Mieten statt kaufen – das Prinzip gilt für viele Dinge des privaten Alltags. Doch immer mehr Unternehmen setzen auch auf das Mieten von wichtigen Gütern. Hier setzt das Geschäftsmodell der Ashtead Group PLC aus Großbritannien an. Das Unternehmen ist der zweitgrößte Vermieter von Baugeräten, Werkzeugen und Spezialequipment in Nordamerika (hinter United Rentals) mit der eigenen Marke Sunbelt Rentals.
Das Geschäftsmodell ist einfach erklärt: Ashtead kauft Baugeräte, Werkzeuge und Spezialequipment von Herstellern. Diese mehr als eine Million Mietgeräte bietet das Unternehmen mit Hilfe seiner ca. 25.000 Mitarbeitern an seinen rund 1.600 Standorten in den USA, Kanada und UK den mehr als 900.000 Kunden an.
Die Bandbreite der Kunden ist riesig und reicht von internationalen Baukonzernen über nationale und regionale Handwerkerbetriebe bis hin zu Do-It-Yourself Kunden, also dem klassischen Heimwerker. Die Stabilität der Umsätze ist durch die Aufteilung auf die verschiedenen Zweige gesichert. Etwa 50% der Umsätze stammen aus der Bauindustrie, was den Kern der Aktivitäten bildet.
Die andere Hälfte ist breit gestreut über eine Vielzahl diverser Branchen wie Industrie und Fertigung, Energieversorgung, Infrastruktur, Transport, Veranstaltungen, Notfall- und Katastrophenhilfe sowie Gesundheitswesen. Innerhalb der Ashtead Group wird das Equipment im Durchschnitt über zehn Jahre abgeschrieben. Bereits nach etwa sieben Jahren Nutzungsdauer wird es verkauft und durch neues Equipment ersetzt.
Fragmentierter Markt in den USA bietet große Chancen
Eine große Chance bietet die fragmentierte Wettbewerbsstruktur in den USA. Hier kann Ashtead als einer der Marktführer und mit einer guten finanziellen Basis weiter durch Übernahmen wachsen. Der Anstieg des Marktanteils auf 20 Prozent ist fest im Visier des Managements und dafür sind noch weitere Akquisitionen notwendig – am besten viele Übernahmen in nur wenigen Jahren.
Was zunächst risikoreich klingt, ist tatsächlich eine bewährte Strategie, die bei uns unter den Namen Serien-Akquisiteure oder im Englischen unter Serial Acquirer firmiert. Im Grunde ist die Idee dahinter einfach: Einer der Marktführer einer Branche, der organisch nur noch langsam wächst, kann die Dynamik durch weitere Übernahmen in einer idealerweise stark fragmentierten Branche erhöhen.
Im Idealfall ist das eigene Geschäftsmodell so ertragsstark, dass die Übernahmen ohne einen großen Anteil Fremdkapital getätigt werden können. Genau das ist bei Ashtead der Fall.
Der Vorteil eines stark fragmentierten Marktes zeigt sich hier sofort: Es ist zwar mühsamer für das Übernahme-Unternehmen den Marktanteil zu steigern. Doch wegen der geringen Größe vieler Unternehmen ist die Auswahl für Ashtead hier groß und der Preisdruck geringer, als wenn es nur wenige Firmen gäbe.
Gleichzeitig kann Ashtead sehr schnell Synergien freisetzen. Das Business mit der Vermietung von Baumaschinen funktioniert – um in den USA zu bleiben – in Alaska genauso wie in Florida, wenn auch die speziellen Anforderungen in den einzelnen Bundesstaaten doch unterschiedlich sind.
Starkes Gewinnwachstum stützt die Marktstellung
Mit der nachgewiesenen Kompetenz bei Übernahmen in den vergangenen zehn Jahren und der insgesamt langen Erfahrung in einem klar definierten Geschäftsfeld sind wir von den weiteren guten Perspektiven bei Ashtead überzeugt.
Der Blick auf die operative Performance der vergangenen zehn Jahre verdeutlicht dies zusätzlich. Der Umsatz und der Nettogewinn haben sich in diesem Zeitraum mehr als verdreifacht. Der Gewinn pro Aktie hat sich aufgrund von Aktienrückkäufen sogar mehr als vervierfacht.
Auf diesen Faktoren basiert unsere Investmentthese:
- Ashtead wird den fragmentierten nordamerikanischen Markt für Baugeräte und Spezialequipment durch die Eröffnung neuer Standorte und Akquisitionen weiter konsolidieren. Dies wird dazu führen, dass sowohl Umsatz als auch Gewinne deutlich schneller wachsen als der Gesamtmarkt.
- Der Markt für die Vermietung von Baugeräten, Werkzeugen und Spezialequipment wächst schneller als die Bauindustrie, da sich immer mehr Baukonzerne und Handwerksbetriebe dazu entscheiden, einen höheren Anteil ihrer Geräte zu mieten, statt selbst zu kaufen. So können sich die Unternehmen stärker auf ihre Kernkompetenzen fokussieren, statt selbst eine große Flotte zu unterhalten, zu managen und das Finanzierungs- und Auslastungsrisiko zu tragen.
- Die Logistik hinter dem Geschäftsmodell ist komplex: 60 Prozent der Bestellungen werden innerhalb von 24 Stunden vor Auftragsbeginn aufgegeben – die Fähigkeit das richtige Equipment in einem guten Zustand zur richtigen Zeit zu liefern und im Problemfall innerhalb von Stunden für Ersatz oder Reparatur zu sorgen stellt einen großen Nutzen für den Kunden dar.
- Die Kosten für Baugeräte, Equipment und Werkzeuge machen nur 3 Prozent der gesamten Baukosten aus, sind aber extrem wichtig, da ohne die richtigen Maschinen zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort nichts funktioniert.
- Die aktuell attraktive Bewertung ergibt sich auch daraus, dass der Markt unterschätzt, wie robust das Geschäftsmodell trotz der zyklischen Schwankungen ist: Zwar sind die Gewinne in Krisenzeiten volatil, allerdings weisen sie ein antizyklisches Free-Cashflow- Profil auf, da das Unternehmen in Krisenzeiten Neuinvestitionen zurückfahren und altes Equipment verkaufen kann.
Auf dem Weg an die Wall Street: Neues US-Listing kommt 2026
In den kommenden Monaten wird es eine große Veränderung bei Ashtead geben – bezogen auf das Börsenlisting: So ist geplant, das Primary Listing wohl im ersten Quartal 2026 von der London Stock Exchange an die New York Stock Exchange zu verlegen. Dann sollen alle Aktivitäten in einer US-Holding namens Sunbelt Rentals Holdings, Inc. gebündelt werden.
Dies ist ein logischer Schritt, denn mittlerweile werden 90% der Gewinne in den USA erzielt. Ashtead kann so die Sichtbarkeit und die Investierbarkeit für US-Investoren erhöhen. Das wird sehr wahrscheinlich zu einer Diversifikation der Investorenbasis führen. Gleichzeitig wird auch das Reporting an die Mitbewerber angepasst – und das wird für eine bessere Vergleichbarkeit sorgen.
Ashtead Group: Einfaches aber geniales Geschäftsmodell
Ashtead verfolgt somit ein einfaches – aber geniales Geschäftsmodell nach dem Motto „Mieten, statt kaufen“. Dabei hat das Unternehmen enorme Größen- und Kostenvorteile gegenüber kleineren Wettbewerben. Das schlägt sich dann in deutlich besseren Einkaufskonditionen nieder. Das Ziel den Marktanteil deutlich zu steigern, klingt auf Basis der aktuellen finanziellen Basis und der speziellen Branchenstruktur in den USA realistisch, weil dieser Serial Acquirer auch in den kommenden Jahren noch viele weitere Übernahmeziele finden wird.
Von Heiko Böhmer, Kapitalmarktstratege bei Shareholder Value Management
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