Die institutionellen Investoren, die bereits Erfahrung mit nachhaltigen Kapitalanlagen gesammelt haben („Anwender“), zeigen sich von den Vorteilen überzeugt. Die meisten von ihnen sehen nachhaltige Portfolios mit Blick auf die Performance (81 Prozent) und das Risiko (76 Prozent) im Vergleich zu konventionellen Portfolios gleichauf oder im Vorteil. Daher verwundert es nicht, dass sich 79 Prozent der Anwender einen Ausstieg aus nachhaltigen Investments nicht vorstellen können.
Der entscheidende Impuls, sich künftig verstärkt mit nachhaltigen Kapitalanlagen zu beschäftigen, sind für 55 Prozent der Befragten veränderte regulatorische Anforderungen. „Die Nachhaltigkeitsdynamik im Finanzsektor steigt durch die EU-Regulierung weiter. Zwischen politischem Anspruch und Anlagepraxis klaffen allerdings Lücken, denn Unternehmen sind bislang nicht verpflichtet, die für eine Umsetzung der EU-Taxonomie benötigten Daten zu liefern. Nachhaltigkeit wird jedoch in spätestens fünf Jahren Standard bei der Kapitalanlage sein“, erläutert Alexander Schindler, Vorstand von Union Investment mit Zuständigkeit für institutionelle Kunden und Nachhaltigkeit.
Bei näherer Betrachtung der genannten Gründe für eine Nichtberücksichtigung („Nichtanwender“) beziehungsweise Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien („Anwender“) fällt die unterschiedlich gelagerte Motivation auf: Die Nichtanwender nennen vor allem externe Faktoren wie eine fehlende Nachfrage von Kunden (73 Prozent) und Gremien (57 Prozent) als Gründe gegen die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. Dagegen agieren die Anwender überwiegend aus eigenem Antrieb. Sie führen als Gründe für ihre nachhaltige Kapitalanlage vor allem die Werte des eigenen Unternehmens (89 Prozent) und Verantwortungsbewusstsein (81 Prozent) an.
Bei der Auswahl des Asset Managers für nachhaltige Kapitalanlagen steht für die Anwender dessen Glaubwürdigkeit beim Thema Nachhaltigkeit an erster Stelle (81 Prozent; Mehrfachnennungen). Hohen Wert legen sie auch darauf, dass der Asset Manager bei nachhaltigen Geldanlagen eine Erfolgsbilanz vorweisen (75 Prozent) und ein Nachhaltigkeits-Reporting gewährleisten kann (71 Prozent). An vierter Stelle wurde die Risikomanagement-Kompetenz als Kriterium genannt (69 Prozent).
In Hinblick auf die Risiken für die Rendite ihres Portfolios stufen die Anwender die Governance, d.h. die Qualität der Unternehmensführung der Wertpapieremittenten, als mit Abstand wichtigsten Faktor ein (56%; Mehrfachnennungen). Deutlich geringere Performancerisiken für das Portfolio gehen dagegen aus Investorensicht von den beiden anderen ESG-Faktoren (ESG: Environment, Social, Governance) Umwelt mit 30 Prozent der Nennungen und Soziales mit 14 Prozent aus.
71 Prozent der institutionellen Anleger von Klimawirkung nachhaltiger Investments überzeugt
Mehr als zwei Drittel der institutionellen Anleger (71 Prozent) glauben, dass nachhaltige Kapitalanlagen einen entscheidenden Einfluss auf das Weltklima haben. Gleichzeitig liegen jedoch nur knapp einem Drittel (32 Prozent) der Befragten Informationen über die Klimawirkung des eigenen Portfolios vor. „Der Klimawandel wirkt sich auf alle Unternehmen aus. Daher ist die Bewertung von Klimarisiken ein wichtiges Element im Risikomanagement. Gleichzeitig lassen sich Investmentchancen identifizieren, denn CO2-Neutralität wird für Unternehmen zum Wettbewerbsvorteil“, betont Schindler.
Während die Investoren einerseits von der Klimawirkung nachhaltiger Investments überzeugt sind, zeigen sich viele bezüglich der Erreichung der österreichischen Klimaziele skeptisch. So halten 57 Prozent der Befragten die bis zum Jahr 2030 in Österreich angestrebte Senkung der Treibhausgase um mehr als ein Drittel gegenüber dem Jahr 2005 für unrealistisch.
Wenig Zweifel haben die Investoren dagegen am weiteren Wachstum des Marktes für nachhaltige Kapitalanlagen. Lediglich ein Befragter geht davon aus, dass das Volumen nachhaltiger Kapitalanlagen in den nächsten zwölf Monaten schrumpfen wird.