Degroof Petercam AM: Ausübung von Stimmrechten macht Unternehmen nachhaltiger

Hauptversammlungen: Durch Stimmrechtsausübung lassen sich Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit durchsetzen. Wie das in der Praxis genau funktioniert, erklärt Ophélie Mortier, Head of Responsible Investment bei Degroof Petercam AM. DPAM | 24.04.2018 16:02 Uhr
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investment, Degroof Petercam AM / ©  Degroof Petercam AM
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investment, Degroof Petercam AM / © Degroof Petercam AM
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Wählen gehen! 

Mit dem Frühjahr beginnt die heiße Phase der Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen. Alljährlich sind Aktionäre im Rahmen ihrer Rechte und Pflichten aufgefordert, von ihren Stimmrechten Gebrauch zu machen, sofern sie stimmrechtsfähige Aktien besitzen. Was vielen Anteilseignern noch gar nicht bewusst ist, stellt für andere bereits eine Herzensangelegenheit dar: Das Abstimmen über Punkte, die konkret ökologische oder soziale Auswirkungen haben bzw. Aspekte der Unternehmensführung betreffen und damit direkt oder indirekt Einfluss auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen haben. 

Eine besondere Verantwortung hierbei kommt professionellen Investoren - wie Degroof Petercam AM - zu, die sich die Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren der Vereinten Nationen (UN PRI) auf die Fahnen geschrieben haben. Unter anderem bekennen sie sich mit der Unterzeichnung der UN PRI dazu, ihrer Verantwortung als langfristiger Anleger nachzukommen und verantwortungsvolles Investieren durch das Rede- und Stimmrecht auf Hauptversammlungen zu fördern. 

„Jeder Vermögensverwalter oder Investor, der vehement in Gesprächen mit der Unternehmensführung auf Kontroversen hinweist und auf Hauptversammlungen seine Stimmrechte im Sinne von ESG-Kriterien und Best Practices gezielt einsetzt, kann aktiv dazu beitragen, Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen“, sagt Ophélie Mortier, Head of Responsible Investment bei Degroof Petercam AM. 

„Nachhaltigkeit von Unternehmen sollte als Prozess verstanden werden, den aktive Investoren konstruktiv begleiten können und müssen. Einfach nur Negativkriterien anzuwenden, also bestimmte Branchen bei der Auswahl von Zielinvestments auszuschließen, ist zu sehr ‚schwarz-weiß‘ gedacht. Nachhaltiges Entwicklungspotenzial bleibt dabei schnell auf der Strecke. Best-in-Class-Ansätze lassen Unternehmen deutlich mehr Spielraum – ohne das Ziel, Nachhaltigkeit zu fördern, aus den Augen zu verlieren. Wer den Dialog sucht, mit Unternehmen spricht und in die Diskussion geht, kann den Prozess zu einem nachhaltigeren Wirtschaften und Verbesserungen auf den Ebenen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung aktiv und erfolgreich mitgestalten“, so die Responsible Finance-Expertin. 

Kein einfacher Weg 

Sich gegen Widerstände stellen, eigene Zweifel ausräumen, hartnäckig bleiben – mit Blick auf die Einflussnahme auf die Unternehmensführung eine schwierige Aufgabe, vor allem für Minderheitsaktionäre. Sie scheitern noch häufig bei Ihrem Bestreben, Entscheidungen gegen Großaktionäre durchzusetzen. Dennoch können auch kleinere Aktionärsgruppen in vielen Fällen erstaunliche Aufmerksamkeit für ihre Interessen erzeugen. Je vehementer sie sich mobilisieren, je hellhöriger werden Journalisten und andere Stakeholder, genauso wie langfristige Investoren, die sich um ihre langfristigen Anlageziele sorgen. 

Die Initiative für mehr Initiative in Bezug auf treuhänderische Pflichten von Aktionären ist inzwischen größer geworden: In Deutschland hat aktuell ein breites Bündnis von Finanzakteuren, Wissenschaftlern sowie Organisationen der Zivilgesellschaft und der Kirche konkrete Forderungen an die handelnden politischen Akteure auf europäischer und deutscher Ebene formuliert. 

Mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens und den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs) habe die Weltgemeinschaft zwar wichtige und dringend notwendige Entscheidungen für eine nachhaltigere Entwicklung für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft getroffen. Doch sei es höchste Zeit, die notwendigen Schritte zur Erreichung dieser Vereinbarungen nun auch in die Tat umzusetzen. Ophélie Mortier kommentiert dies folgendermaßen: „Dazu zählt eben auch die verstärkte Nutzung von Stimmrechten. Das Abstimmungsverhalten von Aktionären ist ein eigenes Management-Tool. Unternehmen auf diese Art nachhaltiger zu machen, ist ein langfristiger Prozess – ein Schneeball-Effekt, der am Ende aber zusätzlichen Unternehmenswert und Performance für Aktionäre schaffen kann “. 

‚Say on pay‘: Munich Re-Aktionäre zeigen, wie es geht 

Unter Corporate Governance-Aspekten geraten zunehmend Vergütungssysteme für Vorstände in die Kritik, die nicht nachvollziehbar sind und sich zu wenig an den erreichten Unternehmensergebnissen orientieren. Dieser Kritik musste sich 2017 auch der deutsche Rückversicherer Munich Re auf der Hauptversammlung stellen, auf der auch Degroof Petercam AM abgestimmt hat. Die Aktionäre lehnten mit großer Mehrheit die Pläne des Aufsichtsrates ab, das bisherige, intransparente Vorstandsvergütungssystem fortzusetzen. 

Auf Druck der Aktionäre will das DAX-Unternehmen die Boni für seine Chefetage ab diesem Jahr einschränken. Maßgeblich für die variable Vergütung sollen die Erreichung der Gewinnziele des Vorstands und die Entwicklung der Munich-Re-Aktie im Vergleich zur Konkurrenz sein. Die Erhöhung des fixen Anteils soll verhindern, dass der Vorstand überhöhte Risiken eingeht, um sich hohe Boni zu sichern. 

Doch neuer Gegenwind zeichnet sich bereits ab. Umweltschützer kritisieren, dass Munich Re polnische Kohlekraftwerke versichert, der Konzern seit den 1970er Jahren aber immer wieder auf die Folgen des globalen Klimawandels hinweist. Eine Kontroverse, die sicherlich auch die Munich Re-Aktionäre zukünftig beschäftigen wird.

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