In dieser Woche beginnt die US-Berichtssaison für das dritte Quartal. Gegenüber dem 2. Quartal dürften dabei ein stabilerer US-Dollar und höhere Importzölle vielen Unternehmen die Ausweitung der Gewinnmargen erschwert haben.
Rückgang bei Umsatz- und Gewinnwachstum
Immerhin beliefen sich die US-Zolleinnahmen in den vergangenen drei Monaten auf 93 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 33 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal entspricht. Nach Berechnungen der Deutschen Bank erwarten die Analysten einen Rückgang des jährlichen Umsatz- und Gewinnwachstums der im S&P 500 gelisteten Unternehmen von 6 auf 4, beziehungsweise von 11 auf 6 Prozent. Das ist schon heftig.
Auch bei den Index-Schwergewichten, den „Magnificent 7”, wie etwa bei unserem Portfolio-Wert Microsoft aus dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem Frankfurter UCITS-ETF – Modern Value könnte sich die Gewinnausweitung mit 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr etwa halbiert haben. Diese heruntergeschraubten Gewinnerwartungen waren auch ein Grund dafür, dass wir Alphabet beim jüngsten Rebalancing des ETF durch Zoetis ersetzt haben. Stabilität und ein solides Wachstum gehen halt vor, wenn wir die Zusammenstellung unseres aktiv-gemanagten ETF überarbeiten.
KI-Infrastruktur – gigantische Investitionen
Erneut im Fokus werden die großen Cloud-Dienstleister und ihre weiteren KI-Investitionen stehen. Analysten gehen weiterhin von zweistelligen Wachstumsraten aus, erwarten jedoch für 2026 lediglich einen Investitionszuwachs von 20 Prozent im Jahresvergleich. Das sind deutlich weniger als die 75 Prozent aktuell. Aber: Damit könnten sich die Erwartungen an die großen US-Tech-Unternehmen insgesamt einmal mehr als zu konservativ erweisen. Überraschen diese positiv, könnte davon im vierten Quartal auch der breite US-Markt profitieren.
Dazu passt: Nach der jüngsten Umfrage von sentix könnte sich die Konjunktur spürbar verbessern. Und zwar rund um den Globus. Auch im Euroland ist eine leichte Verbesserung zu erkennen. Und dies gilt auch für Deutschland. Impulsgeber ist laut sentix die internationale Lage. Vor allem Asien ex Japan gewinnt deutlich an Dynamik. Hier steigt der Gesamtindex auf 18,1 Punkte. Das ist der beste Wert seit Februar 2022. Überraschend ist das verbesserte Konjunkturvotum der Anleger für die USA. Lage und Erwartungswerte steigen und dies trotz des am 1. Oktober begonnenen Regierungs-Shutdown.
KI & Co. - Investitionsblase voraus?
Bleiben wir noch in den USA und den bevorstehenden Q3-Zahlen. Da wird sich zeigen müssen, ob die gigantischen Billionen-Investitionen in die KI-Infrastruktur auch Früchte tragen. Denn überall in den USA stampfen Tech-Firmen Supercomputer aus dem Boden, Rechenzentren mit hunderttausenden von Hightech-Chips. Ob sich diese Investitionen jemals in realen Gewinnen auszahlen werden, bleibt abzuwarten. Wie viel Geld am Ende genau nötig sein wird, wissen nicht einmal die Konzerne selbst. Nur, dass der Finanzbedarf riesig sein wird: OpenAI-Chef Sam Altman will "Billionen" für seine KI-Serverfarmen ausgeben. Allein über die Stargate-Initiative mit Oracle und Softbank sollen bei OpenAI Rechenzentren für 500 Milliarden Dollar entstehen. Meta-Chef Mark Zuckerberg rechnet mit ungefähr 600 Milliarden Dollar Kosten bis 2028 bei seinem Tech-Riesen. Und auch der Chef von CoreWeave, einem der größten Vermieter von Datenzentren für die Tech-Firmen, erwartet "Billionen Dollar an öffentlichen und privaten Investments" für den Ausbau "einer weltumspannenden Infrastruktur" der künstlichen Intelligenz. Bis 2030 könnten dafür rund 7 Billionen Dollar nötig werden. Das sind gigantische Summen, die sich irgendwann einmal in Heller und Pfennig auszahlen müssen. Das ist natürlich möglich, doch die Risiken, die damit verbunden sind, sind mindestens genauso hoch. Und wer weiß, ob sich dieser Hype nicht als große Bubble herausstellt. Die Gefahr, dass sich eine Monster-Blase bildet, ist dabei sehr groß.
Scout24 und IONOS – die KI-Profiteure
Uns sind das Risiko und die enorm hohen Bewertungen auf jeden Fall suspekt. Wir sind zwar auch in ASML und Microsoft investiert, aber das sind eher Rand-Investments, wenn man die Gesamt-Portfolios betrachtet. Wir halten uns lieber an die Profiteure von KI wie Scout24 uns IONOS, die durch Künstliche Intelligenz ihre Umsätze und vor allem ihre Gewinne steigern. Und das bei überschaubarem Risiko. Was man bei den großen KI-Infrastruktur-Investoren bisher noch nicht erkennen kann.
Aber, wo wir schon bei deutschen Aktien sind: Jetzt hat das „gute“ letzte Quartal des Jahres begonnen! Im Schnitt der letzten Jahre konnte der DAX im vierten Quartal immer rund 4 Prozent zulegen. Dabei zeigte sich ein klares Muster: Je besser der Markt in den ersten neun Monaten des Jahres abschnitt, desto positiver fiel in der Tendenz auch das Jahresende aus. Da der deutsche Leitindex in diesem Jahr schon locker über 20 Prozent vorne liegt, ist also für Q4 noch einiges zu erwarten.
Von Frank Fischer, Vorstandsvorsitzender und Chief Investment Officer bei Shareholder Value Management AG
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