Regelfrust, Backlash, Weltpolitik: Was wird aus nachhaltigen Investments im Jahr 2025?

2024 war kein gutes Jahr für nachhaltige Investments. Regulatorischer Frust und eine ESG-Gegenreaktion gingen einher mit zunehmenden geopolitischen Spannungen. Ophélie Mortier, Chief Sustainable Investment Officer von DPAM, zieht Schlussfolgerungen fürs laufende Jahr: DPAM | 05.02.2025 09:41 Uhr
Ophélie Mortier, Chief Sustainable Investment Officer von DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM
Ophélie Mortier, Chief Sustainable Investment Officer von DPAM / © e-fundresearch.com / DPAM

2024 – Regelfrust und Gegenreaktion

Im ersten Jahr der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (gemäß CSRD) gab es gleich erste Hürden. Ein EU-Vereinfachungspaket soll Abhilfe schaffen; Deutschland fordert gar eine zweijährige Verschiebung der Berichterstattung und eine Reduzierung des Umfangs. Zur Erinnerung: Die CSRD sollte die Informationen liefern, die von der Offenlegungsverordnung für nachhaltige Finanzierungen (SFDR) gefordert werden. Das ständige Rütteln an den Begrenzungen der CSRD erschwert es Anlegern, ihrer eigenen SFDR-Berichtspflicht nachzukommen.

Überhaupt leidet die Transparenzregulierung an übermäßiger Komplexität, mangelnder Klarheit für Investoren, Schwierigkeiten beim Vergleich von Produkten und Ansätzen und an Inkonsistenz mit anderen Vorschriften. Hier steht eine umfassende Überarbeitung an.

Die umfassende Regulierung der nachhaltigen Finanzierung in Europa, die früher als Vorbild galt, hat die Schwächen des Ansatzes aufgezeigt. Dies dürfte so manche ESG-Gegenreaktion erklären, nicht zuletzt in den USA. Im Rekordwahljahr 2024, in dem fast die Hälfte der Weltbevölkerung zur Wahl aufgerufen war, wurden ökologische und soziale Fragen nicht immer mit dem gleichen Gewicht behandelt wie eher kurzfristige Anliegen wie Inflation, Bezahlbarkeit von Wohnraum und Grenzschutz.

2025 – Umweltpolitische Prioritäten

Angesichts der immer strengeren Regulierung der Fonds nach Artikel 8 und Artikel 9 wird die Überarbeitung der SFDR-Vorschriften im Jahr 2025 ein zentrales Thema sein. Initiativen wie die Glasgow Financial Alliance for Net Zero, die Institutional Investors Group on Climate Change und die Transition Plan Taskforce haben viele Unterstützer verloren. Einige Akteure plädieren daher für mehr Diskretion bei gemeinsamen Verpflichtungen. Mit weiteren Rückzügen aus wichtigen Initiativen wie Climate Action 100+ oder den Principles of Responsible Investment (PRI) ist zu rechnen. Die Rückzüge aus Climate Action 100+ wurde allerdings durch Neumitglieder mehr als ausgeglichen und auch die PRI findet immer noch Freiwillige von aktiv Beteiligten.

Umweltdaten werden immer genauer, verfügbarer und wiederkehrender, und Unternehmen werden immer besser darin, mit Übergangsproblemen umzugehen. Die Herausforderung liegt darin, unternehmerische Transition-Pläne in die Unternehmensbewertungen zu integrieren. Angesichts der globalen Erwärmung sind die Bemühungen immer noch unzureichend, auch wenn sich die Investitionen in saubere Energien im Vergleich zu fossilen Brennstoffen (insbesondere Solar-Photovoltaik-Technologien) inzwischen verdoppelt haben und sich die Zahl der Maßnahmen gegen den Klimawandel innerhalb der G20 seit 2020 verdreifacht hat.

Beim Thema Natur und Biodiversität gab es große Fortschritte durch die Verfügbarkeit von Standortdaten, die es ermöglichen, die Abhängigkeit von Unternehmen von ihrem Naturkapital abzuschätzen. Diese Schlüsselinformationen müssen jedoch die Geschäftsmodelle der Unternehmen ergänzen und nicht starre Grenzen für Investments im Namen der Transparenz und des Kampfes gegen Greenwashing diktieren.

Soziale Prioritäten

Im sozialen Bereich werden Menschenrechtsfragen rund um die Uiguren in China sowie soziale Risiken durch Automatisierungen in einer digitalen Wirtschaft im Mittelpunkt stehen. Wir erwarten interessante Entwicklungen auf beiden Seiten des Atlantiks, wobei Europa bei allen Bemühungen um eine Vereinfachung von Vorschriften weiterhin auf obligatorische Offenlegungen abzielt. Die USA sind da deutlich zurückhaltender.

Angesichts der widersprüchlichen Konjunktursignale ist es schwierig, die Entwicklung nachhaltiger Fonds vorherzusagen. In Europa erwarten wir einen Wendepunkt in der Umwelt- und Sozialpolitik, bei dem Wettbewerb, Vereinfachung und grünes Wachstum Vorrang haben werden. Die USA kehren derweil zurück zur Klimaskepsis und zu mehr Ölförderung. Für die Schwellenländer bleibt die Nachhaltigkeitsagenda jedoch wichtig. In diesem besonders unsicheren und volatilen Umfeld wird es wichtiger denn je sein, sich auf die Wesentlichkeit von ESG-Themen zu konzentrieren und weiterhin eine nachhaltige Performance anzustreben.

von Ophélie Mortier, Chief Sustainable Investment Officer von DPAM

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