Wachstumsbooster oder Kollaps? – Die Auswirkungen des neuen US-Steuergesetzes

Kathrein Privatbank | 15.07.2025 15:43 Uhr
Andrea Otta, Geschäftsführerin bei Kathrein Capital Management / © e-fundresearch.com / Kahtrein Privatbank
Andrea Otta, Geschäftsführerin bei Kathrein Capital Management / © e-fundresearch.com / Kahtrein Privatbank

Das neue Steuergesetz der USA, der „One Big Beautiful Bill Act“ (OBBBA), wird die Finanzarchitektur der kommenden Jahre maßgeblich prägen. Die zentrale Frage lautet: Wird das neue Steuergesetz das Wachstum in den USA fördern, oder wachsen die Schulden schneller als die Wirtschaft und steuert das Land auf einen finanziellen Kollaps zu?

Weichenstellungen durch das OBBBA

Das OBBBA verlängert zentrale Steuererleichterungen für Unternehmen und Besserverdienende, darunter die 2017 eingeführten Sätze des Tax Cuts and Jobs Act. Die kurzfristige Folge: mehr verfügbare Mittel für Konsum und Investitionen, was einen Schub für Unternehmensgewinne – und damit für die Aktienmärkte – auslösen könnte. Doch die Gegenfinanzierung bleibt lückenhaft: Einschnitte bei Sozial- und Gesundheitsprogrammen, insbesondere bei Medicaid und Lebensmittelhilfen, treffen vor allem die Schwächsten. Laut Urban-Brookings Tax Policy Center1 profitieren vor allem Menschen mit einem Jahreseinkommen über 217.000 Dollar. Die soziale Ungleichheit dürfte weiter steigen. Insgesamt ist das Gesetz ein Kompromiss mit vielen Zugeständnissen an verschiedene Interessengruppen. Dadurch leidet die Einheitlichkeit, und aus unserer Sicht ist die finanzielle Stabilität auf längere Sicht gefährdet.

Fiskalische Risiken und Schuldenentwicklung

Das CBO (Haushaltsbüro des Kongresses) erwartet, dass das Defizit durch das OBBBA bis 2034 um 3,4 Billionen Dollar steigt. Die US-Schuldenquote könnte bis 2050 auf 170% des BIP anwachsen – ein Wert, der selbst im internationalen Vergleich herausragt. Die Zinslast wird zur fiskalischen Hypothek: Bereits 2034 könnten die Zinszahlungen 4% des BIP erreichen. Ratingagenturen beobachten diese Entwicklung kritisch; weitere Herabstufungen sind möglich.

Marktausblick: Volatile Rahmenbedingungen für Aktien und Anleihen

Die Lockerungen im Steuersystem und die Ausweitung der Staatsausgaben könnten kurzfristig wachstumsfördernd wirken– ein Rückenwind für US-Aktien, etwa in den Bereichen Konsum, Verteidigung und Energie. US-Treasuries werden aufgrund der global bedeutenden Rolle der USA weiterhin als Sicherheitsanker im globalen Finanzsystem angesehen, und die hohe Marktliquidität ist ein struktureller Vorteil, der nicht so schnell verschwinden wird. Dennoch sind die fiskalischen Risiken nicht zu vernachlässigen; ein aktives Zins- und Währungsmanagement könnte.

Unsere Investmentstrategie bei Anleihen

  • Zinsrisiko aktiv managen: Wir passen die Duration und das Credit Exposure flexibel in den Anleihenportfolios an, um Überraschungen durch eine politisierte Fed abzufedern.
  • Diversifikation stärken: Wir setzen auf ein breit gestreutes Anleihenportfolio, das in Europa, den USA und den Emerging Markets mehrere Sektoren abdeckt. So lassen sich politische und wirtschaftliche Risiken besser verteilen.
  • Währungsengagement prüfen: Der US-Dollar könnte unserer Ansicht nach weiter an Boden verlieren, wenn sich politische Einflussnahme durchsetzt und die Fed geschwächt wird. Daher setzen wir hier auf unser bewährtes Währungsmanagement.

Fazit

Das neue US-Steuergesetz ist ein Katalysator für kurzfristiges Wachstum, birgt jedoch erhebliche Risiken für die langfristige fiskalische Stabilität. Aus heutiger Sicht bedeutet das: Aktien könnten kurzfristig profitieren, Anleihen bleiben herausfordernd und bedürfen einer aktiven Steuerung, um auf politische Überraschungen reagieren zu können.

Von Andrea Otta, Geschäftsführerin bei Kathrein Capital Management

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1 Stand: Juli 2025

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