DNB-Tech-Fondsmanager Bergland: Ausmaß der Techkorrektur hat viele Anleger überrascht

DNB Asset Management | 25.05.2022 10:35 Uhr
Sverre Bergland, Portfolio Manager des DNB Fund Technology bei DNB AM / © DNB AM
Sverre Bergland, Portfolio Manager des DNB Fund Technology bei DNB AM / © DNB AM
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Google, Facebook & Co hatten einen schlechten Start ins Jahr. Aber auch das Umfeld für den IT-Sektor ist bereits seit Oktober letzten Jahres eher schwach und der April war seit langer Zeit einer der negativsten Monate für den Nasdaq. Allerdings war der Tech-Sektor in 2020 und 2021 sehr stark anstiegen, dass eine gewisse Korrektur nicht wirklich überraschend war. Was aber viele Anleger überrascht hat, ist das Ausmaß der Korrektur. Bisher bedeutete dies einen sehr harten Absturz für den teuersten Teil des Marktes. Ein Grund bestand sicherlich in der Divergenz zwischen Wachstum- und Value-Titeln. Diese Entwicklung begann zwar schon vor der Covid-Pandemie, der Trend wurde allerdings – auch durch den starken Rückgang der Zinsen – nochmals verstärkt. Zudem kamen extrem viele neue Teilnehmer auf den Aktienmarkt, so dass der Anteil an Privatanlegern deutlich größer geworden ist. Und all diese Faktoren zusammen haben ihre Auswirkungen. Obwohl einige Titel um bis zu 80 Prozent gefallen sind, halten wir sie immer noch für teuer. Sie haben in 2021 einen Punkt erreicht, der einfach völlig unrealistisch war, und die Gegenreaktion ist jetzt da. Wenn es zu einer derart starken Korrektur kommt, werden einige dieser Aktien zu interessanten Anlagezielen. Allerdings gibt es einige darunter, die noch kein Geld verdienen. Diese sind aus unserer Sicht nicht interessant. 

Software- und Spielsektor mit guten Aussichten

Eine große Anzahl der Konsumenten haben während der Pandemie neue Telefone, PCs, Fernseher etc. gekauft. Wenn die Menschen jetzt wieder beginnen, ein normaleres Leben zu führen – das bedeutet mehr Geld für Restaurantbesuche und Unterhaltung auszugeben -, wird auf der anderen Seite weniger Geld für Elektronik übrigbleiben. Deshalb haben wir beispielsweise den Halbleiter- und Hardwarebereich untergewichtet. Dagegen haben wir sowohl in den Softwarebereich als auch in den eher wertorientierten Teil des Marktes investiert. Dazu zählen z. B. Unternehmen wie Microsoft, SAP und Oracle. 

Ein weiterer interessanter Bereich ist der Spielesektor. Hier gehen wir von einer höheren Wachstumsrate in der zweiten Hälfte des Jahres aus. In diesem Sektor gibt es zahlreiche Fusionen und Übernahmen, wie Microsoft bei Activision Blizzard. Die M&A-Aktivitäten werden hier weitergehen, da die User in der Regel auf den Plattformen bleiben. Und wenn man an die Metaverse-Idee glaubt, dann werden Spiele einer der ersten Orte sein, die wir sehen werden. 

Wie geht es bei den großen weiter? Apple vs. Microsoft

Bei Microsoft sind wir optimistisch, was die weitere Entwicklung angeht, da das Unternehmen in fast allen wichtigen IT-Trends sehr gut positioniert ist. Wir gehen von einem Wachstum von 16 bis 20 Prozent aus. Das Unternehmen verfügt über ein sehr gutes Modell für wiederkehrende Einnahmen. Im Gegensatz dazu sind wir bei Apple wiederum sehr skeptisch. Der Grund ist, dass der Elektronikmarkt bzw. der Verbrauchermarkt in der nächsten Zeit recht schwierig sein könnte, weil in der Pandemie-Zeit zu viel in diesen Markt investiert wurde. Wenn wir uns also Apple genauer ansehen, hat es fast denselben Preis wie Microsoft. Allerdings wächst das Unternehmen nur um ca. 5 Prozent pro Jahr beim Umsatz, während Microsoft drei bis vier Mal so schnell wächst. Trotzdem werden sie mit demselben Multiplikator gehandelt. Außerdem sehen wir Risiken bei Apple, wenn es um Regulierung der Plattformgebühren und auch die Sättigung des Smartphone-Marktes geht. Dies sind Gründe, warum wir aktuell eine große Beteiligung bei Microsoft, aber keine bei Apple besitzen. 

Bei Google und Facebook sind wir im Grunde genommen neutral eingestellt. Wir denken, dass die Aktien sehr attraktiv bewertet sind, aber es ein wenig unklar ist, wie sich der Werbemarkt in den nächsten 12 Monaten entwickeln wird. 

Starkes Wachstum bei Cloud Computing

Potenzial bzw. starkes Wachstum sehen wir beim Cloud Computing. Der Markt ist bereits sehr groß, trotzdem könnten wir uns noch in einem frühen Zyklus befinden. Allein Microsoft ist in diesem Bereich im letzten Quartal um fast 50 Prozent gewachsen und erwartet für das nächste Quartal ähnliche Zahlen. Auch Amazon und Google sind hier gut aufgestellt, so dass dieser Markt über einen längeren Zeitraum in hohem Tempo wachsen sollte. Zumal Amazon bisher immer mit einer guten Rentabilität punkten konnte.

Sverre Bergland, Portfolio Manager des DNB Fund Technology bei DNB AM

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