Fiskalpolitik setzt Zentralbanken unter Druck
Die Expansion staatlicher Haushalte ist zur bestimmenden Kraft an den Märkten geworden. Die Zentralbanken haben mit den Folgen der höheren Verschuldung zu kämpfen. So schreckt die Fed vor Zinssenkungen zurück, da diese Inflation auslösen könnten. Die Zentralbanken laufen damit Gefahr, in die Unterstützung der Kreditbedingungen für Staaten hineingezogen zu werden. Anleger können sich nicht mehr allein auf Inflationsdaten oder die Reden der Zentralbanker verlassen. Der Fokus liegt auf Haushaltsplänen, politischen Zyklen und dem Anleiheangebot.
Inflation begrenzt den Spielraum
Der Status des US-Dollar als sicherer Hafen bröckelt. Die enorme Staatsverschuldung und wiederholte Herabstufungen der Kreditwürdigkeit lassen Zweifel an der Fähigkeit Washingtons aufkommen, die Defizite in den Griff zu bekommen. Steigende Renditen für Staatsanleihen werden zunehmend als Ausdruck der angespannten Haushaltslage gewertet. Hinzu kommt eine Inflation von etwa 3 %, die den Spielraum der Fed für Zinssenkungen oder umfangreiche Anleihekäufe einschränkt. Eine „Flucht in die (Dollar-)Qualität“ könnte zu negativen Realrenditen führen, wenn die Inflation wieder anzieht.
Neben dem gesamtwirtschaftlichen Umfeld tragen die Weltpolitik, Handelsspannungen und regulatorische Ungewissheit zur zunehmenden Unsicherheit bei. Schlagzeilen über Zollandrohungen und geopolitische Instabilität haben mehrfach zu Volatilitätsschüben an den Aktien-, Kredit- und Devisenmärkten geführt.
Hohe Schwankungen sind jedoch nicht per se schlecht. In einer Multi-Asset-Positionierung können sich taktische Anlagechancen ergeben, wenn sich eine Assetklasse bewegt und die andere zurückbleibt. Bewegen sich Aktien- und Anleihemärkte gemeinsam, ist Vorsicht geboten.
Europäische Aktien – pragmatisch investiert
Europäische Aktien profitieren von ihren Bewertungen, staatlichen Programmen und einer Währung, die nicht mehr strukturell schwach erscheint. Sie bieten eine pragmatische Möglichkeit, auf globales Wachstum zu setzen, ohne das gesamte US-Konzentrationsrisiko zu tragen. Börsennotierte Immobilienunternehmen scheinen ebenfalls gut positioniert, um von einer Stabilisierung der Leitzinsen zu profitieren. Viele andere europäische Sektoren verfügen ebenfalls über erhebliches Wachstumspotenzial.
Bei US-Aktien warten wir ab, anstatt zu kaufen, bis die Gewinnrevisionen die Erwartungen eingeholt haben. US-Anleihen erscheinen derzeit ebenfalls weniger attraktiv. Längerfristige Staatsanleihen meiden wir, bis mehr Klarheit über die Tragfähigkeit der Staatsverschuldung herrscht.
Realwerte – erprobte Beimischung
Schließlich schätzen wir Portfoliobestandteile, die unabhängig von den wechselnden Zielen der politischen Entscheidungsträger sind. Gold und (gelegentlich) Silber erfüllen diese Rolle seit 2018 gut; sie haben sowohl von der Unsicherheit über die Realzinsen als auch in Phasen hoher geopolitischer Risiken profitiert. Angesichts der derzeitigen Dominanz der Fiskalpolitik und der Marktturbulenzen erscheint eine moderate Allokation in solche Realwerte nach wie vor gerechtfertigt.
Von Yves Ceelen, CIO Global Balanced bei DPAM
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