Geldpolitisch befindet sich die EZB in einer beneidenswerten Lage, da die Inflation nun wieder auf das Ziel von 2% zurückgekehrt ist und dort voraussichtlich auch für den Prognosezeitraum bleiben wird. Darüber hinaus werden Zölle außerhalb der USA angesichts der nachlassenden Risiken einer Eskalation der Strafzölle zunehmend als deflationär angesehen. Nach der Senkung des Leitzinses von seinem Höchststand um 200 Basispunkte auf 2% dürfte die deutliche Lockerung der Geldpolitik durch die EZB die Wirtschaft im Euroraum in diesen turbulenten Zeiten stützen.
Wir gehen davon aus, dass die EZB die Zinsen 2026 wahrscheinlich noch einmal leicht senken wird, so sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht deutlich verschlechtert. Sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt in der Tat verschlechtern und die Inflation glaubwürdig im 2%-Bereich bleiben, hat die EZB Spielraum für weitere aggressive Zinssenkungen.
Die Flexibilität der EZB-Politik steht im Gegensatz zur Haltung der US-Notenbank. Zwischen den jüngsten Inflationszahlen der USA von rund 2,5% und dem Zielwert von 2% besteht weiterhin eine Lücke. Darüber hinaus bergen die US-Zölle auf Konsumgüter aus Europa und China Risiken für die Inflationsaussichten, die anderswo nicht zu beobachten sind. Unser Basisszenario geht davon aus, dass die US-Inflation innerhalb von zwölf Monaten weiter über das Ziel und näher an 3% steigen wird. Daher dürfte die Fed vorerst an ihrer Politik festhalten. Wir halten zwei weitere Senkungen um jeweils 25 Basispunkte in den nächsten zwölf Monaten für das wahrscheinlichste Szenario.
von Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income
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