Deutschland ist wieder der „Sick Man of Europe“
„Sick Man of Europe“, so hatte der britische ‚Economist‘ anno 2004 getitelt. Deutschland hinkte allen anderen Staaten hinterher. Und wenn man sich die jüngste Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) anschaut, kann man den Eindruck haben: Geschichte wiederholt sich! Als einziger von 22 untersuchten Industriestaaten wird sich das Wachstum hierzulande um minus 0,3 Prozent abschwächen. Und die jüngsten Zahlen zum ifo-Geschäftsklimaindex lassen auch nichts Gutes erwarten. Er ist zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Dies gilt unter Fachleuten als Signal für eine Rezession. Hohe Energiepreise, steigende Zinsen und eine rückläufige Auslandsnachfrage sind nur einige der Faktoren, die der deutschen Wirtschaft auf den Magen schlägt. Der Verband der Chemischen Industrie rechnet mit einem Produktionsrückgang um acht Prozent im zweiten Halbjahr und mit einem Umsatzrückgang von 14 Prozent. Das sind schon erschreckende Zahlen.
Die Börse koppelt sich von der Realwirtschaft ab
Und was macht die Börse? Sie verharrt weiterhin auf hohem Niveau. Realwirtschaft und Börse sind zwar miteinander verwoben, aber sie laufen nicht spiegelgleich. Während die Kapitalmärkte das Ende des Zinserhöhungszyklus antizipieren und ihre Hoffnungen auf die Schubkraft von Künstlicher Intelligenz setzen, setzt in der Realwirtschaft nun die Bremswirkung der straffen Geldpolitik ein.
Hier drehen sowohl die amerikanische Notenbank Fed als auch die EZB weiter an der Zinsschraube, wie die jüngsten Erhöhungen gezeigt haben. Die Fed hat die Zinsen jetzt bereits zum elften Mal erhöht, die EZB immerhin auch schon neun Mal. Ob das nun das Ende des Zyklus ist? Fed-Chef Powell und sein EZB-Pendant Lagarde lassen sich noch alle Optionen offen, denn der Kampf gegen die Inflation sei noch nicht gewonnen, wie beide betonen.
Gewinnwarnungen und kassierte Jahresprognosen
Als Folge sind Gewinnwarnungen und kassierte Jahresziele mittlerweile an der Tagesordnung. Siemens Energy, Lanxess und BASF seien hier stellvertretend für andere genannt.
Aber auch in den USA sind die Zinsen mittlerweile hoch. 5,25 bis 5,5 Prozent beträgt die Spanne, die die Fed jüngst beschlossen hat. Das ist der höchste Stand seit 22 Jahren. Und auch in Amerikas Wirtschaft hinterlässt diese straffe Geldpolitik bereits ihre Spuren. Und was machen die Big-Tech-Konzerne rund um Apple & Co.? Sie überraschen die Analysten weiter und glänzen mit prächtigen Zahlen. Das schlägt sich auch in den Portfolien unserer Mandate wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und unserem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value nieder.
Microsoft, Alphabet und Amazon überzeugen
Ob Microsoft, Alphabet oder Amazon, sie alle konnten mit ihren Quartalszahlen überzeugen. Der Google-Mutterkonzern Alphabet hat alle Erwartungen übertroffen, und dass dank Werbung, Cloud-Computing und YouTube. Die Aktie hat einen ordentlichen Sprung gemacht und der Konzern hat wirklich ansehnliche Zahlen geliefert. Man kann sagen, dass die Cloud hier ordentlich zum Einsatz kommt. Auch der Software-Riese Microsoft hat die Erwartungen für das vierte Geschäftsquartal übertroffen, hauptsächlich durch kontinuierliches Wachstum in seinem Cloud-Geschäft. Die Aktie steht seit Jahresstart mit mehr als 30 Prozent im Plus. Ähnlich gut sieht es bei Amazon aus, die jetzt mit Prime in den US-Mobilfunkmarkt einsteigen. Ab sofort verkauft Amazon seinen Prime-Mitgliedern vergünstigte Mobilfunkverträge des US-Anbieters Dish. Für 25 US-Dollar im Monat erhalten Kunden Internetzugang mit 5G-Geschwindigkeit. Dieser Spezialtarif „Boost Infinite“ enthält unbegrenztes Datenvolumen. Und weiterhin Potential für profitables Wachstum. Auch die Zahlen von Meta und Netflix sahen vielversprechend aus.
Von Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG