Fed und Powell müssten demnach entscheiden, mit welchen Maßnahmen sich die Wirtschaft am besten durch aktuelle und künftige Unwägbarkeiten im Welthandel steuern lasse – und dies angesichts einer Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau, geringer Investitionen seitens der Unternehmen sowie eines sanften Inflationsdrucks. Angesichts dessen rechnet Columbia Threadneedle nicht mit einer Zinssenkung auf der Fed-Sitzung in dieser Woche:
„Im unwahrscheinlichen Fall, dass die Fed die Zinsen am Mittwoch senkt, könnte sie sich Vorwürfen ausgesetzt sehen, dem Druck von Trump nachzugeben, und den Preisen von Vermögenswerten weiteren Auftrieb verleihen“, schreibt David Chappell, Senior-Portfoliomanager im Bereich Anleihen bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar. „Sollte sie nichts unternehmen und wenig Interesse daran zeigen, die aktuellen Marktpreise zu stützen, läuft sie Gefahr, die Aktienmärkte in Anbetracht eines möglicherweise negativen Ergebnisses des G20-Treffens zu schwächen.“
Insofern erwartet Columbia Threadneedle, dass Powell wieder einmal einen schmalen Grat gehen wird. „Zum einen wird er die Wirtschaft preisen und erklären, dass die Inflation unter dem verharren wird, was er und seine Kollegen gern hätten. Zum anderen wird er zu verstehen geben, dass der Ausschuss bei möglichem Gegenwind durch den Handel und die generellen globalen Bedingungen auch weiterhin in der Lage sein wird, die Geldpolitik zeitnah anzupassen“, schreibt Chappell. Auch die kurzfristigen Zinsprojektionen der Ausschussmitglieder – die sogenannten „Dot Plots“ – dürften signalisieren, dass die Fed handlungsbereit ist. „Diese Vorgehensweise sollte genügen, um die Märkte in etwa auf ihrem gegenwärtigen Niveau zu halten“, schreibt Chappell. „Aber an einem gewissen Punkt werden Anleger mehr als nur bloße Worte wollen – vielleicht schon beim Treffen im Juli.“