Union Investment wächst in schwierigem Umfeld

Union Investment bleibt trotz eines sehr holprigen Jahresauftakts an den Börsen auf Wachstumskurs. Mit 10,6 Mrd. Euro erzielte die Fondsgesellschaft den zweitbesten Nettoabsatz innerhalb der letzten fünf Jahre. „Damit zählen wir auch in diesem Jahr zu den absatzstärksten Fondsgesellschaften“, sagte Hans Joachim Reinke, Vorstands-vorsitzender von Union Investment, im Rahmen der Halbjahrespressekonferenz in Köln. Union Investment | 18.07.2016 11:23 Uhr
Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender, Union Investment / ©  Union Investment
Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender, Union Investment / © Union Investment
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Der Nettoabsatz des institutionellen Geschäfts bewegt sich mit 6,6 Mrd. Euro mit Ausnahme des außergewöhnlichen Vorjahreswerts (9,4 Mrd. Euro) im Rahmen der letzten fünf Jahre. Die Assets under Management, die Union Investment für institutionelle Kunden verwaltet, erreichten mit 158,1 Mrd. Euro (142,3 Mrd. Euro) einen neuen Höchststand. Gefragt waren im ersten Halbjahr 2016 vor allem Produkte mit größeren Renditechancen wie Unternehmens-, Schwellenländer-, Hochzins-, Nachranganleihen und Verbriefungen. Darüber hinaus gewannen globale Aktienstrategien, Multi-Asset- und Absolute-Return-Produkte sowie Immobilieninvestments an Bedeutung. Diese nutzen institutionelle Kunden, um Portfolios diversifizierter aufzustellen. „Den Druck, auskömmliche Renditen zu erzielen, erhöhen volatile Märkte, Negativzinsen und die Regulierung, sodass sich viele institutionelle Kunden mit neuen Anlagestrategien beschäftigen. Fonds, die diese Anforderungen erfüllen, werden stark nachgefragt“, stellte Reinke fest.

Zudem stießen nachhaltige Lösungen weiterhin auf wachsendes Interesse. Mittlerweile ist der Bestand an nachhaltig gemanagten Fonds bei Union Investment auf rund 21 Mrd. Euro (10 Mrd. Euro) gestiegen. „Damit sind wir in Deutschland der führende Fondsanbieter für nachhaltige Geldanlagen“, konstatierte Reinke. Bereits 60 Prozent aller institutionellen Anleger in Deutschland berücksichtigen bei ihren Investmententscheidungen Nachhaltigkeitskriterien, wie aus der aktuellen Nachhaltigkeitsstudie von Union Investment hervorgeht.

Neben diesen langfristig angelegten Strategien führen die Negativzinsen für einige Investoren zu einem neuen Handlungsbedarf bei kurzfristig angelegten Geldern. Inzwischen nutzen institutionelle Kunden verstärkt Geldmarkt- und geldmarktnahe Fonds, um ihre liquiden Assets zu managen, ohne Strafzinsen zahlen zu müssen. Als Antwort auf diesen Bedarf bietet Union Investment zum Beispiel seit fünf Monaten mit dem UniInstitutionalReserve Plus einen geldmarktnahen Fonds an, der sehr kurzlaufende Unternehmensanleihen oder Floater enthält und mittlerweile auf 2,2 Mrd. Euro angewachsen ist.

„Insgesamt blicken wir im institutionellen Geschäft in den ersten sechs Monaten auf ein dynamisches Wachstum. Unsere Lösungen werden von genossenschaftlichen und nicht-genossenschaftlichen Kunden im In- und Ausland rege nachgefragt“, sagte Reinke. 

Sehr gutes Neugeschäft mit privaten Kunden

Der seit 2012 anhaltend positive Nettoabsatz im Privatkundengeschäft hat sich auch im ersten Halbjahr 2016 mit 4,0 Mrd. Euro (4,5 Mrd. Euro) fortgesetzt. „Das ist das zweitbeste Ergebnis der letzten fünf Jahre. Erfreulich ist, dass viele private Kunden trotz schwieriger Rahmenbedingungen Kurs halten“, erklärte Reinke. Absatzfavoriten waren einmal mehr Multi-Asset-Lösungen. Ihnen flossen im ersten Halbjahr netto 2,7 Mrd. Euro (5,6 Mrd. Euro) zu. Davon entfielen 1,5 Mrd. Euro auf die sechs PrivatFonds. Stark nachgefragt wurden nach wie vor Offene Immobilienfonds, in die Privatanleger bis Ende Juni 1,5 Mrd. Euro (1,5 Mrd. Euro) anlegten. „Es wird bei den Offenen Immobilienfonds zunehmend anspruchsvoller, die starke Nachfrage der Kunden mit den Anlagemöglichkeiten im Gleichgewicht zu halten. Deshalb konnten wir in diesem Jahr in unseren drei zentralen Immobilien-Publikumsfonds nur für wenige Wochen neue Gelder annehmen“, erläuterte Reinke.

Immer mehr Anleger erkennen zudem die Chancen des ratierlichen Fondssparens für einen nachhaltigen Vermögensaufbau. „Wie wir aus der Marktforschung wissen, liegt den Deutschen das Sparen weiterhin ‚im Blut‘. Es gibt den Menschen ein gutes Gefühl, weil Sparen die Handlungsfähigkeit für die Zukunft erhält“, erklärte Reinke. Nur 3,8 Prozent der Deutschen würden nicht sparen. „Sparen ist nicht tot, sondern wird höchstens totgeredet“, so Reinke. Da viele Menschen nicht noch mehr sparen könnten und wenig Lust verspürten, länger zu sparen, käme es darauf an, effizienter zu sparen und so die „Evolution des Sparens“ weiterzuführen. So sieht auch die Bundesbank in der gestiegenen Nachfrage nach Investmentfonds erstmals eine „sichtbare aktive Renditesuche“ der privaten Haushalte. 

Als Ergebnis wuchs bei Union Investment die Zahl der Fondssparverträge in den letzten zwölf Monaten um 16,6 Prozent auf 1.281.000 (1.099.000). „Gefreut hat uns insbesondere, dass vier von fünf Euro der Gelder in renditestarke Substanzanlagen wie Aktien-, Misch- und Immobilienfonds geflossen sind“, ergänzte Reinke. Zum Wachstum beigetragen hatte auch die Entscheidung von Union Investment, zum Jahreswechsel die Mindestsparrate auf 25 Euro monatlich zu senken. Stabil entwickelte sich auch das ratierliche Geschäft mit der Riester-Rente. Hier investierten die Sparer im ersten Halbjahr 665 Mio. Euro (614 Mio. Euro).

„Ob ratierliches Sparen oder Einmalanlage – Investmentfonds gewinnen in der mittel- und langfristigen Geldanlage privater Kunden zunehmend an Bedeutung. Zugleich haben sich unsere Kunden trotz der Börsenturbulenzen besonnen verhalten. Aus diesem Grund konnten wir das erste Halbjahr im Privatkundengeschäft mit einem guten Ergebnis abschließen“, erklärte Reinke. 

Altersvorsorgesystem in seiner Vielfalt erhalten und stärken

In seinem Vortrag ging Reinke auch auf die aktuellen politischen Diskussionen um das deutsche Rentensystem ein. Es beruht auf zwei Grundpfeilern, dem Umlageverfahren und dem kapitalgedeckten Verfahren. „Hier wurde über Jahrzehnte ein System entwickelt, das sich bewährt hat“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Beide Wege kommen aus unterschiedlichen Gründen verstärkt unter Druck, die gesetzliche Rentenversicherung aufgrund der Demografie, die kapitalgedeckte Vorsorge aufgrund des lang anhaltenden Niedrigzinsumfelds. Reinke kritisierte Vorschläge aus der Politik, die darauf abzielten, zum Umlageverfahren als einzigem Träger der Altersvorsorge zurückzukehren. „Mir konnte bislang keiner erklären, wie man die Stabilität eines Gebäudes erhöht, indem man einen tragenden Eckpfeiler wegschlägt“, führte Reinke aus.

Als Beleg, welchen Nutzen die Diversifikation nicht nur in der allgemeinen Geldanlage, sondern auch im Rentensystem schaffen kann, führte er Berechnungen der Bundesregierung an. In ihrem aktuellen Rentenversicherungsbericht hat sie am Beispiel der Riester-Rente untersucht, wie das Versorgungsniveau durch die Kombination von gesetzlicher Rente und kapitalgedeckter Vorsorge gesichert wird. „Das Ergebnis zeigt, dass das Versorgungsniveau bis zum Jahr 2029 auf über 50 Prozent gehalten werden kann. Die Riester-Rente erfüllt ihre ursprüngliche Aufgabe, das sinkende Niveau der gesetzlichen Rente abzufedern und hilft, die Rentenlücke dauerhaft zu reduzieren“, erläuterte Reinke. 

Der Vorstandsvorsitzende erachtete es als nicht zielführend, heutzutage großzügige politische Geschenke aus der Rentenversicherung zu verteilen. Denn sie führten letztlich dazu, die Möglichkeit künftiger Generationen zu schmälern, angemessen an den Leistungen der gesetzlichen Rente partizipieren zu können. Darüber hinaus führten sie zu steigenden Lohnnebenkosten und belasteten die Wettbewerbsstärke. „Es geht auch in guten Zeiten darum, mit den Mitteln der gesetzlichen Rentenversicherung hauszuhalten. Auf eine stabile Konjunktur können wir uns nicht dauerhaft verlassen, und mehr Beitragszahler wird es aufgrund der Demografie nicht geben.“

In den kapitalgedeckten Verfahren sollte den niedrigen Zinsen durch mehr Wettbewerb und ein breiteres Angebot an Wahlmöglichkeiten und weiteren Anreizen begegnet werden. So ist es beispielsweise im Sinne aller Vorsorgesparer, auch in der betrieblichen Altersversorgung allen Anbietern den gleichen Zugang zum Markt zu verschaffen. „In einem solchen Level Playing Field könnten Sparer aus einem breit angelegten Angebot die für sie passenden Lösungen auswählen und müssten ihre Anlagemöglichkeiten nicht beschränken“, sagte Reinke.

Er forderte zudem eine Weiterentwicklung der Riester-Rente. „Es würden sich noch mehr Menschen für die Riester-Rente entscheiden, wenn sie nicht auf die Grundsicherung angerechnet, die Fördergrenzen und Zulagenhöhen dynamisiert und der Berechtigtenkreis ausgebaut werden würde“, erklärte Reinke. Zudem regte Reinke an, dass Deutschland dem Beispiel anderer Länder folgen und die ungeförderte private Vorsorge mit steuerlichen Anreizen attraktiver machen sollte.

Reinke vermisste in der aktuellen öffentlichen Rentendebatte ein gewisses Maß an Sachlichkeit. „Ich wünsche mir, dass wir in der öffentlichen Diskussion den Menschen mehr Orientierung geben, statt sie durch zugespitzte Aussagen zu verunsichern. Wir müssen die Sparer, die etwas für ihre Vorsorge getan haben, darin bestärken, dass sie etwas richtig gemacht haben“, resümierte Reinke.

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