Edelmetalle und Industriemetalle haben in den letzten Wochen starke Schwankungen erlebt: Gold ist über 3.700 US-Dollar gestiegen und hat damit ein neues Allzeithoch erreicht, Silber ist auf 44 US-Dollar pro Unze geklettert (der höchste Stand seit 2011) und Platin wird zu Mehrjahreshochs gehandelt. Selbst Kupfer verzeichnet einen Aufwärtstrend, der zum Teil auf die Besorgnis über US-Zölle zurückzuführen ist. Treibende Faktoren sind sinkende Zinsen, Inflationssorgen, geopolitische Spannungen (einschließlich Zölle) und Störungen der Lieferketten – was Chancen für Anleger in Schwellenländeranleihen bieten könnte.
Edelmetalle legen aufgrund von Zinsen, Dollar und Nachfrage zu
Mehrere Faktoren stützen Edelmetalle.
Die US-Notenbank hat im September ihre erste Zinssenkung vorgenommen, und niedrigere Zinsen stützen in der Regel die Gold- und Silberpreise.
Gleichzeitig haben anhaltende Sorgen über die Aussichten für die US-Wirtschaft den Dollar belastet, was ein weiterer Rückenwind für Edelmetalle ist.
Gold profitierte auch von der starken Nachfrage der Anleger. Im September gab es weiterhin Zuflüsse in Gold, und die Käufe von Barren und Münzen stiegen im zweiten Quartal deutlich an. Die Käufe der Zentralbanken haben sich gegenüber dem Vorjahr verlangsamt, bleiben aber historisch gesehen auf einem hohen Niveau.
Silber wurde unterdessen sowohl durch Investitionsströme als auch durch die industrielle Nachfrage gestützt – insbesondere durch einen starken Anstieg der Installationen von Solaranlagen in China in der ersten Jahreshälfte.
Die Unsicherheit hinsichtlich der Inflation, Fragen zur Unabhängigkeit der Fed und allgemeine Sorgen um das Wachstum in den USA und weltweit stützen Gold und Silber zusätzlich.
Platin hat sich seit Jahresbeginn als das Metall mit der besten Performance unter den Edel- und Basismetallen herausgestellt und einen Gewinn von etwa 60% erzielt. Der Anstieg wurde durch das knappe Angebot, starke Investorenströme und eine gewisse Substitution der Goldnachfrage durch Schmuck getrieben. Palladium hat ebenfalls zugelegt, wenn auch in geringerem Maße. Sowohl Platin als auch Palladium sind derzeit Gegenstand einer US-Handelsuntersuchung, die zu Zöllen und möglicherweise höheren Inlandspreisen führen könnte – ein Faktor, den der Markt noch nicht vollständig eingepreist hat. Das Angebotsdefizit bei Platin dürfte anhalten und weiterhin für Unterstützung sorgen.
Bei Palladium ist die Dynamik etwas anders, da potenzielle Katalysatoren aus der Handelspolitik stammen. Einige US-Produzenten drängen auf Antidumping-Sanktionen gegen russische Palladiumimporte, was das Angebot weiter verknappen und die Preise stützen könnte. Das größere strukturelle Problem für Palladium ist jedoch die Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Rund 80% der Palladiumnachfrage stammt aus Autokatalysatoren, und die Einführung von Elektrofahrzeugen (EV) stellt eine existenzielle Bedrohung für diese Nachfragestruktur dar. Bislang verläuft die Einführung von Elektrofahrzeugen außerhalb Chinas langsamer als erwartet, was die Palladiumpreise etwas entlastet hat, aber das langfristige Risiko bleibt erheblich.
Industriemetalle: Gemischte Signale angesichts von Zöllen und politischen Veränderungen
Industriemetalle wie Kupfer hingegen zeigen ein gemischteres Bild. Viele Industriemetalle, wie beispielsweise Aluminium, haben sich moderat entwickelt, was sowohl die makroökonomische Unsicherheit als auch ihre spezifische Angebots-Nachfrage-Dynamik widerspiegelt. Kupfer hat sich jedoch aufgrund der robusten Nachfrage aus Projekten zur Energiewende und des begrenzten Angebotswachstums erholt, wobei die jüngsten Entwicklungen bei den Zöllen zu Volatilität geführt haben.
Insbesondere an der COMEX stiegen die Kupferpreise sprunghaft an, nachdem die USA im Juli einen Zoll von 50% auf Kupfer angekündigt hatten, brachen jedoch im August ein, als raffiniertes Kupfer von der Maßnahme ausgenommen wurde. Stattdessen gelten die Zölle nun für Halbfertigprodukte und kupferintensive Produkte. Im Vergleich dazu hat die London Metal Exchange (LME) nicht die gleichen Schwankungen erlebt, obwohl die Preise dort seit Jahresbeginn einen Aufwärtstrend verzeichnen.
Die Lagerbestände geben einen Teil der Geschichte wieder. Die Lagerbestände in den USA sind derzeit hoch, da die Marktteilnehmer ihre Lieferungen vor Inkrafttreten der Zölle beschleunigt haben. Dies führte zu einer Verknappung auf den Märkten außerhalb der Vereinigten Staaten, und die weltweiten Lagerbestände sind nun niedrig. Wenn sich die COMEX-Prämien in Abschläge verwandeln, könnte Metall reexportiert werden, was zu Gegenwind führen würde.
Auf der Nachfrageseite könnten die jüngsten politischen Kurswechsel, darunter Infrastrukturprogramme, für zusätzliche Unterstützung sorgen. Infrastrukturausgaben haben einen starken fiskalischen Multiplikatoreffekt, und Kupfer reagiert aufgrund seines hohen Betas gegenüber dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) besonders empfindlich darauf. Die heutigen Infrastrukturprojekte, wie die Modernisierung des Stromnetzes und die Einrichtung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge, sind besonders kupferintensiv. So hat beispielsweise die Ankündigung Chinas, einen neuen Mega-Staudamm zu bauen, kürzlich zu einem Preisanstieg bei mehreren Metallen geführt.
Mit Blick auf die Zukunft bleibt das Bild gemischt. Eine globale Konjunkturabkühlung könnte mittelfristig auf Kupfer und andere Basismetalle drücken. Strukturell bleiben die Nachfragetreiber jedoch intakt – sowohl durch die Energiewende als auch durch neue Quellen wie KI-Rechenzentren, die zunehmend kupferintensiv sind. Darüber hinaus bleibt das Angebotsszenario günstig, da hohe Störungen und ein begrenztes Wachstum des Kupferangebots zu erwarten sind.
Wichtige Treiber für die kommenden Monate
Wir glauben, dass Edelmetalle in den nächsten Monaten besser aufgestellt sind als Industriemetalle. Wirtschaftliche Unsicherheit, anhaltende Inflationsrisiken und sogar Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Fed sprechen weiterhin für Gold und Silber, insbesondere angesichts eines schwächeren Dollars und eines Zinssenkungszyklus. In der Vergangenheit haben Edelmetalle in den Monaten nach der ersten Zinssenkung der Fed stark reagiert, was darauf hindeutet, dass das aktuelle politische Umfeld weiterhin Unterstützung bieten könnte.
Dennoch scheinen die mittel- bis langfristigen Chancen für Kupfer am größten zu sein. Seine Rolle in Elektrofahrzeugen, der Infrastruktur für erneuerbare Energien, Rechenzentren und Stromnetzen verschafft ihm strukturelle Nachfrageschübe, die vom Markt noch nicht vollständig eingepreist sind. Vor diesem Hintergrund erscheint die Versorgungslage vergleichsweise angespannt. Während die jüngste Volatilität im Zusammenhang mit Zöllen, Lagerbeständen und makroökonomischen Bedenken die kurzfristigen Aussichten trübt, deutet das Nachfrageprofil von Kupfer auf ein erhebliches Potenzial für die Zukunft hin.
Zu den wichtigsten Risiken für Anleger zählen die erhöhte Unsicherheit in Bezug auf Handel und Zölle, da kritische Mineralien in den Vereinigten Staaten und weltweit zunehmend zu strategischen Vermögenswerten werden. Regulatorische Veränderungen könnten die Lieferketten, die Preisgestaltung und den Zugang zu Metallen neu gestalten. Speziell für Palladium stellt die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen eine erhebliche Herausforderung für die Nachfrage dar, auch wenn die langsamer als erwartete Akzeptanz außerhalb Chinas vorübergehend für Entlastung gesorgt hat.
Anleger sollten die Schlagzeilen zur Politik, die Entwicklungen bei den Zöllen, wirtschaftliche Ankündigungen (wie die jüngsten Arbeits- und Inflationsberichte in den Vereinigten Staaten) und Währungsbewegungen aufmerksam verfolgen, da diese wahrscheinlich auch im nächsten Jahr die wichtigsten Katalysatoren für die Metallmärkte bleiben werden.
Alexandra Symeonidi, CFA, ist Senior Corporate Credit and Sustainability Analyst im Emerging Markets Debt Team von William Blair.
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