10 Thesen für 2024: Makro, Aktien, Anleihen und Alternatives

Schwächelnde Konsumnachfrage, hohe Zinsen und Wohnkosten: Das kommende Jahr verspricht einige Herausforderungen. Wie werden sich die konjunkturellen Entwicklungen auf Aktien, Anleihen, Immobilien aber auch Themen wie ESG auswirken? Neuberger Berman | 24.11.2023 10:40 Uhr
Joseph V. Amato, President of Neuberger Berman Group LLC and Chief Investment Officer of Equities; Brad Tank, Chief Investment Officer and Global Head of Fixed Income; Anthony D. Tutrone, Global Head of Alternatives; Brad Tank, Chief Investment Officer and Global Head of Fixed Income / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Joseph V. Amato, President of Neuberger Berman Group LLC and Chief Investment Officer of Equities; Brad Tank, Chief Investment Officer and Global Head of Fixed Income; Anthony D. Tutrone, Global Head of Alternatives; Brad Tank, Chief Investment Officer and Global Head of Fixed Income / © e-fundresearch.com / Neuberger Berman
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

1. Herausforderungen für Verbraucher drücken auf Konjunktur!

Niall O´Sullivan, Managing Director und Chief Investment Officer Multi Asset Strategies EMEA:„Die Widerstandsfähigkeit vieler Volkswirtschaften im Jahr 2023 war vor allem der niedrigen Arbeitslosigkeit und den überschüssigen Ersparnissen zu verdanken, die die Verbraucher im Zuge der Pandemie angehäuft hatten. [...] Die Konjunkturabkühlung im nächsten Jahr dürfte von einem schwächeren Konsum angetrieben werden. Hohe Inflation, hohe Zinsen, Wohnkosten auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten und weniger verfügbare Arbeitsplätze – alles deutet darauf hin, dass ein schwacher Verbraucher im Mittelpunkt der schwachen Wirtschaft stehen wird.“

2. Für Qualitätsunternehmen werden auch eine hartnäckigere Inflation und langsameres Wachstum kein Problem sein!

Niall O´Sullivan: „Die aktuellen Prognosen für das Jahr 2024 legen nahe, dass die Inflation selbst bei einer Verlangsamung des realen Wachstums über dem Zielwert liegen wird und die Zinsen länger auf hohem Niveau bleiben werden. Dies deutet jedoch auf ein relativ hohes nominales Wachstum hin, was für langfristige Anleihen schwierig ist, jedoch eher neutral für Qualitätsunternehmen mit soliden Bilanzen und der Fähigkeit, ihre Margen aufrechtzuerhalten.“

3. Fiskalpolitische Unterschiede nehmen zu, die Tragfähigkeit der Schulden wirft Fragen auf!

Niall O´Sullivan: „Drei Jahre lang herrschte nahezu Einigkeit darüber, dass „deficit spending“ (d. h. der Staat gibt mehr aus, als er einnimmt, um die öffentlichen Ausgaben zu finanzieren) zum Schutz von Arbeitnehmern und Verbrauchern notwendig ist."

"Die Auswirkungen einer restriktiven Geldpolitik und einer expansiven Fiskalpolitik auf die Defizite sowie das richtige Gleichgewicht zwischen Sozialausgaben, industriepolitischen Ausgaben und Zinskosten dürften im kommenden Jahr zu Diskussionen führen. Einige Länder werden ihre Fiskalpolitik weiter ausweiten, einige werden sich für eine neue Haushaltsdisziplin entscheiden und einige weitere werden durch die neuen, aggressiven Anleihemärkte zur Disziplin gezwungen werden. Ein vollgepackter Wahlkalender weltweit wird die Entscheidungsfindung erschweren.“

4. ESG: Der Unterschied von Impact und ESG wird entscheidend!

Niall O´Sullivan: „ESG und Nachhaltigkeit werden aufgrund abweichender regionaler regulatorischer Prioritäten weiterhin unklar definiert sein. In der Praxis wird für Anleger der Unterschied zwischen Impact-Investments einerseits und der Einbeziehung von ESG-Faktoren in die Anlageanalyse andererseits entscheidend. Dies wird Vermögensverwalter begünstigen, ihren Kunden Lösungen statt Etiketten anbieten und die notwendigen Investitionen in Personal und Daten zu tätigen, um ESG-Faktoren glaubhaft in ihre Research- und Engagement-Fähigkeiten zu integrieren.“

Aktien: Beta ausgeschöpft

5. Qualität der Erträge und Widerstandsfähigkeit der Unternehmen treten in den Vordergrund!

Joseph V. Amato, President of Neuberger Berman Group LLC and Chief Investment Officer of Equities: „Über weite Strecken des Jahres 2023 wurden die Aktienmärkte von überschüssiger Liquidität, einer Trendwende unter dem Motto ,Kauf die Verlierer aus 2022' und einer überschwänglichen Stimmung hinsichtlich des Potenzials künstlichen Intelligenz angetrieben."

"Im kommenden Jahr wird die über dem Zielwert liegende Inflation, das nachlassende Wachstum und der Liquiditätsverlust die Aufmerksamkeit wieder auf die Qualität der Erträge und die Widerstandsfähigkeit der Fundamentaldaten richten. Starke Performance-Unterschiede könnten auftreten, nicht nur zwischen den Sektoren, sondern auch zwischen aktivem und passivem Management.“

6. Nachzügler finden (relativen) Anklang!

Joseph V. Amato: „Sollte das Wachstum enttäuschen oder die Kapitalkosten weiter steigen, dürften sich jene Märkte, die mehr Pessimismus eingepreist haben, zum Beispiel Schwellenmärkte, der chinesische Markt, Wachstumsaktien, Finanzwerte oder Small Caps, besser entwickeln als jene, in denen Optimismus eingepreist ist wie zum Beispiel Industrieländer, Indien, Substanzaktien, Technologie oder Large Caps.“

Festverzinsliche Anlagen: Der lange und beschwerliche Weg

7. Angebot und Nachfrage wiegen stärker als Fundamentaldaten!

Brad Tank, Chief Investment Officer and Global Head of Fixed Income: „Ähnlich wie im Jahr 2023 werden geringfügige Veränderungen bei den Spreads und Renditen weiterhin eher auf technische Faktoren von Angebot und Nachfrage als auf Fundamentaldaten zurückzuführen sein. Das steigende Angebot an Staatsanleihen wird sich auf die risikofreien Renditen und die Form der Renditekurven auswirken und die hohen Renditen führen zu einer starken technischen Nachfrage nach Bargeld und Anlagen mit kurzen Laufzeiten.“

8. Langsamer Anstieg der idiosynkratischen Ausfälle, aber erhöhtes Extremrisiko!

Brad Tank: „Mit höheren Zinsen werden die Kreditausfälle allmählich zunehmen und das Kreditumfeld 2024 mitprägen. Doch Kreditrisiken werden idiosynkratischer Natur sein und auch die Ausfallrate wird im Vergleich zu vergangenen Zyklen niedrig sein. Unternehmen, die stärkere Bilanzen mit längerfristigen festverzinslichen Schulden aufweisen und ihre Margen halten und steigern können, werden keine erhebliche Ausweitung der Spreads erleben. [...] Doch es ist Vorsicht geboten, da ein erheblicher Teil der Unternehmenskredite seit 2008 auf private Märkte verlagert worden ist. Niedrige sichtbare Ausfallquoten bei Unternehmen erzählen möglicherweise nicht die ganz Geschichte.“

Alternative Anlagen: Disruption birgt Chancen

9. Wo Kapital knapp ist, können Kapitalgeber profitieren!

Anthony D. Tutrone, Global Head of Alternatives: „In den privaten Märkten gibt es viel ;trockenes Pulver', nur nicht überall. Exit-Engpässe haben zu einem Anstieg der Kapitalnachfrage geführt, nicht für neue Deals, sondern für Sekundär-, Co-Investments-, Private-Credit- und Kapitallösungen. Diese werden nach wie vor die attraktivsten Nischen der Private Markets im Jahr 2024 sein.“

10. Bei Immobilien trennt sich die Spreu vom Weizen!

Anthony D. Tutrone: „Immobilienbesitzer und -betreiber sind mit einem historischen Anstieg der Kapitalkosten und strukturellen Veränderungen der Nachfrage in verschiedenen Sektoren konfrontiert. Dadurch wird sich bei den Eigentümern die Spreu vom Weizen trennen und erfahrene Akteure mit starker Performance und soliden Bilanzen werden ihre Marktführerschaft festigen können.“

Den vollständigen Ausblick von Neuberger Berman finden Sie hier.

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