Es ist schon sehr erstaunlich: zum einen gehören Sie zu den beliebtesten Fondskategorien der Anleger, weil Sie den besten Mix aus den verschiedenen Asset-Klassen versprechen. Sie sind relativ sicher, zeigen eine solide Performance – halt Fonds, mit denen man gut schlafen kann. Dann wiederum werden Sie verteufelt, weil sie – wie gerade erlebt – in schwierigen Marktphasen nicht das halten, was sie versprechen, nämlich konstante Erträge auch in Krisenzeiten. Die Rede ist von Mischfonds, die derzeit fast so etwas wie ein „Mischfonds-Bashing“ erleben.
Dieses Urteil ist natürlich viel zu kurz gesprungen. Aber: Warum diese heftige Reaktion? Es gibt, so glaube ich, schon ein paar Dinge, die berücksichtigt werden sollten.
Zum einen gab es seit 2011 keine größeren Rücksetzer im DAX, MDAX, Eurostoxx 50, beim Dow Jones, dem S&P 500 oder an der Nasdaq - was die Erinnerung an größere Korrekturen in den Hintergrund drängte. Die meisten Anleger haben nämlich leider ein sehr kurzes Gedächtnis und kaufen die kurzfristige Wertentwicklung. Ob sie bei diesem „Fonds-Hopping“ wirklich Erfolg haben, sei dahingestellt.
Zwei Faktoren: Späte Reaktion – ungeduldige Anleger
Auf der anderen Seite haben konstant steigende Charts und die relativ geringe Volatilität eine hohe Erwartungshaltung geschürt, wie sie in turbulenteren Marktphasen kaum zu erfüllen ist. Und schlussendlich wusste im Nachhinein natürlich jeder, dass der chinesische Aktienmarkt überbewertete war. Die globale Vernetzung und damit auch die Einflüsse auf unsere lokalen Aktienmärkte unterschätzten dann aber doch viele – entsprechend spät fiel die Reaktion auf die fallenden Märkte aus.
Auf den anderen Seite darf mit Recht gefragt werden: Was hat die chinesische Konjunktur für einen Einfluss auf Aktien wie die Deutsche Telekom, die Deutsche Post oder- natürlich viel kleiner gesehen – auf die von uns gemanagte Shareholde Value Beteiligungen AG (SVB) zu tun, die in deutsche Nebenwerte investiert? Warum wurden diese Werte im gleichen Masse vom Markt abgestraft wie Werte, die stark in China engagiert sind? Da soll noch einer sagen, der Markt reagiere immer rational. Lächerlich. Bei der SVB ergab sich vor ein paar Tagen bei einem Spread zum NAV von über 20 Prozent eine schöne Einstiegsgelegenheit. Diese wurde jedoch sehr schnell wieder geschlossen.
Gier oder Hirn?
Aber davon abgesehen: Die Warnsignale wurden in den letzten Wochen immer stärker. Der strategische Bias fast aller Aktienmärkte befand sich in einem Abwärtstrend, wenn er auch in Deutschland und Europa am schwächsten ausgeprägt war. Auch Zahlen zur Konjunktur in den USA und natürlich aus China gaben Anlass zur Sorge. Dennoch entwickelten sich viele Fondslieblinge schlechter als ihre Vergleichsindizes oder Kategorien. Aber bei derart volatilen Märkten sollte sich die Kritik an der kurzfristigen Under-Performance in Grenzen halten. Fonds sind für einen längerfristigen Anlagehorizont gedacht, nicht für den kurzfristigen Trade. Anleger sollten sich deshalb die selbstkritische Frage stellen, was bei ihnen die Oberhand hat: das Hirn die Gier, oder die Gier den gesunden Menschenverstand?
Und dann immer wieder dieser Blick auf die Benchmark und die Kategorie. Klar, will man als Fondsmanager besser sein als der Markt, oder auch als der Wettbewerber abschneiden. Das erfordert schon der sportliche Ehrgeiz und die Sorge um das einem anvertraute Geld seiner Anleger. Wir haben uns deshalb auch Prämisse gemacht, zunächst den langfristigen Erhalt des Kapitals sicherzustellen und dann eine ordentliche Wertentwicklung zu generieren. Und von uns einmal losgelöst: da können viele Mischfonds eine langfristig gute Bilanz vorweisen.
Ohne Benchmark
Trotzdem: Wir haben uns von jeglicher Art von Benchmark gelöst. Wir nehmen uns die Freiheit, das Portfolio unserer Mandate wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem PRIMA- Globale Werte sehr flexibel zu gestalten. Deshalb fühlen wir uns mit dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in der Morningstar-Kategorie „Mischfonds EUR flexibel“ gut aufgehoben. Wobei wir die Betonung auf „flexibel“ legen, vor allem was unsere Aktienquote betrifft. Bei einer durchschnittlichen Rendite von über 11 Prozent per anno seit Auflage (2008) fühlen wir uns in unserer Anlagestrategie durchaus bestätigt.
Dabei verfahren wir nach relativ einfachen Grundprinzipien: einer flexiblen Aktien-Cash-Quote und einer sehr sorgfältigen Einzeltitelauswahl nach Value-Kriterien. So favorisieren wir derzeit die Aktie der Washtec AG, die ein Aktienrückkaufprogramm gestartet hat. Auch die Aktie des österreichischen Telekommunikations- und Verkehrstelematik-Konzerns Kapsch findet sich seit einiger Zeit in unserem Portfolio.
Glück gehört dazu
Aber man muss natürlich auch Glück haben. Das erreichte uns Ende August, als es an den Börsen turbulent nach unten ging. Genau in dieser Zeit machte Mitsubishi Electric ein Übernahmeangebot für DeLclima, was die Aktie ein Kursplus von über 80 Prozent bescherte. Glück gehört halt auch dazu.
Als Fazit bleibt: Wir sind weiterhin skeptisch, was die weitere konjunkturelle Entwicklung anbelangt. Der Sentix-Konjunkturindex von Anfang letzter Woche tendierte rund um den Globus ins Negative. Wir behalten daher unsere Cash-Position bei und kaufen bei neuen Gelegenheiten schöne, eigentümergeführte Titel gezielt zu, wenn sich neue Chancen auftun. Aktuell ist dies Gerry Weber, wo wahrscheinlich außer der Familie Weber und uns keiner mehr Aktien des Unternehmens haben möchte. „Gerry Weber nach schwachen Zahlen völlig außer Mode“ lautete eine Schlagzeile. Mal schauen, wann sich der (Mode-)Trend zu unseren Gunsten wendet.
Frank Fischer, Chief Investment Officer, Shareholder Value Management AG