Sechs Jahre nach dem Ausbruch der großen Finanzkrise, auf die mit radikalen geldpolitischen Mitteln reagiert wurde, tritt die Welt nun in eine entscheidende Übergangsphase ein. Wir haben schon mehrfach in diesem Jahr auf die Triebfedern dieses unerbittlichen Zusteuerns auf eine instabilere Phase hingewiesen (Carmignac’s Note vom Januar, « Vorsorgen ist besser als Voraussagen », und April, « Eine zerbrechliche Welt »).
Der jüngste Schub der Volatilität der Kurse so genannter „risikoloser“ Finanzanlagen hat diese Phase des weltweiten Umbruchs eingeleitet. Die fehlende Transparenz hinsichtlich der möglichen Auswirkungen eines erneuten Aufloderns der Griechenlandkrise in jüngster Zeit ist ganz eindeutig eine weitere Widrigkeit.
Obwohl mehrere Zentralbanken, darunter auch die EZB, weiterhin machtvoll am Ruder bleiben, wird ihre Fähigkeit weiterhin die Rolle des Risikounterdrückers für die Märkte zu spielen, durch die Aussicht auf ein allmähliches Anziehen der Inflation und deren Auswirkung auf die Anleihemärkte gefährdet.
Anlageverwalter müssen sich fragen, inwieweit sie darauf vorbereitet sind, ohne Schaden für ihre Kunden mit dieser neuen Phase der Ungewissheit umzugehen und inwieweit sie in der Lage sind, gleichzeitig langfristige Chancen zu nutzen, die sich abzeichnen.
Die meisten Regionen der Welt müssen einen bedeutenden Wandel bewältigen
In den USA bedeutet die, Entwicklung der US-Geldpolitik in Richtung einer Normalisierung eine der wichtigsten Veränderungen.. Durch den massiven Einbruch des Ölpreises im vergangenen Jahr war es möglich, den Beginn dieser Entwicklung aufzuschieben.
Doch der Wandel ist unausweichlich: Die Auswirkungen der regelmäßigen Verbesserungen auf dem Arbeits- und Immobilienmarkt seit drei Jahren werden allmählich bei Löhnen und Mieten spürbar. Gleichzeitig bleibt die Geschwindigkeit des amerikanischen Wachstums gemäßigt und rechtfertigt die bisher von Janet Yellen an den Tag gelegte Vorsicht. Die Zahlen im Konsumbereich erholen sich, aber bei den Investitionen sind die Daten weiterhin schwach. Der Umgang mit der Veränderung ist also eine heikle Angelegenheit. Für die Fed ist es von entscheidender Bedeutung, sich wieder Handlungsspielraum in ihrer Geldpolitik zu verschaffen. Dies ist notwendig, um ein eventuelles Anziehen der Inflationsindikatoren unter Kontrolle zu halten sowie auf die nächste Konjunkturschwäche reagieren zu können. Ebenso wichtig ist es, die Schrauben bei den Finanzierungsbedingungen für eine noch instabile Wirtschaft nicht zu schnell wieder anzuziehen.
Die Konsequenz für alle Zinsmärkte ist ein historischer Wandel, bei dem die dreißigjährige Unterstützung durch einen deflationistischen Trend verloren geht und sie auf eine instabilere Phase zusteuern.
In der Eurozone bildet die Griechenlandkrise die Spitze des Eisbergs, die sich vor der Europäischen Union auftut. Denn seit fünf Jahren ist die Nichteinhaltung der Konvergenzkriterien zur Regel geworden, obwohl die Notwendigkeit der Rückkehr zur Orthodoxie den meisten Ländern der Währungsunion jegliche Haushaltsflexibilität nimmt, das heißt die Fähigkeit zum Aufschwung.
Die mittelfristige Konsequenz ist, dass die gemeinsame Geldpolitik beim nächsten Anzeichen einer Konjunkturabschwächung nicht in der Lage sein wird, sich auf den Unterstützungsbedarf der schwächsten Länder auszurichten, deren wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung dann wieder von der der stärksten Länder abweichen wird. Wenn sie nicht erneut mit dem Rand des Abgrunds einer Zersplitterung liebäugeln will, muss die Eurozone demzufolge ihren Übergang zu mehr Integration beschleunigen. Die Bankenunion war die erste Etappe auf diesem Weg, der nach der Griechenlandkrise entschlossen weiter gegangen werden muss.
Der Übergang der Eurozone zu einer wirklichen Fiskalunion ist die einzig konstruktive Perspektive, wird aber angesichts der zunehmenden Popularität souveränistischer Argumente äußerst schwierig zu verhandeln sein. Die Aktienmärkte sowie die Devisenmärkte werden von der Entwicklung dieser politischen Unwägbarkeit massiv beeinflusst werden.