Augen auf bei grünen Anleihen!

Investoren sollten ‚Green Bonds‘ kritisch prüfen. Neben den zu finanzierenden Klimaprojekten müssen auch die Emittenten auf ESG-Konformität unter die Lupe genommen werden. Der Markt für grüne Anleihen boomt zwar, befindet sich aber noch in einer frühen Entwicklungsphase. Der weitere Evolutionsprozess muss vorhandene Schwächen beseitigen. DPAM | 10.09.2019 11:33 Uhr
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments, DPAM / © Degroof Petercam
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments, DPAM / © Degroof Petercam
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Den Klimawandel aufhalten, umweltschonende Maßnahmen vorantreiben: Unter dieser Prämisse sind ‚grüne Anleihen‘ im Jahr 2007 erstmals angetreten, um vorrangig Projekte im Bereich des Klimaschutzes und der Klimaanpassung zu finanzieren. Das Emissionsvolumen ist seitdem Jahr um Jahr stetig gewachsen. 2018 kamen mit einem Volumen von 168 Milliarden Dollar (Climate Bonds Initiative) bislang die meisten Neuemissionen auf den Markt.  

 „Mit grünen Anleihen allein wird der Wandel hin zu einer CO2-armen Weltwirtschaft nicht zu finanzieren sein. Green Bonds sind dennoch eine zentrale Finanzierungsform, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten“, sagt Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments bei DPAM. „Auf dem Weg zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft werden bis 2030 etwa 93 Billionen Dollar (Schätzungen New Climate Economy) benötigt. Eine immense Herausforderung, bedenkt man, dass der gesamte globale Anleihenmarkt derzeit etwa 90 Billionen Dollar umfasst. Mit den in 2018 begebenen Green Bonds wurden gerade einmal 0,18 Prozent des bis 2030 benötigten Finanzierungsbedarfs abgedeckt“.

Luft nach oben 

Aufgrund der bislang noch relativ geringen Größe des Marktes ist das Entwicklungspotenzial in Bezug auf die Quantität und Qualität der Green Bonds und deren Emittenten beträchtlich. Der Markt befindet sich noch in der Initialphase, hat aber bereits deutlich an Breite und Tiefe zugelegt. Im jetzigen Stadium besteht allerdings noch das Risiko des ‚Greenwashing‘. „Nicht nur die zu finanzierenden Klimaprojekte müssen genau geprüft und laufend überwacht werden. Auch beim Blick auf die Emittenten gilt es kritisch zu bleiben und diese unter ESG-Gesichtspunkten zu analysieren. Nur weil ein Unternehmen oder ein Staat eine grüne Anleihe begibt, sagt das noch lange nichts über seine eigene ESG-Güte aus. Bei der Auswahl von Green Bonds müssen Portfoliomanager deshalb sehr auf Qualität achten und selektiv vorgehen“, sagt Ophélie Mortier.

Als Beispiel nennt die ESG-Expertin China. Das Land ist weltweit einer der größten Emittenten von grünen Anleihen zur Finanzierung qualitativer Klimaprojekte. Allerdings kommt das Investment für DPAM nicht in Frage, da China im Sinne des hauseigenen ESG-Bewertungssystems ein autoritär geführter, nicht-freier Staat ist und damit kein nachhaltiger Emittent hinsichtlich sozialer Mindeststandards und guter Staatsführung. 

Challengers versus Enablers 

Beim Management eines auf niedrigen Kohlenstoffausstoß abzielenden Anleihenportfolios sollte das Anlageuniversum möglichst breit gefasst werden und neben Green Bonds auch in Unternehmensanleihen investiert werden. Und zwar in solche von sogenannten ‚Climate Challengers‘ und ‚Climate Enablers‘. Climate Challengers sind Unternehmen, die vom Klimawandel bzw. dem Druck zur Anpassung besonders betroffen sind, wie zum Beispiel Öl- und Gasfirmen oder Versorger, aber gleichzeitig gute Fortschritte bei der Verbesserung ihrer CO2-Bilanzen machen.

Demgegenüber eignen sich Anleihen von Climate Enablers, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen direkten, aktiven Beitrag zur Klimaanpassung leisten, wie zum Beispiel Recyclingunternehmen oder Windturbinenhersteller, ebenso zur Ergänzung eines Green Bond-Portfolios. 

„Die Option, auf Anleihen von Climate Challengers und Climate Enablers zurückzugreifen, kann für das Management eines grünen Anleihe-Portfolios sehr hilfreich sein. Sie sind gute Alternativen, wenn Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Green Bond-Emittenten bestehen und daran, ob die finanzierten Klimaprojekte tatsächlich zielführend sind im Hinblick auf den Wandel hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft“, sagt Ophélie Mortier. 

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