„Magnificent Seven“ im Wandel: Die Sieben sind nicht mehr eins

Die „Magnificent Seven“ haben in den vergangenen Jahren die Börsen dominiert und zeitweise im Gleichschritt deutlich besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Doch 2025 zeigt sich: Die Aktien dieser Mega-Caps entwickeln sich nicht mehr als homogene Gruppe. Unterschiedliche Investitionsstrategien, Lieferkettenstrukturen und externe Faktoren wie Handelskonflikte oder technologische Disruption führen zu einer zunehmenden Spreizung der Ergebnisse. Für Anleger bedeutet das: Wer von den Chancen der Mag Seven profitieren will, muss genauer hinschauen – und jedes Unternehmen als eigene Investmentstory begreifen, analysiert David Wong, Senior Investment Strategist bei AllianceBernstein in seinem Marktkommentar. AllianceBernstein | 26.08.2025 10:07 Uhr
David Wong, Senior Investment Strategist bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com/ AllianceBernstein
David Wong, Senior Investment Strategist bei AllianceBernstein / © e-fundresearch.com/ AllianceBernstein

Die „Magnificent Seven“ (Mag Seven) Aktien handeln nicht länger als eine homogene Gruppe. Die Kursmuster haben sich verschoben, da ihre Investitionsstrategien und ihre Abhängigkeit von globalen Lieferketten stärker unter die Lupe genommen werden.

Von Apple bis NVIDIA bewegten sich die Mag Seven Aktien in den Jahren 2023 und 2024 weitgehend im Gleichschritt und übertrafen den S&P 500 deutlich. Getrieben wurde dies vor allem durch ihre Innovations- und Wachstumskraft sowie ihre führende Rolle in der Revolution der Künstlichen Intelligenz (KI). Doch im Jahr 2025 sehen wir eine deutlich größere Streuung der bisherigen Jahresperformance (siehe Grafik 1). Die Divergenz wird von mehreren Faktoren getrieben – zwei stechen dabei besonders hervor in einer Welt, die zunehmend von KI und Handelskriegen geprägt wird.

Abbildung 1: Die Divergenten Sieben: Mit der Entwicklung von KI und Technologie wandeln sich auch die Zukunftsaussichten dieser Unternehmen

Quelle: Bloomberg and AllianceBernstein

Investitionen als Schlüssel im KI-Zeitalter

Die Entwicklung und Implementierung von KI-Technologie erfordert hohe Investitionen. Deshalb belohnen Anleger derzeit Unternehmen, die großzügig ausgeben, um im Wettlauf um KI die Nase vorn zu behalten. Im KI-Zeitalter gilt mangelnde Investitionsbereitschaft als Risiko. Anleger setzen ihr Vertrauen in Unternehmen, die ihre Infrastruktur massiv ausbauen, Rechenkapazitäten erweitern und sich ihren Platz in der KI-Wertschöpfungskette sichern. Der Markt signalisiert klar: Mutige Investitionen werden nicht nur akzeptiert – sie werden erwartet.

Ein Vergleich von Investitionsausgaben (Capex) und Aktienkursentwicklung macht diesen Trend deutlich (siehe Grafik 2). Unternehmen wie Apple und Tesla, die vergleichsweise weniger in Capex investieren, haben in diesem Jahr unterdurchschnittlich abgeschnitten. Im Gegensatz dazu sind die Aktien von NVIDIA und Meta Platforms – die ihre Investitionsausgaben deutlich steigern dürften – stark gestiegen.

Abbildung 2: Investitionsstrategien beeinflussen die Performance

Quelle: Bloomberg and AB

Handelskonflikte als Härtetest für Lieferketten

Die von Präsident Trump verhängten Zölle haben Unternehmen in vielen Branchen vor Herausforderungen gestellt. Wie stark jedes der Mag Seven-Unternehmen von höheren Handelsbarrieren betroffen ist, hängt maßgeblich von der Struktur seiner Lieferketten ab. Firmen mit einem größeren Anteil an US-Zulieferern – und geringerer Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten – haben sich besser behauptet angesichts der zunehmenden Zollrisiken.

Unternehmen, die mehr Vorprodukte aus den USA beziehen, verzeichnen robustere Aktienkurse trotz steigender Zollbedrohungen. So haben etwa Microsoft und Meta Platforms, die stärker auf US-Zulieferer setzen und weniger abhängig von ausländischen Lieferketten sind, eine bessere Kursentwicklung gezeigt als Apple und Alphabet Inc. (siehe Grafik 3).

Abbildung 3: Lieferketten rücken ins Rampenlicht

Quelle: Bloomberg and AB

Zur Einordnung: NVIDIA stellt eine Ausnahme dar, da das Unternehmen trotz seiner nahezu vollständigen Abhängigkeit von Chip-Lieferungen aus Taiwan in diesem Jahr die mit Abstand beste Performance aller Mag Seven-Aktien erzielt hat. Das verdeutlicht, warum aus unserer Sicht eine gründliche Fundamentalanalyse unverzichtbar ist, um die komplexen Geschäftsbedingungen zu verstehen, die den Erfolg eines Unternehmens – und damit seine Aktienkursentwicklung – bestimmen.

Neue Marktführer und schwindende Vorteile

Es ist nicht überraschend, dass diese Aktien nach einer Phase kräftiger Kursgewinne nun unterschiedliche Wege einschlagen. Die Geschichte zeigt, dass die größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung oft wechseln, sobald neue Marktführer auftreten. Auslöser solcher Veränderungen reichen von makroökonomischen Trends bis hin zu technologischen Umbrüchen.

Selbst dominierende Unternehmen können im Laufe der Zeit an Wettbewerbsvorteilen verlieren. Neue Innovationen können etablierte Player herausfordern oder die Kundennachfrage bleibt hinter den Erwartungen des Managements zurück. Zudem unterscheiden sich die Geschäftsmodelle der Mag Seven deutlich: Microsoft und Alphabet sind stärker auf Dienstleistungen ausgerichtet und dadurch weniger anfällig für Zolllasten, während Apple wegen seiner überwiegend in China angesiedelten Produktion einem höheren Risiko durch Handelskonflikte ausgesetzt ist.

Individuelle Investmentansätze statt pauschaler Betrachtung

Zweifellos verfügen alle Mag Seven-Unternehmen über eine solide Geschäftsgrundlage und könnten auch künftig Kurschancen bieten. Doch unserer Ansicht nach können – wie bei jeder Aktie – Faktoren wie Bewertung und Management-Qualität den weiteren Wachstums- und Renditeausblick maßgeblich beeinflussen. Anleger müssen zudem berücksichtigen, welche Unternehmen den Einsatz von KI am erfolgreichsten umsetzen und vorantreiben. So führte etwa der KI-Durchbruch des chinesischen Unternehmens DeepSeek im Januar zu deutlichen Kursrückgängen bei den Mag Seven und zeigte, wie schnell technologische Herausforderer etablierte Marktführer unter Druck setzen können.

Daher sollten diese Mega-Caps als eigenständige Investmentgeschichten betrachtet werden – nicht als homogene Gruppe. Ein passives Engagement in das gesamte Mag Seven-Segment kann das Portfolio einem hohen Konzentrationsrisiko aussetzen, angesichts ihres enormen Gewichts in wichtigen Benchmarks. Aktive Aktienanleger hingegen müssen jedes Unternehmen gründlich analysieren, um Überzeugung in die jeweilige Strategie zu gewinnen und einschätzen zu können, ob sich deren Wettbewerbsvorteile langfristig behaupten lassen.

Es wäre ein Trugschluss, davon auszugehen, dass alle diese Aktien dauerhaft deutlich outperformen. Jedes Unternehmen ist dynamischen fundamentalen Kräften unterworfen. Durchdachte Positionsgrößen und gezielte Auswahl, abgestimmt auf die eigene Portfoliophilosophie, sind aus unserer Sicht der beste Weg, um das Renditepotenzial innerhalb der Mag Seven zu nutzen – und gleichzeitig die damit verbundenen Risiken umsichtig zu managen.

Von David Wong, Senior Investment Strategist bei AllianceBernstein

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