Irgendwie traut man seinen Augen und Ohren kaum: Trotz aller Unkenrufe und Befürchtungen – der amerikanischen Wirtschaft und den Unternehmen geht es überraschend gut!
Trotz Unsicherheiten: Die US-Wirtschaft wächst stärker als prognostiziert
Ist das jetzt trotz oder wegen US-Präsident Donald Trump und seinen wankelmütigen Entscheidungen? Trump wird es für sich verbuchen! Wie dem auch sei: Das US-Handelsministerium gab die erste Schätzung für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal bekannt. Die US-Wirtschaft hat demnach von April bis Juni unerwartet stark zugelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg auf das Jahr hochgerechnet um drei Prozent. Ökonomen hatten im Vorfeld einen BIP-Anstieg von lediglich 2,4 Prozent erwartet. Dabei war doch der Zeitraum ab April genau derjenige, in dem Trump die US-Wirtschaft mit seinen fast täglich wechselnden Zolldrohungen verunsichert hatte. Das ist normalerweise Gift für die Märkte.
Gewinnmaschine 1: Meta
Doch die Unternehmen liefern. Die Banken wie JP Morgan, Citigroup oder Morgan Stanley überzeugten mit mehr als robusten Quartalszahlen. Und Meta, Microsoft & Co.? Die verdienen sich weiter eine goldene Nase. Mit einem Quartalsumsatz von 47,52 Milliarden US-Dollar übertraf Meta die Markterwartungen um satte 2,7 Milliarden Dollar. Das Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet: Der US-Konzern liefert im zwölften Quartal in Folge ein "Revenue Beat", einen besseren Umsatz als erwartet – und wächst im exakt gleichen Tempo wie im Vorjahr. Der Zuckerberg-Konzern hat allein in den letzten drei Monaten 18 Milliarden Dollar verdient. 6 Milliarden pro Monat! Da verwundert es nicht, wenn die Börse mit einem Aufschlag von mehr als 10 Prozent reagierte.
Gewinnmaschine 2: Microsoft
Und Microsoft, ein Wert aus den Portfolios unseres Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und des Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value? Da lief es ebenfalls hervorragend. Mit einem Umsatzsprung auf 76,4 Milliarden Dollar im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2025 hat Microsoft die Erwartungen der Wall Street deutlich übertroffen. Analysten hatten im Vorfeld mit nur 73,8 Milliarden Dollar gerechnet: Die tatsächliche Entwicklung lag damit knapp drei Milliarden darüber. Im Jahresvergleich entspricht das einem Plus von 18 Prozent – das stärkste Wachstum seit mehr als drei Jahren. Anleger griffen nach Vorlage der Zahlen kräftig zu, so dass Microsoft jetzt Mitglied im 4-Billionen-Dollar-Club ist. Da ist es fast schon müßig zu erwähnen, dass sowohl die Aktien von Meta, als auch die von Microsoft neue Allzeithochs markierten.
Gewinnmaschine 3: Apple
Dank eines starken iPhone-Absatzes hat Apple mit seinem Quartalsergebnis die Markterwartungen ebenfalls übertroffen. Apple steigerte die Einnahmen aus iPhone-Verkäufen um 13,5 Prozent auf 44,58 Milliarden Dollar. Damit fiel das Plus rund sechsmal so hoch aus wie vorhergesagt. Der Konzernumsatz legte um knapp zehn Prozent auf 94,04 Milliarden Dollar zu. Ein Prozentpunkt davon ging aber auf das Konto vorgezogener Käufe wegen der drohenden US-Zölle, betonte Apple-Chef Tim Cook. Die werden im nächsten Quartal fehlen.
Gewinnmaschine 4: Amazon
Der Umsatz des weltgrößten Online-Händlers stieg im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 167,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang um mehr als ein Drittel auf 18,2 Milliarden Dollar. Allerdings verlor die Aktie, weil der Ausblick nur verhalten ausfiel. Trotzdem bleibt auch Amazon eine Gelddruckmaschine.
Fed lässt die Zinsen unverändert – Streit zwischen Trump und Powell weitet sich aus
All diese Zahlen dürften auch Donald Trump begeistert haben. Vielleicht sieht es sie auch als seinen eigenen Verdienst. Wer weiß das schon. Aber eine Sache ist nicht nach seinem Willen gelaufen: Die US-Notenbank hat die Zinsen auch diesmal wieder nicht gesenkt - trotz politischen Drucks von Trump und abweichender Stimmen der Gouverneure Michelle Bowman und Christopher J. Waller. Diese forderten Zinssenkungen. Es war das erste Mal seit 1993, dass mehrere Gouverneure gegen die Entscheidung stimmten. Hier bringen sich wohl schon einige Leute ganz im Sinne von Trump in Stellung, wenn es im kommenden Jahr um die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell geht, der mit Trump im Dauerclinch liegt!
Europa übergewichtet – aber die Wallstreet im Blick
Nun, wie dem auch sei, wir bleiben in unseren Portfolios in Europa übergewichtet, auch wenn wir die US-Börsen nicht aus den Augen verlieren. Aber der schwache Dollar lässt uns Europäer halt nicht in dem Umfang an der Kursentwicklung der Aktien teilnehmen, wie es für US-Amerikaner möglich ist. Aber auch Europa hat gute Unternehmen. Und das vor allem in der zweiten Reihe. So sind wir mit der Entwicklung unserer Portfoliowerte wie Ashtead, Diploma oder der norwegischen Storebrand mehr als zufrieden. Aber eines ist auch klar: Wir verlieren die US-Börsen nicht aus den Augen. Dazu gibt es dort zu viele Gewinnmaschinen.
Von Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender und Chief Investment Officer bei Shareholder Value Management AG
Weitere beliebte Meldungen: