Automobilbranche 2025: Nicht ohne Chancen

Europas Automobilmarkt stagniert. Die Neuzulassungen verharren deutlich unter Vor-Corona-Niveau. Wo die Branche im kommenden Jahr dennoch Chancen bietet, beurteilen Bernard Lalière, Head of Credit, und Bart Jooris, Buy-Side Credit Analyst bei DPAM: DPAM | 18.12.2024 09:17 Uhr
Bart Jooris, Buy-Side Credit Analyst und Bernard Lalière, Head of Credit, DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM
Bart Jooris, Buy-Side Credit Analyst und Bernard Lalière, Head of Credit, DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM

Verbraucher in Europa und den USA greifen nur zurückhaltend zu Elektrofahrzeugen – zu hoch sind ihre Bedenken hinsichtlich hoher Anschaffungskosten, begrenzter Reichweiten und der Ladeinfrastruktur. Außerdem sind die Preise für Neuwagen in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 30% gestiegen sind – deutlich schneller als die verfügbaren Haushaltseinkommen. Die Preismacht der Hersteller schwindet.

Hürdenlauf für Hersteller und Zulieferer

Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums behalten viele Europäer ihre Autos länger; das Durchschnittsalter der Fahrzeuge steigt. Subventionen und Kaufanreize für E-Fahrzeuge wurden zurückgefahren, nicht zuletzt in Deutschland und Frankreich. In China geht die Nachfrage nach Premiumfahrzeugen zurück. In den unteren Marktsegmenten führt der intensive Wettbewerb zu Überkapazitäten. Zollstreitigkeiten schaffen Hürden für globale Hersteller.

Automobilzulieferer wie Forvia, Hella, ZF Friedrichshafen, Continental und Schaeffler spüren den Druck. Niedrigere Rohstoffkosten reichen nicht aus, um steigende Lohn-, Entwicklungs- und Markteinführungskosten auszugleichen. Mit entschlossenen Gegenmaßnahmen stoßen die Unternehmen auf staatlichen Widerstand (Volkswagen in Deutschland, Stellantis in Italien). Der Abbau von Überkapazitäten ist notwendig, löst aber nicht das Problem der schwachen Nachfrage.

Ganz gezielt zugreifen

Für Investoren ergibt dies eine ungewisse Gemengelage. Erhöhte Renditeaufschläge auf die Unternehmensanleihen der Branche gemahnen zur Vorsicht. Höhere Ungewissheit über die zukünftige Entwicklung schlägt sich nieder in erhöhten Schwankungen. Einige Unternehmen verfügen zwar über solide Bilanzen und Barreserven, aber auch diese finanzielle Robustheit wird durch die unvorhersehbaren Marktbedingungen beeinträchtigt.

Dennoch ist die Branche nicht ohne Chancen. Geografisch breit aufgestellte Hersteller von Originalteilen dürften gut positioniert sein, da die alternde Fahrzeugflotte den Austausch von Teilen erfordert. Die hohen Risikoprämien, die derzeit mit soliden Unternehmen verbunden sind, könnten für diejenigen, die bereit sind, die notwendigen Risiken sorgfältig abzuwägen, attraktive Erträge bieten. Im aktuellen Umfeld kann die Titelauswahl über Gewinn und Verlust entscheiden.

Von Bernard Lalière, Head of Credit, und Bart Jooris, Buy-Side Credit Analyst bei DPAM

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