"Klar haben wir durch den möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU, dem Brexit, ein politisches Risiko, das nicht zu unterschätzen ist. Der Markt ist nervös, die Anleger haben Angst und treiben die Kurse in den Keller. Doch politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine. So wird es wohl auch dieses Mal sein, könnte man meinen. Auch wenn es nach einem Brexit am 23. Juni noch mal kräftig nach unten gehen wird. Aber das sehen wir eher als Chance, bei einigen Titeln neu einzusteigen oder Positionen auszubauen. Also: Die Wahrscheinlichkeit eines relativ kurzen Börsengewitters ist auf unserer Seite.
Doch was passiert wirklich, wenn Großbritannien die EU verlässt? Könnte das für andere EU-Mitgliedstaaten der Startschuss sein, auch über die Unabhängigkeit von Brüssel nachzudenken? Die Wahlen am 26. Juni in Spanien – also nur wenige Tage nach der Abstimmung in Großbritannien - wären ein erster Test.
Die ersten Stimmen von einem Ende der EU und dem endgültigen Aus für den Euro werden schon laut. Die Unsicherheit im Markt bleibt also erhalten und würden sich weiter verstärken. Das hat auch Auswirkungen auf die Märkte weltweit – auf den Eurostoxx 50, den breiter aufgestellten Stoxx Europe 600, Dow Jones, S&P 500 und den japanischen Nikkei 225. Alle Aktienmärkte zeigten sich angesichts des drohenden Brexit in den letzten Tagen extrem nervös.
Und was, wenn die Briten in der EU bleiben wollen?
Was aber, wenn alles ganz anders kommt und die Briten für den Verbleib in der EU stimmen? Einen ersten Vorgeschmack haben wir auf makabre Weise in der vergangenen Woche vor Augen geführt bekommen. Nach dem furchtbaren Attentat auf die britische Labour-Politikerin Jo Cox erholte sich das britische Pfund und die Märkte innerhalb kürzester Zeit drehten allesamt ins Plus. Der Grund: Die Anleger hoffen, dass sich angesichts des Mordes an der EU-Befürworterin Cox die Stimmung zugunsten des Verbleibs in der EU dreht.
Das zeigt aber auch: Bleiben die Briten drin, setzen die Aktienmärkte wohl zu einer Rally an, die sich gewaschen haben dürfte.
Unterstützt wird dieses Szenario noch durch einen anderen Punkt. Der Anlagenotstand gerade bei institutionellen Anlegern ist derzeit so groß wie selten zuvor. Allein die Tatsache, dass der Bund-Future jetzt auch im 10-Jahresbereich negative Renditen aufweist, zeigt, dass selbst mit den sichersten Staatsanleihen kein Geld zu verdienen ist. Für viele Börsianer ist das eine Katastrophe. Die zehnjährige Bundesanleihe gilt seit Jahrzehnten als die entscheidende Benchmark für die langfristigen Kapitalmarktzinsen im Euro-Raum. Außerdem bezieht sich der wichtigste europäische Anleiheterminkontrakt – der Bund-Future - auf die zehnjährige Bundesanleihe. Deshalb sorgt das Rekordtief für Angst und Schrecken bei vielen Investoren – auch wenn schon länger Bundesanleihen mit einer Laufzeit von bis zu neun Jahren im negativen Bereich rentieren.
Portfolio wird umgebaut
Was bedeutet das für unser Mandat PRIMA – Globale Werte? Was auch immer passiert, es wird auch nach dem 23. Juni gute Unternehmen geben, die Geld verdienen und sich rasch an die neuen Bedingungen anpassen werden. Das haben vergangene Krisen mehr als deutlich gemacht. Aktien sind und bleiben unsere Zukunft. Beim PRIMA – Globale Werte sind wir aber eh dabei ihn umzubauen. Dabei legen wir künftig weniger Wert auf kleinere und mittelgroße Aktien, sondern mehr auf Large Caps. Aber dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Derzeit sind die Top 5-Holdings noch ALS, Gerry Weber, GfK, Metro und STADA. Und damit sehen wir uns gut aufgestellt. So ist für ALS ein Übernahmeangebot von einem Private Equity-Unternehmen eingegangen. Das ist sehr erfreulich. Doch ist der faire Wert aus unserer Sicht noch nicht erreicht. Vielleicht gibt es noch einen Nachschlag. Und Gerry Weber, eine Aktie die wir schon lange halten, befindet sich gerade in einem Turn-Around-Prozess. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass das Unternehmen auf einem guten Weg ist. Aber so ein Prozess dauert etwas länger. Wir sind und bleiben optimistisch. Das zeigt: Wir sind in vielerlei Hinsicht gut aufgestellt – was auch immer die Brexit-Abstimmung bringen wird."