Gewinnsteigerung überkompensiert Wertverlust
Viele Unternehmen im S&P 500 erzielen einen erheblichen Teil ihrer Umsätze außerhalb der USA. Fällt der Dollar, steigen in der Regel die in US-Dollar ausgewiesenen Auslandsgewinne, was wiederum die Unternehmensgewinne und oft auch die Aktienkurse antreibt. Kurzfristige Wechselkurseffekte werden so mittelfristig häufig ausgeglichen oder sogar überkompensiert.
Dieses Phänomen ist nicht neu: In mehreren Phasen mit deutlicher Dollarschwäche (z. B. 1985–1987 oder 2003–2007) legte der US-Aktienmarkt teils deutlich zu. Die Kursgewinne überstiegen dabei die Wechselkursverluste für Euro-Anleger.
Europäische Unternehmen profitieren von Währungsschwankungen in umgekehrter Richtung. Rund 60% der Umsätze der STOXX 600-Unternehmen stammen aus dem Ausland. Ein schwächerer Euro macht ihre Produkte international wettbewerbsfähiger und steigert den Euro-Wert der Auslandsumsätze. So erzielen beispielsweise Luxus- und Luftfahrtunternehmen oft einen großen Teil ihrer Umsätze in US-Dollar. Bei starkem Dollar verzeichnen diese Unternehmen höhere Umsätze. So entwickelten sich beispielsweise während des starken Euro-Verfalls 2014–2015 (von rund einem Viertel gegenüber dem US-Dollar) die europäischen Gewinne und Aktienindizes gut, da die Auslandsumsätze in Euro rentabler wurden.
Währungsrisiko in Aktienportfolios nicht überbewerten
Studien und Langzeitdaten bestätigen: Es gibt keine konsistente negative Korrelation zwischen Währungsschwankungen und Aktienrenditen. Faktoren wie Gewinnwachstum und Konjunkturzyklen haben weitaus größeren Einfluss. Währungseffekte gleichen sich im Laufe der Zeit tendenziell aus, insbesondere in Portfolios, die in global diversifizierte Unternehmen investiert sind.
Dagegen kann der Versuch, das Währungsrisiko in Aktien abzusichern, die langfristigen Renditen verringern und unnötige Komplexität schaffen. Während globale Unternehmen im Laufe der Zeit tendenziell selbst für Absicherungen sorgen, sind einige Unternehmen einem echten Währungsrisiko ausgesetzt, wenn Kosten und Einnahmen in unterschiedlichen Währungen anfallen. Beispielsweise produzieren Luxusgüterhersteller häufig in Europa (Kosten in EUR oder CHF) und verkaufen in den USA (Einnahmen in USD). Ein schwächerer Dollar drückt die Margen, sofern die Preise nicht angehoben werden. Als aktive Fondsmanager können wir Währungsdruck und mögliche Zölle antizipieren, um das Engagement entsprechend anzupassen. Wenn wir ein Ungleichgewicht feststellen (z. B. Kosten in Euro, Umsätze in Dollar), passen wir unsere Prognosen an und handeln entsprechend.
Auf die Einnahmen und Ausgaben kommt es an
Anleger sollten sich darauf konzentrieren, in welchen Währungen ein Unternehmen seine Einnahmen und Ausgaben tätigt, und nicht darauf, wo seine Aktien gehandelt werden. Die Fundamentaldaten bleiben unverändert, auch wenn ein Unternehmen (wie Linde) seine Hauptnotierung von Deutschland in die USA verlegt. Entscheidend ist die wirtschaftliche Exposition.
Kurzfristig können sich Währungen auf die Portfoliowerte auswirken. Langfristig aber entscheiden die Fundamentaldaten über die Rendite. Globale Unternehmen passen sich in der Regel im Laufe der Zeit an Währungsänderungen an; ihre internationalen Aktivitäten sichern auf natürliche Art ab.
Für Anleger mit Euro-Basis ist ein schwächerer Dollar selten ein Grund, aus globalen Aktien auszusteigen. In vielen Fällen bedeutet er sogar Rückenwind für Gewinne und Bewertungen. Richtig analysiert und ausgewählt, sind Aktien besonders widerstandsfähig, um aus einer Welt mit mehreren Währungen das Beste zu erreichen.
Von Aurélien Duval, Fundmanager bei DPAM
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