"Japanische Aktien sind am Freitag stark gestiegen, der TOPIX-Index legte an diesem Tag um 4,3 Prozent zu, in der vergangenen Woche um 7,4 Prozent. Der wesentliche Grund für den rasanten Anstieg war die Meldung, dass der staatliche Pensionsfonds eine Re-Allokation plant und japanische Aktien deutlich stärker gewichten will. Ein weiterer Impuls für die Rallye war die unerwartete Ankündigung der japanischen Zentralbank (BoJ), ihr quantitatives und qualitatives Lockerungsprogramm auszuweiten. Diese Ankündigung führte auch zu einem Kurseinbruch des Yen, der auf das Sechsjahrestief von 111 Yen pro US-Dollar fiel.
Während die Bank of Japan grundsätzlich weiterhin davon ausgeht, dass die Wirtschaft sich auf einem moderaten Wachstumspfad befindet, scheint die Angst vor einer sinkenden Inflationsrate zugenommen zu haben. Seit dem Höhepunkt im April ist die Inflationsrate auf 1 Prozent gesunken – wenn man vom Einfluss der erhöhten Mehrwertsteuer absieht. Zudem wirken die sinkenden Ölpreise, die für die Wirtschaft grundsätzlich positiv sind, bremsend auf die Teuerung.
Ich bin der Meinung, dass dieser Schritt den Willen der japanischen Zentralbank verdeutlicht, ihr mittelfristiges Inflationsziel von 2 Prozent auch wirklich zu erreichen. Aktuell liegt die Teuerungsrate unter der Schwelle, die für die Zentralbank akzeptabel ist. Daher hat sie nun – genau wie im vergangenen April – die Initiative übernommen und aktiv eingegriffen.
Ein weiterer Aspekt, den die Zentralbank vor ihrem Schritt wohl in Betracht gezogen hat, ist die zweite Stufe der Mehrwertsteuererhöhung, die für Oktober 2015 geplant ist. Zentralbanker hatten davor gewarnt, das Vertrauen in die finanzielle Stabilität des Landes zu schädigen. Die erneute Ausweitung des quantitativen und qualitativen Lockerungsprogramms lässt den Schluss zu, dass die Bank of Japan zwar entschlossen ist, die nächste Mehrwertsteuererhöhung umzusetzen, jedoch die damit verbundenen Risiken abmildern will.
Alles in allem sind die Auswirkungen der geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen sowohl für japanische Aktien als auch für die Entwicklung der Inflation positiv, wenn auch nicht ohne gewisse Risiken. Die politische Reformagenda des Landes ist ambitioniert, und es ist spannend zu sehen, welche Früchte sie tragen wird. Wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass auch die Unternehmen Reformen anstoßen und Japan zudem als einer der wenigen großen Märkte noch relativ günstig bewertet ist, ist der mittelfristige Ausblick für japanische Aktien positiv."
Alex Treves, Head of Japanese Equities, Fidelity Worldwide Investment
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