Columbia Threadneedle Investments: Basispunkte in 12 Monaten - Märkte überschätzen Fed-Zinssenkungen

Der US-Arbeitsmarkt ist schwächer als erwartet, und eine Zinssenkung der Federal Reserve (Fed) um 25 Basispunkte ist so gut wie gewiss. „Die 140 Basispunkte, die die Märkte aktuell für die nächsten zwölf Monate einpreisen, sind jedoch zu optimistisch“, warnt Anthony Willis, Senior Economist bei Columbia Threadneedle Investments. Wie er die US-Arbeitsmarkt- und Inflationsentwicklung einschätzt und was er für die Geldpolitik der nächsten Monate erwartet, erläutert er im Kommentar. Columbia Threadneedle Investments | 17.09.2025 11:42 Uhr
Anthony Willis, Senior Economist bei Columbia Threadneedle Investments / © e-fundresearch.com / Columbia Threadneedle Investments
Anthony Willis, Senior Economist bei Columbia Threadneedle Investments / © e-fundresearch.com / Columbia Threadneedle Investments

  • Nachdem die Zahlen schwach ausgefallen sind und Erwartungen für Arbeitsmarktdaten auch vorher schon nach unten korrigiert werden mussten, verschiebt sich die Debatte um den US-Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit ist höher als die Zahl der offenen Stellen.
  • In ihrer Sitzung heute dürfte die US-Notenbank die Zinsen um 25 Basispunkte senken. Einige Mitglieder werden wahrscheinlich für eine stärkere Zinssenkung stimmen.
  • Die Märkte preisen für die nächsten zwölf Monate Zinssenkungen um 140 Basispunkte ein. Ohne eine Rezession erscheint ein solches Niveau jedoch optimistisch.
  • Die Aktienmärkte konzentrieren sich weiterhin auf die positiven Aspekte. Im Fall einer sanften Landung und angesichts der bevorstehenden Zinssenkungen sehen wir Spielraum für weiteren Aufwind.

In den letzten Wochen hat sich die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt deutlich verändert. Eine leichte Abschwächung deutet sich schon länger an, aber die schwachen Zahlen für die Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im August und die Korrekturen für das Jahr bis März 2025 zeigen nun: Der US-Arbeitsmarkt ist viel schwächer als erwartet. In den zwölf Monaten bis März 2025 wurde die Zahl der Arbeitsplätze um 911.000 nach unten korrigiert – das deutet darauf hin, dass es in den letzten 18 Monaten wahrscheinlich drei Monate mit rückläufigen Beschäftigungszahlen gegeben hat und dass die Arbeitslosigkeit zum ersten Mal seit 2021 höher ist als die Zahl der offenen Stellen. Tatsächlich beträgt die Zahl der Arbeitslosen in den Vereinigten Staaten derzeit 7,4 Millionen – bei nur 7,2 Millionen offenen Stellen. Gleichzeitig sind sowohl die Nachfrage als auch das Angebot an Arbeitsplätzen rückläufig. Die Unternehmen entlassen zwar noch keine Mitarbeiter, stellen aber auch keine neuen ein. Dass sich der Arbeitsmarkt nicht so stark abkühlt wie in früheren Zyklen, liegt möglicherweise am geringeren Arbeitskräfteangebot aufgrund der rückläufigen Migration.

US-Inflation steigt, doch Märkte zu optimistisch

Angesichts dieser Entwicklung könnte die Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sehr interessant werden. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ist gewiss – die Märkte preisen eine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit dafür ein. Spannend könnten dagegen die damit verbundenen Mitteilungen sein, denn beim Ausschuss der Fed herrscht Uneinigkeit. Einige Mitglieder könnten für größere Zinssenkungen stimmen. Denn: Die Inflationsrate pendelt sich bei etwa drei Prozent ein. Das übersteigt den Zielwert, doch bislang haben die Zölle keinen nennenswerten Einfluss auf die Teuerung gehabt. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Kerninflation – die Preisentwicklung ohne Energie und Nahrungsmittel – tendenziell höher ist. Genau dort werden sich die Zölle voraussichtlich am stärksten bemerkbar machen. Obwohl diese Warengruppe mit nur 19 Prozent einen relativ kleinen Teil des Inflationskorbs ausmacht, dürfte sie die Inflationsrate nach oben treiben.

Da eine Zinssenkung um 25 Basispunkte so gut wie sicher ist, preisen die Märkte für die nächsten zwölf Monate Zinssenkungen von insgesamt 140 Basispunkten ein. Das erscheint optimistisch, denn nur eine Rezession würde ein solches Ausmaß an Lockerungen rechtfertigen. Steuern die USA auf eine Rezession zu? Die aktuellen Daten sprechen bisher dagegen, weshalb Marktteilnehmer solche Erwartungen mit Vorsicht betrachten sollten. Allerdings stehen personelle Veränderungen bei der Fed an: Vor Weihnachten wird wahrscheinlich ein neuer Fed-Vorsitzender bekannt gegeben, und es sind weitere Neubesetzungen im Direktorium zu erwarten. Die Mehrheit der Mitglieder könnte künftig eine eher lockere Geldpolitik befürworten – im Einklang mit den Präferenzen von Präsident Donald Trump.

Aktien profitieren – aber nur bei sanfter Landung

Wir werden also wahrscheinlich mit einer etwas höheren Inflation, aber auch einer höheren Arbeitslosigkeit in den USA konfrontiert sein. Die Zinssenkung der Fed dürfte ein günstiges Umfeld für Aktien schaffen – vorausgesetzt, das Szenario einer sanften Landung tritt ein. Der S&P 500 erreichte letzte Woche erneut Rekordhöhen, denn die Aktienmärkte scheinen derzeit ausschließlich positive Aspekte zu beachten. Wir verfolgen die Inflations- und Arbeitsmarkdaten aufmerksam. Sollte sich die Abkühlung der Konjunktur beschleunigen, könnte die Fed die geldpolitischen Lockerungen verstärken.

Von Anthony Willis, Senior Economist bei Columbia Threadneedle Investments

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