Stablecoins – per Gesetz zum anerkannten Zahlungsmittel

Der US-amerikanische GENIUS Act soll Stablecoins aus ihrer spekulativen Nische herausholen und zu einer tragenden Säule des Finanzsystems machen. Ob das gelingt, beurteilt Ewout De Brauwer, Portfolio Manager Institutional Mandates bei DPAM: DPAM | 11.09.2025 09:46 Uhr
Ewout De Brauwer, Portfolio Manager Institutional Mandates bei DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM
Ewout De Brauwer, Portfolio Manager Institutional Mandates bei DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM

Mit dem GENIUS Act* haben die USA den ersten förderalen Rechtsrahmen zur Regulierung von Stablecoin-Zahlungstoken verabschiedet. Ein Stablecoin ist im Wesentlichen ein digitaler Dollar (oder eine andere Währung) auf einer Blockchain, dessen Wert durch 1:1-Deckung mit traditionellen Vermögenswerten wie US-Dollar oder Staatsanleihen stabilisiert werden soll. Das Gesetz schafft Klarheit im Markt und positioniert den Dollar als dominierende Währung des digitalen Zeitalters. Durch strenge Vorschriften in Bezug auf Reserven, Lizenzen und Transparenz legitimiert das Gesetz Stablecoins als digitale Zahlungsmittel, ohne dass Vertrauen in das Finanzsystem verloren geht.

Regelwerk und Aufsicht für Stablecoins

Bislang galt für Stablecoins ein Flickenteppich aus einzelstaatlichen Regelungen. Der GENIUS Act hat jetzt eine Kategorie von „zugelassenen Zahlungs-Stablecoin-Emittenten” geschaffen. Dies können Banktochtergesellschaften sein, bundesstaatlich lizenzierte Nichtbanken, die von der OCC (Office of the Comptroller of the Currency) beaufsichtigt werden, oder staatlich qualifizierte Emittenten unterhalb einer Schwelle von 10 Milliarden US-Dollar. Wer diese Schwelle überschreitet, muss unter die Bundesaufsicht wechseln oder die Ausgabe von Stablecoins einstellen.

Stablecoins müssen 1:1 mit hochwertigen liquiden Vermögenswerten unterlegt werden – Bargeld, Bankeinlagen, Repos oder kurzfristigen US-Staatsanleihen. Inhaber haben im Insolvenzfalle oberste Priorität. Stablecoin sind damit kein riskantes Versprechen mehr, sondern eine gesetzlich geschützte Forderung. Das Gesetz verbietet Zinszahlungen auf Stablecoins – diese sollen als Zahlungsmittel fungieren und nicht als Einlagen in den Wettbewerb mit Sparkonten treten.

Das US-Recht erkennt Stablecoins damit als Zahlungsmittel an, das für Zahlungen verwendet werden kann oder gegen einen festen Betrag an Fiat-Währung einlösbar ist – ob im E-Commerce, bei grenzüberschreitenden Überweisungen oder in der dezentralen Finanzwirtschaft (DeFi).

Stablecoins – vielfach wirksam im Finanzsystem…

1. …als digitale Lebensader des US-Dollar

Der GENIUS Act soll die globale Dominanz des Dollars stärken. Da US-Stablecoins durch auf Dollar lautende Vermögenswerte gedeckt sein müssen, wird die Expansion digitaler Währungen direkt an den Dollar gekoppelt. Damit können Dollars ohne US-Bankkonten verwendet werden, insbesondere in Schwellenländern, in denen der Zugang zu Bankdienstleistungen begrenzt ist. GENIUS verankert die Rolle des Dollars als Standardwährung des digitalen Zeitalters und erreicht die Ziele einer digitalen Zentralbankwährung, die in den USA auf politischen Widerstand stößt, mithilfe des privaten Sektors: einen regulierten, auf Dollar lautenden Token, der sich weltweit verbreitet. Das Gesetz könnte die Entdollarisierung verlangsamen und andere Zentralbanken dazu bewegen, ihre eigenen digitalen Währungsprojekte voranzutreiben.

2. …als neue Käufer von US-Staatsanleihen?

Stablecoins sind als Käufer von kurzfristigen Staatsanleihen bereits wichtig. Rund 80% der 200 Milliarden US-Dollar an Stablecoin-Reserven liegen in T-Bills und Repos. Innerhalb weniger Jahre könnte dies auf 1 bis 2 Billionen US-Dollar anwachsen. Das würde eine neue Nachfrage nach kurzfristigen Staatsanleihen in Höhe von Hunderten von Milliarden bedeuten. Das Finanzministerium sieht in Stablecoins einen wichtigen neuen Absatzkanal – genau für die kurzfristigen Wertpapiere, die das US-Finanzministerium angesichts steigender Haushaltsdefizite nur schwer verkaufen kann. Die Frage ist jedoch, ob es sich dabei wirklich um eine neue Nettonachfrage handelt. Wenn nämlich das Stablecoin-Wachstum Kapital aus Geldmarktfonds oder Bankeinlagen abzieht, könnte das Finanzministerium auf der einen Seite verlieren, was es auf der anderen Seite gewinnt.

3. …als langweiliges, aber sicheres Zahlungsmittel

Der GENIUS Act macht Stablecoins im besten Sinne „langweilig”. 100% Reserven, monatliche Audits und klare Rücknahmerechte machen einen Zusammenbruch deutlich unwahrscheinlicher. Verbraucherschutzmaßnahmen, wie z. B. der Status als vorrangiger Gläubiger im Insolvenzfall, stärken das Vertrauen zusätzlich. Das Zinszahlungsverbot verhindert, dass Stablecoins zu hochverzinslichen Ersatzprodukten werden, die massive Abflüsse von Einlagen aus den Banken auslösen könnten. Das neue Rahmenwerk ermöglicht das Wachstum von Blockchain-basiertem Geld – ohne die Anfälligkeit unregulierter Modelle.

4. …als Wegweiser für Banken am Scheideweg

Wenn Privatpersonen und Unternehmen regulierte digitale Dollar halten und verwenden können, könnte die Einlagenbasis von Banken zurückgehen. Andererseits öffnet das Gesetz den Banken die Tür für die Ausgabe eigener Stablecoins. Zukunftsorientierte Banken können ihre Verbindlichkeiten tokenisieren und gleichzeitig Blockchain-native Zahlungen anbieten. Technologieplattformen werden vor dem Eintritt in den Stablecoin-Markt einer strengen Prüfung unterzogen. Dies verschafft den Banken einen First-Mover-Vorteil.

Tokenisierung und DeFi: die nächste Herausforderung

Stablecoins ermöglichen es den Nutzern, Dollars in digitale Märkte zu transferieren. Sie bieten Liquidität für Handel, Kreditvergabe, Staking und Abwicklung in DeFi. Ihre Anerkennung durch die US-Aufsicht könnte die institutionelle Akzeptanz vorantreiben. Das Gesetz bestätigt die Tokenisierung als modernes Mittel im Finanzwesen. Stablecoins dienen als Abrechnungswährung für tokenisierte Wertpapiere, Kredite oder Rohstoffe und liefern die Liquidität für DeFi-Protokolle, die darauf abzielen, Finanzdienstleistungen auf Blockchain-Basis neu zu schaffen. Der GENIUS Act schafft damit die Grundlage für eine tokenisierte Wirtschaft, in der Dollar, Staatsanleihen und möglicherweise auch Aktien oder Immobilien digital dargestellt und sofort ausgetauscht werden können.

Von Ewout De Brauwer, Portfolio Manager Institutional Mandates bei DPAM

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