Rezessionsgefahr: Wenn Joe nicht mehr zu McDonald’s geht

Shareholder Value Management AG | 12.08.2024 12:08 Uhr
Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG / © e-fundresearch.com / Shareholder Value Management AG
Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG / © e-fundresearch.com / Shareholder Value Management AG

Ist die Welt untergegangen? Nein! Aber dennoch: Der Schock an den Märkten saß tief. Rezessionsängste in den USA ließen die Notierungen an der Börse abstürzen. In Tokio um über 12 Prozent, was den schlimmsten Absturz seit 37 Jahren bedeutete.

Magnificent Seven: 800 Milliarden Dollar Marktwert über Nacht eingebüßt

Und bei den (ehemaligen?) „Magnificent Seven“, also Amazon, Alphabet, Apple, Meta, Tesla, Microsoft und Nvidia, löste sich quasi über Nacht ein Börsenwert von rund 800 Milliarden US-Dollar in Luft auf. Grund dafür waren neben dem schlechter als erwartet ausgefallenen Stimmungsindikator für die Industrie, auch die enttäuschenden Arbeitsmarktzahlen, wodurch die Rezessionsängste am Markt zunahmen. Als Folge konnte man eine Flucht in US-Staatsanleihen beobachten, die deren Renditen abstürzen ließ.

Statt McDonald’s lieber Fritten zuhause essen

Nun, in den Tagen danach hat sich die Lage an den Märkten wieder beruhigt. Aber in Ordnung ist die Lage deshalb auch noch nicht. Gewisse Sorgen sind vor allem in den USA aber angebracht. Denn die US-Verbraucher, die für die Konjunktur so wichtig sind, scheinen in eine Art Kaufstreik zu gehen. Das Geld, das während der Corona-Zeit angespart wurde, ist mittlerweile ausgegeben. Sie gehen weniger Essen und geben weniger für Luxus aus. Aber gehen sie statt in teure Restaurants wenigstens noch zu McDonald’s? Nicht mal das, denn die Firma, die die Fritten für McDonald’s liefert, musste einen Gewinneinbruch vermelden. Der Aktienkurs von Lamb Weston Holdings brach danach um rund 30 Prozent ein. Das zeigt: Die Leute gehen nicht mal mehr zu McDonald’s, sondern machen sich die Fritten lieber selbst zu Hause. Für US-Verhältnisse eine Katastrophe.

Überbremsung der Wirtschaft?

Auch die Lage am Arbeitsmarkt spitzt sich langsam zu. Man kann also davon ausgehen, dass es durch die hohen Zinsen zu einer Überbremsung der Wirtschaft gekommen ist. Die Angst ist jetzt, dass die US-Notenbank die Zinsen zu langsam senken wird. Spätestens bei der nächsten Sitzung der US-Notenbank Mitte September wird man sehen. Vielleicht gibt es ja eine Senkung um satte 0,5 Prozent.

Wie viele andere wussten auch wir nichts von einem so starken Abverkauf. Jedoch hatten wir schon in den Wochen zuvor unsere Aktienquote im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen von ehemals rund 90 Prozent auf unter 80 Prozent reduziert. Das hat auch unsere Positionen in Microsoft, Amazon und Alphabet betroffen. Von daher sind wir beim jüngsten Kurssturz noch glimpflich davongekommen. 

Europäische Unternehmen schlagen die Erwartungen

Unser Exposure in US-Titeln haben wir zuletzt verringert. Das zeigt sich auch an unserem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value, der ja immer zu 100 Prozent investiert ist. So haben wir Europa derzeit übergewichtet. Und die jüngsten Quartalszahlen der Unternehmen scheinen uns recht zu geben. Etwa zwei Drittel der Unternehmen aus dem STOXX 600 haben ihre Zahlen für das zweite Quartal bereits veröffentlichen. Dabei fielen die Gewinne nach Berechnungen der Deutschen Bank bisher um 5,7 Prozent höher aus, als Analysten erwartet hatten. Zudem erhöhte etwa ein Drittel der Unternehmen seine Gewinnprognosen. Deshalb werden für die nächsten beiden Quartale Gewinnsteigerungen von 7 bis 13 Prozent erwartet.

Allianz mit Rekordzahlen und neuem Aktienrückkaufprogramm

Wie gut die Zahlen waren, haben wir etwa an unserem Portfoliounternehmen Allianz gesehen. So konnte sich das Gesamtbeitragsvolumen im zweiten Quartal um 7,6 Prozent auf 42,6 Milliarden Euro erhöhen. Für das erste Halbjahr wurde eine Gesamtsteigerung um 6,4 Prozent auf 91 Milliarden Euro notiert. Wobei das operative Ergebnis im zweiten Quartal sogar sehr starke 3,9 Milliarden Euro erreichte. Und was als Sahnehäubchen noch obendrauf kam: Bis zum Ende des Jahres soll es ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 500 Millionen Euro geben.

Von Frank Fischer, CEO & CIO der Shareholder Value Management AG

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