Dementsprechend mager fiel auch die Reaktion an den Finanzmärkten aus. Die Anleger hatten eine Zinssenkung erwartet, sie hofften jedoch auf eine Senkung um 50 Basispunkte. Sie war aber so gering aus, dass die Börsen eher enttäuscht reagierten. Vor allem aber war die Begründung der FED dünn. Frei interpretiert könnte man sagen: „Eigentlich hätten wir die Zinsen gar nicht senken müssen, wir haben es aber getan, damit die Märkte vor allem mit den Folgen des Handelsstreits besser klarkommen können.“ Die US-Wirtschaft sei eigentlich robust, die Arbeitsmarktdaten in Ordnung. Nur die Inflation sei zu gering. Und dann natürlich der Handelsstreit mit China. Er würde große Teile der Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen, daher die „Pro-Forma“-Senkung.
Neue Strafzölle schicken die Börsen auf Talfahrt
Das richtete sich klar gegen US-Präsident Donald Trump, der seit Monaten gegen die FED wettert und sie in seinen Schimpftiraden als eine Institution beschimpft, die „keine Ahnung“ habe. Doch nur wenige Stunden später passierte genau das, wovor die FED gewarnt hatte. Trump goss im Handelskonflikt mit China zusätzliches Öl ins Feuer. Er kündigte für September neue Strafzölle von weiteren zehn Prozent auf Güter aus dem Reich der Mitte im Wert von 300 Milliarden US-Dollar an – und diese könnten sogar auf 25 Prozent oder "deutlich darüber hinaus" erhöht werden. Alles hänge vom Abschluss eines Handelsabkommens mit China ab. Ein solcher scheint aber in weiter Ferne zu liegen, wurden die jüngsten Gespräche doch ohne Ergebnis abgebrochen. Und Peking ließ sich nicht lange „bitten“ und kündigte seinerseits Gegenmaßnahmen im Streit mit Washington an. Die Märkte reagierten darauf äußerst verschnupft. Dow Jones und S&P 500 gaben zum Teil stark nach, der DAX sackte unter die 12.000-Punkztemarke.
Starke Quartalszahlen, aber die Ausblicke leiden unter dem Handelskonflikt
Für die Wall Street ist das eigentlich verwunderlich. Denn mittlerweile haben rund zwei Drittel der S&P-500-Unternehmen ihre Quartalsergebnisse vorgelegt. Und hier liegt der Anteil der Konzerne, die die Gewinnerwartungen übertroffen haben, bei rund 75 Prozent. Die Gewinne liegen gut sechs Prozent über den Erwartungen. Doch das Top-Thema bei den Unternehmen bleibt weiterhin der Handelsstreit, der bei den Unternehmen inzwischen tiefe Wunden hinterlässt: Die Gewinne der Konzerne, die mehr als die Hälfte ihrer Umsätze außerhalb der USA erzielen, lagen im zweiten Quartal 9,7 Prozent unter dem Vorjahr. Nimmt die Belastung hier weiter zu, dürfte selbst die magere Gewinnwachstumsprognose von 2,5 Prozent für das Gesamtjahr noch zu hoch sein. Trump erweist seiner eigenen Wirtschaft einen Bärendienst, indem er den Streit mit Peking immer weiter auf die Spitze treibt. Hier bekommt „America first“ eine ganz neue Bedeutung.
Gold: Mutige steigen ein
Wäre Gold in dieser Situation eine gute Anlage? Der Goldpreis gab nach der Fed-Entscheidung zunächst um knapp 2 Prozent nach, hielt sich aber über der Marke von 1.400 US-Dollar. Die Notenbank sorgte mit ihrem nur zögerlichen Bekenntnis zu weiteren Zinssenkungen für Nervosität an den Märkten, da diese auf weiter sinkende Zinsen gesetzt hatten. Doch Treiber für einen weiter steigenden Goldpreis sind durchaus vorhanden: Die geopolitischen Spannungen sowie die Sorgen um die Weltkonjunktur bestehen weiterhin. Grund genug für die Zentralbanken weltweit, im ersten Halbjahr ihre Gold-Depots um knapp 375 Tonnen weiter aufzufüllen. Für risikobewusste Anleger könnte der jüngste Rücksetzer des Goldpreises eine Einstiegsmöglichkeit ergeben. Denn auf einen solchen Rücksetzer mussten die Anleger schon eine ganze Weile warten.
Portfolio fast komplett abgesichert
Was die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten betrifft, so sind wir derzeit sehr vorsichtig eingestellt. Deshalb haben wir beim Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen unsere Aktienengagements auch zu einem großen Teil abgesichert. Denn die konjunkturelle Entwicklung gibt weiterhin Grund zur Sorge. Und da im Handelsstreit zwischen Peking und Washington eine Einigung noch in weiter Ferne zu liegen scheint, dürfte sich daran so schnell auch nichts ändern. Deshalb gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!