"Nicht einmal die Abkürzung klingt harmlos: CSPP. Im Rahmen ihres ‚Corporate Sector Purchase Programme’ kauft die Europäische Zentralbank (EZB) seit dem 8. Juni Unternehmensanleihen. Dabei beschränkt sie sich auf Papiere aus dem Euroraum mit guter Bonität, also mit Investment Grade Rating. Woche für Woche erwirbt sie Anleihen im Volumen von zwei bis drei Milliarden Euro und pumpt so Liquidität in den Markt – mit dem Ziel, die Inflation anzufeuern. Während auf diesem Feld die Erfolge bislang eher bescheiden ausfallen, hat die künstlich aufgeblähte Nachfrage jedoch eine ganz andere Wirkung: Der Unternehmensanleihe-Markt bringt im Durchschnitt kaum noch mehr als ein Prozent Rendite. Einige deutsche Unternehmen können sich bereits nahezu zinsfrei Geld für fünf Jahre leihen. Die meisten deutschen Bundesanleihen haben inzwischen sogar eine negative Rendite.
Aus unserer Sicht wird sich an diesem Szenario auf absehbare Zeit wenig ändern. Zwar hat sich der Brexit-Beschluss bislang kaum auf die europäische Wirtschaft ausgewirkt und das Wachstum in der Eurozone ist niedrig, aber auf einem stabilen Niveau. Doch die äußerst geringe Inflation hält sich hartnäckig. In der EZB werden deshalb weiterhin die Tauben, also die Verfechter einer lockeren Geldpolitik, die Oberhand gegenüber den Falken behalten, die tendenziell Zinserhöhungen favorisieren. Die dadurch entstandene Zinsdürre hat bereits weitreichende Folgen in der Anlegerpsychologie ausgelöst: Entweder werden die vorhandenen Barbestände gar nicht mehr angelegt oder aber sie werden in risikoreichere Märkte, wie zum Beispiel Schwellenländeranleihen und Aktien, investiert.
Bonität für die Sicherheit, High Yield für die Rendite
Dabei sind sowohl das Geld unter der Matratze als auch die erhöhte Aktienquote nicht alternativlos. Ein möglicher Weg diese Herausforderung erfolgreich zu meistern besteht darin, die Flexibilität im Anleiheportfolio zu erhöhen. Anstatt ausschließlich in Unternehmensanleihen mit guter Bonität bei einer Durchschnittsrendite von einem Prozent zu investieren, kann das Ausnutzen des gesamten Spektrums eine deutlich attraktivere Lösung sein. Mit einer hochflexiblen Investmentstrategie, die die relative Sicherheit von Staats- und Unternehmensanleihen aus dem Investment Grade Bereich um höher rentierliche High Yield Papiere ergänzt, lässt sich im derzeitigen Marktumfeld weiterhin eine Anleiherendite von mehr als 2,5 Prozent erzielen. Eine solche Strategie weist ein mittelfristiges Risiko auf, dass sich dem des europäischen Investment Grade Unternehmensanleihe-Marktes annähert. Wichtig dabei ist jedoch die Flexibilität des Fondsmanagements, auch auf Papiere innerhalb und außerhalb des Indexes zugreifen zu können. Des Weiteren ist eine Ausgewogenheit zwischen Anleihen aus dem Investment Grade und dem High Yield Bereich wichtig und letztlich erfordert dies einen dynamischen Ansatz, um das Portfolio kontinuierlich anzupassen. Nur auf diese Weise kann eine Portfoliostruktur gewahrt werden, die Chancen und Risiken in ein annehmbares Verhältnis auch für weniger risikobereite Anleger setzt.
Der Druck auf europäische Anleihen erfordert einen differenzierten Ansatz, um noch ein akzeptables Niveau an Rendite zu erwirtschaften. Wir sind der Meinung, dass Investoren mit einem flexiblen und dynamischen Ansatz die richtige Balance finden können, um auch in einem europäischen Anleiheportfolio weiterhin angemessene Erträge zu erwirtschaften."