Risikomanagementstudie: Nullzinsumfeld und Regulierung schaffen neue Risiken

Die Kombination aus Nullzinsumfeld und verschärfter Regulierung schafft zusätzliche Risiken für Investoren und das Finanzsystem insgesamt. Auf diese Herausforderungen müssen Asset Manager mit neuen Anlagestrategien und neuen Risikomodellen reagieren. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung von Professor Martin Hellmich von der Frankfurt School of Finance & Management im Rahmen der diesjährigen Risikomanagementstudie von Union Investment. Union Investment | 23.11.2015 16:59 Uhr
©  Olivier Le Moal - Fotolia
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Vor allem Banken und Versicherungen, die über Basel III und Solvency II in besonderem Maße mit neuen Vorschriften konfrontiert sind, stehen vor großen Herausforderungen. Die durchschnittliche Performance bei der Eigenanlage (Depot A) deutscher Banken ist insbesondere aufgrund sinkender Zinserträge von 5,2 Prozent im Jahr 2005 auf ca. 1,8 Prozent im Jahr 2014 gesunken. Die regulatorische Anforderung, mehr liquide und gegenwärtig besonders niedrig rentierliche Aktiva zu halten, verschärft das Risiko, die Ertragsziele zu verfehlen. „Die Vorgaben zur Eigenkapitalhinterlegung lassen den Banken wenig Spielraum, die strategische Asset Allocation in ihren Depot-A-Portfolios anzupassen“, erläutert Professor Hellmich.

Für Versicherungen ist durch das Zusammenwirken von Nullzins und Solvency II eine Situation entstanden, welche nur Unternehmen mit hohen Eigenkapitalquoten bewältigen können. Versicherungsunternehmen müssen über Anlagekompetenzen in Assetklassen mit höheren Renditen verfügen und sich auf mehr Risiko und eine geringere Liquidität einstellen. „Betreiben Lebensversicherungen die Wiederanlage unverändert, dann wird die durchschnittliche Rendite im gegenwärtigen Umfeld nur geringfügig über 2,1 Prozent liegen und damit das durchschnittliche Garantieniveau von ca. 3,3 Prozent deutlich unterschreiten“, so Hellmich weiter. Besondere Gefahren gehen zudem von einer Zinswende aus. Würden die Zinsen plötzlich um rund 200 Basispunkte steigen, könnte dies für manche der rund 60 größeren deutschen Lebensversicherungen zu einer bedrohlichen Schieflage führen.

Investoren blicken skeptisch in die Zukunft 

Angesichts dieser Herausforderungen schätzen Investoren die Zukunftsaussichten skeptisch ein. So gaben die im Rahmen der Risikomanagementstudie befragten Banken an, dass fast 55 Prozent der deutschen Kreditinstitute ihre Anlageziele aufgrund regulatorischer Vorgaben in den nächsten drei Jahren nicht erreichen werden. Aufgrund des Niedrigzinsumfeld würden sogar 69 Prozent der Geldhäuser ihre Anlageziele verfehlen. Etwas weniger besorgt zeigten sich die befragten Versicherungsunternehmen: Eine Zielverfehlung aufgrund der Regulierung erwarten diese für 29 Prozent der Branche, eine Zielverfehlung aufgrund des Niedrigzinsumfeldes für 49 Prozent der deutschen Versicherungen. 

Aufbruch zu neuen Ufern 

Als Antwort auf das veränderte Umfeld müssen Investoren und Asset Manager das Investmentuniversum systematisch auf Anlagemöglichkeiten abklopfen, die rentierlich und regulierungskonform sind. „Mehr Flexibilität und mehr Risiko im Rahmen der regulatorischen Möglichkeiten sind das Gebot der Stunde“, sagt Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das Geschäft mit institutionellen Kunden. Nach Ansicht von Schindler empfiehlt sich vor allem eine Internationalisierung der Kapitalanlage, um von globalen Zins- und Wachstumsunterschieden zu profitieren. Darüber hinaus sollten risikokontrollierte Aktienstrategien sowie Immobilieninvestments zum Einsatz kommen. Auch Verbriefungen seien eine geeignete Option, um das Portfolio breiter aufzustellen. „Gegenwärtig ist eine wesentliche Umstellung in den Portfolios vieler Anleger allerdings noch nicht zu erkennen“, warnt Schindler. Der überwiegende Teil der Anlagevolumina liege nach wie vor in Renten- und Geldmarktpapieren, während Aktien oder Immobilien meist Investitionsquoten von unter fünf Prozent aufwiesen. 

Neue Risikomodelle erforderlich 

Das aktuelle Investmentumfeld beeinflusst nicht nur die Risikosituation einzelner Investoren, sondern setzt auch das Finanzsystem zusätzlichen Risiken aus. So führen die massiven Interventionen der Zentralbanken zu hohen Korrelationen unterschiedlicher Assetklassen. Gleichzeitig reagieren große Investorengruppen aufgrund regulatorischer Vorgaben mit einem zunehmend gleichgerichteten Nachfrageverhalten, das sich auf die Vermögenspreise auswirkt und die Gefahr von Preisblasen erhöht. „Wir beobachten steigende Ansteckungsrisiken im Finanzsystem“, stellt Hellmich fest.

Zur Bewältigung dieser Herausforderungen wird auch eine neue Generation von Risikomodellen benötigt, da klassische Risiko- und Portfoliooptimierungsmodelle im Wesentlichen nur lineare Phänomene abbilden. „Die Schwächen der klassischen Modellwelt führen nicht zu einer Abkehr von quantitativen Methoden. Es geht darum, die mathematischen Verfahren im Risikomanagement weiterzuentwickeln, um komplexe Vorgänge als Ganzes beschreiben und simulieren zu können“, erklärt Schindler.

„Die Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung der Risikomodelle sind gegeben“, ergänzt Prof. Hellmich. Die Möglichkeiten der Datenverarbeitung seien immens gewachsen. „Zudem liefern neue regulatorische Anforderungen, weiter steigende Reporting-Pflichten sowie die voranschreitenden Digitalisierung eine stark wachsende Datenmenge, mit der sich neuartige Risikomodelle kalibrieren lassen“, sagt Hellmich.

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