysen stehen uns unsere guten Managementkontakte und Industrienetzwerk zur Verfügung.
Entwicklung und Positionierung des BB Entrepeneur Europe Small Fonds
Der BB Entrepreneur Europe Small (LU0631859229) hat sich seit Jahresbeginn bis zum 20. April 2020 um 4.3% besser entwickelt als sein Vergleichsindex MSCI Europe Small Cap (ex UK). Dies dürfte nicht zuletzt am Portfolioumbau liegen, den wir seit Juni vergangenen Jahres vorgenommen haben. So haben wir die Bereiche Gesundheit und Verbrauchsgüter ausgebaut, während wir unser Engagement in zyklischeren Sektoren in der Erholungsphase reduzierten. Unser Tech-Übergewicht haben wir beibehalten.
In der Covid-19-Schockphase konnten wir das Portfolio aktiv bewirtschaften und neue Anlageopportunitäten ergreifen. So haben wir seit Jahresanfang fünf neue Investments initiiert, darunter ein deutscher Hersteller von Mikrobatterien, ein schwedischer Bonbonspezialist und eine Online-Apotheke mit Sitz in der Schweiz.
Update BB Entrepeneur Swiss Small & Mid
Auch unsere Schweizer Nebenwertestrategie BB Entrepeneur Swiss Small & Mid (LU1477743543) hat sich gut bewährt und erzielte seit der erfolgreichen Umstellung im Juli 2019 eine relative Outperformance von 8.5% gemessen an ihrer Benchmark SPIEX und landet somit seit Jahresbeginn wie auch über ein Jahr im ersten Quartil gemessen an ihren Peers.