Klar, die Unterbrechung von Lieferketten, die Drosselung vieler Produktionseinheiten, die Angst vor einer sich weiter abschwächenden Konjunktur – niemand kann genau sagen, welche Folgen die Krise noch mit sich bringen wird. Trotzdem sei aus Anlegersicht die Frage erlaubt: Warum nicht heute schon an übermorgen denken?
Die Bewertungen sind das A und O
In diesem Zusammenhang ist das jüngste Memo des legendären Investors Howard Marks zur aktuellen Marktentwicklungen interessant. Der Milliardär und Mitgründer des Vermögensverwalters Oaktree Capital, hat sich dabei der Frage gewidmet, ob Aktien nach den jüngsten Kurseinbrüchen wieder kaufenswert sind und kommt zu dem Schluss: "Das kann niemand sagen!“ Allerdings ist er der Überzeugung, intelligentes Investieren müsse - wie immer - auf dem Verhältnis von Preis und Wert basieren. Mit anderen Worten solle man nicht die Frage stellen, ob die Kurseinbrüche sich weiter fortsetzen, sondern eher: "Sind Aktien jetzt richtig bewertet, oder gar noch zu teuer, oder schon günstig?". Marks rät Anlegern, etwas Geld in die Hand zu nehmen, um nachzukaufen. Steigen die Aktien, würden Anleger froh sein, günstig nachgekauft zu haben. Fallen sie weiter, hätte man noch Geld, um erneut zu investieren. Kein schlechter Rat.
Markteinbrüche nie von Dauer
Aber noch eine Passage aus dem Memo ist bemerkenswert. Mit Blick auf die Vergangenheit merkte Marks an, dass die Stressereignisse der vergangenen 25 Jahre, darunter auch die Finanzkrise 2008/09, zwar schlimm gewesen seien, dass auf die Kurseinbrüche aber stets Erholungstendenzen folgten, die für robuste Anleger erhebliche Gewinne mit sich brachten. Also: Warum nicht heute schon an übermorgen denken?
Wir stimmen Marks bei seiner Einschätzung zu Bewertungen und der Dauer von Markteinbrüchen zu. Dabei sollte man aber auch seinem Anlagestil treu bleiben. Wir setzen bei unseren Mandaten wie dem „Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen“ weiterhin auf Qualitätsaktien. Das sind für uns Titel von Unternehmen, die von ihren Gründern als Ankeraktionäre lange begleitet werden, die nicht auf den Tag oder die Woche, sondern auf die Zukunft hin ausgerichtet sind. Also auch über die aktuelle Krise hinaus. Es sind Unternehmen, die nicht unbedingt ein spektakuläres, sondern ein konsistentes Umsatz- und Gewinnwachstum zeigten und dies über Jahren hin – und nicht nur für ein paar Quartale – unter Beweis gestellt haben.
Auf die betroffenen Sektoren achten
Dabei muss man unter den gegebenen Umständen aber auch auf Sektoren achten, die von den Folgen des Corona-Virus besonders stark betroffen sind. So ist eine genaue Bewertung von Papieren der Touristikbranche und von Fluglinien derzeit kaum möglich. Der schon zuvor angeschlagene britische Regionalflieger Flybe musste Insolvenz anmelden. Airbus hatte im Februar keine einzige Bestellung zu vermelden. Und dass es für die Automobilbrache schwierig bleibt zeigt die Tatsache, dass der Fahrzeugabsatz in China im vergangenen Monat um rund 80 Prozent zurückgegangen ist. Krisengewinner
Und die Krisengewinner?
Das sind neben einigen Pharmakonzernen Unternehmen wie Amazon, Facebook oder YouTube, bzw. Alphabet. Denn was machen die Menschen, wenn aus Furcht vor einer Ansteckung nicht mehr aus dem Haus gehen? Sie lassen sich ihr Essen und andere Dinge nach Hause liefern, schauen Filme, hören online Musik und Chatten mit ihren Freunden. Aber auch die Aktien dieser Unternehmen sind im allgemeinen Sell-Off unter die Räder gekommen und damit heute günstiger zu erwerben als noch vor ein paar Wochen.
Und nicht zu vergessen: Es gibt Hoffnung im allgemeinen Chaos. So geht das Robert Koch-Institut davon aus, dass es schon in wenigen Wochen Behandlungsmethoden gibt, die Corona-Infizierten helfen können. Und aus China ist zu hören, dass die Werke wieder öffnen und sich Produktion langsam wieder normalisiert.
Darum bleiben wir unserem Stil treu und kaufen eigentümergeführte Firmen mit wirtschaftlichem Burggraben. Und dass die Sicherheitsmarge für unsere Value-Titel größer geworden ist, eröffnet neue Kaufgelegenheiten, denn Schwankungen können auch etwas Positives haben.
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG