Emissionen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion spielen bei der Bekämpfung des Klimawandels eine wichtige Rolle. Gleichzeitig steht die Landwirtschaft in der Kritik, die Artenvielfalt und natürliche Lebensräume zu gefährden. Diese Kritik ist in einigen Regionen der Welt berechtigt. Aber immerhin muss die Landwirtschaft inzwischen 8 Milliarden Menschen ernähren.
Dabei hat die Landwirtschaft bislang Erstaunliches geleistet, um mit der wachsenden Bevölkerung Schritt zu halten. Beispielweise hat ein Bericht von Vito (Flämisches Institut für technologische Forschung) über die Flächennutzung in Flandern in den letzten zwei Jahrhunderten ergeben, dass um 1778 etwa 64,5 % der Gesamtfläche landwirtschaftlich genutzt wurden, um schätzungsweise 2 Millionen zu ernähren. Im Jahr 2024 wurden nur noch 52 Prozent der Fläche genutzt, um eine auf rund 7 Millionen Menschen gewachsene Bevölkerung zu ernähren Dabei ist der Anteil der Ackerflächen sogar von 52 % auf 30 % gesunken.
Weiterhin große Herausforderungen
Weltweit steht die Landwirtschaft jedoch weiter vor großen Herausforderungen. In Afrika stehen Nahrungsmittelproduktion und Bevölkerungszahl noch lange nicht im Einklang, obwohl sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche im letzten Jahrhundert verdoppelt hat. Hier gibt es noch viel Spielraum für eine Vergrößerung der landwirtschaftlichen Betriebe und eine verstärkte Mechanisierung.
Auch in entwickelten Regionen müssen jedoch weiter Effizienzgewinne erzielt werden. So ist z.B. der hohe Wasserbedarf in einigen Regionen ein ernsthaftes Problem. Die Umstellung auf andere Produkte ist nur eine begrenzte Option, da die Verbraucher an Ernährungsgewohnheiten und Geschmackspräferenzen festhalten und der Geschmack oft Vorrang vor den Aspekten Gesundheit oder Umweltschutz hat. Ein Beispiel sind Fleischalternativen wie Beyond Meat, die sich auf dem Markt bislang nicht durchsetzen konnten.
Der Fokus der Landwirtschaft muss daher weiterhin auf Effizienzsteigerungen und technischem Fortschritt liegen. Der Vorteil ist, dass der Lebensmittelmarkt schnell auf Innovationen reagiert. Problematisch sind allerdings die langen Zyklen und Zulassungsprozesse, die es Landwirten erschweren, nach einer Produktumstellung einen Ertrag am Markt zu generieren. Ohne klar erkennbare ökonomische Vorteile wird es schwer, Landwirte zu einer Produktumstellung zu bewegen. Letztlich müssten die Verbraucher einen Teil der Last tragen.
Beispiel Palmöl: Chancen durch Hybridzüchtungen
Um das Potenzial für Ertragssteigerungen zu veranschaulichen nehmen wir das Beispiel Palmöl, ein Grundnahrungsmittel für Milliarden von Menschen in Asien und Afrika. Palmöl macht etwa ein Drittel des weltweiten Pflanzenölmarktes aus. Bei Palmöl haben sich die Erträge in den letzten zehn Jahren auf einem gefestigten Niveau eingependelt. Dies liegt vor allem an der begrenzt verfügbaren Anbaufläche. Die besten geeigneten Flächen werden bereits genutzt und neue Flächen sind in der Regel weniger produktiv (von der Rodung bewaldeter Flächen ganz zu schweigen). Eine Steigerung der Produktion ist daher nur mit einer Weiterentwicklung der Pflanzen selbst zu erzielen. Im Gegensatz zu anderen Kulturpflanzen wie Reis und Mais gibt es noch keine Hybrid-Sorten für Palmöl. Erste Entwicklungsergebnisse von Verdant Biosciences sind jedoch vielversprechend, darunter Krankheitsresistenz und das Potenzial zur Verdoppelung des Palmölertrags. Hybridpflanzen könnten die Palmölproduktion innerhalb von 25 Jahren um 4 % steigern, ohne dass zusätzliche Flächen benötigt würden. Aber auch ohne diese Verbesserung bleibt Palmöl global gesehen effizient: Für die Produktion von 80 Millionen Tonnen werden „nur“ 30 Millionen Hektar Anbaufläche benötigt, während für die Produktion von 60 Millionen Tonnen Sojaöl 133 Millionen Hektar erforderlich sind.
Futtermittelzusatz verringert Methanausstoß
Ein weiteres Beispiel, die landwirtschaftliche Produktion durch Effizienzsteigerungen auch umweltfreundlicher zu gestalten, ist der Futtermittelzusatz Bovaer, der die Methanemissionen von Rindern senkt. Die Kosten für den Einsatz von Bovaer werden auf jährlich 80-90 € pro Kuh geschätzt, was einem zusätzlichen Cent pro Liter Milch entspricht. Für diese Kosten ergibt sich eine Verringerung der Methanemissionen um mindestens 30 %, was einer Vermeidung von 30 kg Methan pro Kuh und Jahr (fast 1 Tonne CO2) entspricht. Im Vergleich zum Preis der europäischen Emissionsrechte (etwa 70 € pro Tonne) erscheint dies angemessen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Landwirtschaft nach wie vor ein erhebliches Potential zur Effizienzsteigerung hat. Sie könnte damit sowohl ihren Auftrag erfüllen, eine ständig wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, wie auch die Produktion insgesamt an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen.
Ignace De Coene, Equity Fund Manager bei DPAM