"Wie kann man derzeit die Lage an den Aktienmärkten beschreiben? Vorsichtig? Wenig optimistisch? Zurückhaltend? Abwartend? Oder gar: ängstlich? Irgendwie trifft alles zu. Optimismus – klares Nein! Angst - irgendwie auch nicht mehr richtig. Schließlich sind die schwache Weltkonjunktur und andere Risiken schon weitgehend eingepreist. Bei solch einer Gemengelage an den Märkten beschleicht einen aber irgendwie ein flaues Gefühl in der Magengrube. Soll heißen: Wir erwarten in nächster Zeit keine großen Ausreißer nach oben bei DAX, Eurostoxx 50 oder auch beim S&P 500 und sind von daher vorsichtig. Das Aufwärtspotential ist auf jeden Fall begrenzt.
Der Ölpreis bleibt ein Risiko
Getrieben wird das Risiko derzeit vor allem von einer extrem hohen Öl-Long-Positionierung der Spekulanten. Diese hat ein Allzeit-Hoch erreicht! Und das, obwohl sich der Ölpreis noch immer in einem Abwärtstrend befindet. Keine guten Voraussetzungen für steigende Preise, im Gegenteil. Hier lauert das „Risiko“. Und negative Ölpreisüberraschungen gehen auch an den Aktienmärkten nicht spurlos vorüber. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an die ersten Wochen des Jahres, als Ölpreise unter 30 US-Dollar die Sorge vor einer Pleitewelle in der Branche anfachte. Und schaut man sich die Bankrotte im Energiesektor an, so sind diese seit Jahresanfang dramatisch gestiegen. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Nichts hat sich seitdem wirklich gebessert.
Zwar ist der Ölpreis im Vorfeld der in rund einer Woche beginnenden Konferenz von mehreren Erdölexporteuren in Doha angezogen. Dabei wird der Preis vom Optimismus getrieben, dass die Fördermengen von Saudi Arabien & Co. begrenzt werden. Doch: wird es so kommen? Im Februar hatten sich zwar Russland, Saudi Arabien, Venezuela und Katar darauf verständigt, die Fördermenge auf dem Niveau von Januar zu belassen. Doch diese Vereinbarung hatte einen Pferdefuß: Sie machten den Deal davon abhänge, ob auch weitere Produzenten bei dem Förderstopp mitmachen. Der Iran wird bestimmt nicht dabei sein und weiterhin so viel Öl wie möglich auf den Markt bringen. Und bei anderen Ölproduzenten ist der Druck, heute Geld in die Kassen zu bekommen wohl größer, als morgen vielleicht auf höhere Preise zu erzielen. Der Ölpreis bleibt wohl bis auf weiteres der Treibstoff für die weitere Achterbahnfahrt an den Börsen.
Rohstoffe und Emerging Markets rücken in den Fokus
Für uns und die von uns betreuten Mandate wie den Frankfurter Aktienfonds und den PRIMA – Globale Werte bedeutet das: Wir bleiben, wie die Fußballer sagen würden, derzeit am Spielfeldrand. Wir haben die Aktienquote stark reduziert und warten erst einmal ab, bis sich eine klare Richtung an den Märkten abzeichnet. Das heißt aber nicht, dass wir untätig am Spielfeldrand herumlungern. Ganz im Gegenteil. Denn wir gehen davon aus, dass zum einen Rohstoffe und zum anderen die Zinsen in den USA im 2. Halbjahr wieder anziehen. Daher macht es für uns Sinn, sich schon jetzt in den entsprechenden Sektoren und Regionen wie den Emerging Markets umzuschauen. Es ist vielleicht noch zu früh von einer Renaissance der Schwellenländer zu sprechen, aber die Chancen sind auf dem derzeitigen Niveau auf jeden Fall höher als die Risiken. Vor allem, wenn die Rohstoffpreise wieder anziehen sollten. Unsere Watch-List ist also prall gefüllt mit unseren Proxys wie ALS, TGS Nopec, SMT Scharf und Ashmore Group.
Bis dahin bleiben wir unseren alten Favoriten treu: Die geplante Aufspaltung von Metro birgt großes Potential, und bei der SOFTWARE AG und WashTec freuen wir uns schon jetzt auf die anstehenden Quartalszahlen. Auf der anderen Seite sichern wir unsere Aktienpositionen durch Derivate ab. Doch mit Blick auf die Rohstoffmärkte und die Emerging Markets kann sich die Zusammensetzung der Portfolios schnell ändern."
Frank Fischer, CIO, Shareholder Value Management AG