- Die jüngsten Wirtschaftsdaten in den USA haben sich verschlechtert und das Verbrauchervertrauen wie auch die Ausgaben sind gesunken. Die Fundamentaldaten der US-Wirtschaft sind dennoch stark, und die Inflation scheint unter Kontrolle zu sein.
- Die Zölle haben Verbraucher und Importeure verunsichert, doch die Wirtschaft bleibt insgesamt widerstandsfähig. Die aktuellen Bedingungen unterstützen zudem die Kreditvergabe an kleine Unternehmen und Verbraucher.
- Die Lohninflation verlangsamt sich und nähert sich dem Zwei-Prozent-Ziel der Federal Reserve an. Auch die Zinssätze dürften weiter sinken, was im Laufe des Jahres für ein solides Wachstum sowie positive Auswirkungen auf Risikoanlagen spricht.
Die Wirtschaftsdaten in den USA haben sich in letzter Zeit deutlich verschlechtert. Das Verbrauchervertrauen ist gesunken, und im Januar waren die Verbraucherausgaben besonders schwach. Zudem ist auch der viel beachtete zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex stark zurückgegangen: Er fiel von robusten 55,4 im Dezember auf einen ausgesprochen schwachen Wert von 50,4 im Januar. Den US-Verbrauchern missfällt offenbar die Diskussion rund um die Zollthematik, und zahlreiche Regierungsangestellte wie auch befristete Mitarbeiter haben Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung sind in den letzten zwei Wochen um 26.000 gestiegen.
Die US-Wirtschaft ist nicht kleinzukriegen
Ist die außergewöhnliche Outperformance der US-Wirtschaft also jetzt zu Ende? Nicht ganz, denn im Großen und Ganzen sind die Fundamentaldaten weiterhin gut. Die angedrohten Zölle sind zweifellos sowohl für die amerikanischen Verbraucher als auch für die Importeure beunruhigend, doch stellen sie keine Bedrohung für die relativ geschlossene US-Gesamtwirtschaft dar. Einige Unternehmen leiden sicherlich unter den Zöllen, andere wiederum profitieren, da sich deren Wettbewerbsposition verbessert. Dazu kommt, dass die Verbraucherausgaben im Januar zwar schwach waren, in den Monaten davor jedoch sehr stark – und der zugrunde liegende Trend geht eindeutig nach oben. Zuletzt sorgen die Bedingungen auch für einen erheblichen Rückenwind bei der Kreditvergabe an kleine Unternehmen und Verbraucher. Weit bedenklicher ist Elon Musks aggressiver Ansatz, die Ausgaben zu kürzen. Die Situation dürfte sich jedoch auch hier in den nächsten Monaten wieder beruhigen.
Die Lohn-Preis-Spirale löst sich auf und Zinssenkungen sind in Aussicht
Die Inflation scheint unter Kontrolle zu sein: Die Lohninflation verlangsamt sich eindeutig und dürfte in diesem Jahr ein Niveau erreichen, das mit dem Inflationsziel der Federal Reserve von zwei Prozent vereinbar ist. Auch bei den Mieten, die einen großen Teil des Verbraucherpreisindex ausmachen, ist ein Rückgang zu beobachten. Gleichzeitig scheinen die USA aus der Lohn-Preis-Spirale herauszukommen: Die Lohninflation verlangsamt sich zwar, doch die Preisinflation ist schneller zurückgegangen, sodass im Endeffekt die Reallöhne steigen. Die allgemeine Marktmeinung ändert sich dahingehend, deutliche Zinsschritte in den USA einzupreisen – es dürften also große Zinssenkungen bevorstehen.
Die Daten sind momentan nicht besonders eindeutig. Ein holistischer Blick zeigt jedoch, dass Anleger für den Rest des Jahres immer noch ein gutes, solides Wachstum in den USA erwarten dürfen. Angesichts der sinkenden Zinssätze sind das auch für Risikoanlagen gute Nachrichten.
Von Steven Bell, Chefvolkswirt bei Columbia Threadneedle Investments