Chipindustrie: Investieren in japanische Branchenführer

Insgesamt 15 Milliarden Euro – mit dieser Summe werden in Deutschland zwei neue Werke von Intel und des taiwanesischen Halbleiterhersteller TSMC subventioniert. Auch Japan beteiligt sich jetzt am Subventionswettlauf und will die Chipindustrie ins eigene Land zurückholen. Dabei haben sich bereits heute führende Zulieferer in der Inselnation niedergelassen. Was für einen Chip-Boom in Japan spricht und welches Unternehmen mit 80 Prozent Marktanteil lockt, erläutert Yan Taw Boon, Head of Thematic – Asia bei Neuberger Berman. Neuberger Berman | 28.08.2023 10:30 Uhr
Yan Taw Boon, Head of Thematic – Asia bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Yan Taw Boon, Head of Thematic – Asia bei Neuberger Berman / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
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Der globale Wettlauf um künstliche Intelligenz (KI) zeigt keine Anzeichen einer Abkühlung. Auch politisch ist die Stimmung angeheizt: Die US-Regierung um Präsident Biden denkt über neue Exportbeschränkungen für KI-Chips nach. China hat mit Exportkontrollen für wichtige Elemente, die bei der Herstellung von Verbindungshalbleitern verwendet werden, reagiert - etwa für Gallium und Germanium. Dies verdeutlicht erneut, welche Bedeutung Halbleiter als Schlüsselkomponente für KI-Technologie im globalen Wettbewerb mittlerweile einnehmen. Die Spannungen um diese strategische Ressource haben sich derart verschärft, dass führende US-Chiphersteller ein Treffen mit Regierungsvertretern anberaumt haben, um diese zum Verzicht auf weitere Restriktionen zu bewegen. Ungeachtet dessen, erfahren japanische Branchenführer weiter Rückenwind.

Chip-Gesetz: Japan stärkt eigene Unternehmen mit Subventionen

Während die Rivalität zwischen den Supermächten die Rückverlagerung („Reshoring“) von Lieferketten vorantreibt, hat Japan ein eigenes Chip-Gesetz auf den Weg gebracht. Damit soll die Hightech-Produktion zurück ins Land geholt werden. Die südlichste Insel Kyushu ist seit langem Japan´s „Silicon Island“ und erneut das Ziel von Investitionen in die Chip-Industrie. So plant Japan Advanced Semiconductor Manufacturing (JASM), ein Gemeinschaftsunternehmen von TSMC, Sony und Denso, den Bau einer neuen Fabrik und die Inbetriebnahme der Produktionsanlagen bis September 2023. TSMC hat außerdem angekündigt, möglicherweise eine zweite Fabrik auf der Insel zu bauen. Andere führende Unternehmen wie Rohm, Mitsubishi Electric und SUMCO haben seit 2021 ebenfalls Investitionspläne angekündigt. Grund dafür ist die preisliche Wettbewerbsfähigkeit und die Unterstützung der japanischen Regierung. Diese hat zugesagt, große in- und ausländische Halbleiterhersteller zu unterstützen, indem sie 368,6 Mrd. JPY (2,8 Mrd. USD) für die Stärkung der Halbleiterlieferkette und 450 Mrd. JPY (3,4 Mrd. USD) für den Bau von Produktionsstätten für moderne Halbleiter bereitstellt.

Im Wettrennen um Künstliche Intelligenz dürfte die Nachfrage nach Computerkomponenten weiter sprunghaft ansteigen und Japans Halbleiterindustrie zu den großen Profiteuren dieser Entwicklung zählen. Besonders die Spitzenreiter unter den japanischen Zulieferunternehmen dürften von dem aktuellen KI-Trend profitieren. Immerhin gehören Sie zu den führenden Treibern bei der Entwicklung moderner Halbleiter sowie Materialien und Produktionstechnologien für die nächste Chip-Generation.

Disco - Weltweit führend in der Halbleiterausrüstung

Ein gutes Beispiel dafür ist Disco: Das japanische Unternehmen hat sich zu einem weltweit führenden Hersteller von Schleif- und Wafermaschinen für die Halbleiterproduktion entwickelt und kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Hochpräzisionsanlagen des Unternehmens kamen in den 60er Jahren etwa beim Schneiden des Mondgesteines zum Einsatz, das die Apollo 11 Mission mitgebracht hatte. Heute hat Disco einen geschätzten Marktanteil von 80 Prozent bei Schleifern und Würfelschneidern für die Halbleiterfertigung – von Frontend-Wafer-Prozessen bis hin zur Backend-Montage und -Verpackung.

Angesichts der zunehmenden Komplexität von Halbleitern sind hochpräzise Anlagen für den Herstellungsprozess von entscheidender Bedeutung. Knotengrößen von 2 bis 3 Nanometern und 3D-Chips erfordern immer präzisere Maschinen. Liefern kann diese Disco. Moderne Halbleiterhersteller stellen hohe Anforderungen an die Genauigkeit und Zuverlässigkeit ihrer Anlagen. Deshalb suchen führende Fertigungsbetriebe wie TSMC nach Partnern, die eine solide Erfolgsbilanz vorweisen können. Der Ruf von Disco, eng mit den Kunden vor Ort zusammenzuarbeiten, hat das Unternehmen, neben seinen technologischen Fähigkeiten, zu einem bevorzugten Partner gemacht.

Auch für die zukünftige Chip-Generation gewappnet

Auch beim Übergang zu den Halbleitermaterialien der nächsten Generation ist Disco ganz vorne mit dabei, insbesondere bei den Technologien Siliziumkarbid (SiC) und Galliumnitrid (GaN). Diese Materialien verfügen über hervorragende elektrische Eigenschaften, die für die Entwicklung von Stromversorgungsgeräten für Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energiesysteme eine wichtige Rolle spielen dürften. Mit der Kabra-Waferschneidemaschine hat Disco eine innovative Methode zum Schneiden von Ingots entwickelt, die zu einer höheren Waferproduktion und kürzeren Produktionszeiten führt.

Dabei ist Disco nur ein Beispiel für die Bedeutung der japanischen Halbleiterbranche. Angetrieben durch langfristige Trends wie künstliche Intelligenz und die Energiewende wird die Nachfrage nach Hochleistungshalbleitern und Halbleitern der nächsten Generation weiter steigen. Mit einem starken Wettbewerbsvorteil aufgrund etablierter strategischer Partnerschaften und überlegener Technologie ist die Branche in Japan gut positioniert, um von den aktuellen Entwicklungen zu profitieren. Grund genug für Anleger, um sich die Branche und ihre Akteure etwas genauer anzuschauen.

Von Yan Taw Boon, Head of Thematic – Asia bei Neuberger Berman

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