Goldman Sachs Asset Management veröffentlicht seinen Investmentausblick für das Jahr 2026 mit dem Titel „Auf der Suche nach Investitionstreibern inmitten von Komplexität.“ KI-gestützte Innovationen bleiben eine treibende Kraft für Anlegeroptimismus, während Notenbankmaßnahmen, eine neue Handelsordnung, fiskalische Risiken und geopolitische Verschiebungen ein komplexes Investitionsumfeld schaffen. Vor dem Hintergrund dieser gegensätzlichen Strömungen skizziert der Investmentausblick 2026 verschiedene Wege, wie Investoren Impulse erkennen und nutzen können, die potenziell die Renditen auf öffentlichen und privaten Märkten antreiben.
Der Ausblick identifiziert zentrale Themen:
Öffentliche Märkte: Die Feinheiten im Blick behalten
Es besteht Potenzial für eine stärkere Streuung der Aktienmärkte, so dass eine globale Aktiendiversifizierung und eine Kombination aus fundamentalen und quantitativen Strategien bevorzugt werden. Der Fokus im Rentenbereich liegt auf einer diversifizierten Duration und einer strategischen Positionierung entlang der Zinsstrukturkurve, um auf gemischte makroökonomische Signale flexibel zu reagieren. Einkommensmöglichkeiten könnten sich in verbrieften Anlagen, Hochzinsanleihen und Schwellenländeranleihen ergeben.
Private Märkte: Alternative Dimensionen erkunden
Ein konstruktiveres Umfeld für neue Transaktionen und Exits könnte zu einer größeren Streuung der Manager-Renditen im Bereich Private Equity führen. Private Credit bietet weiterhin höhere Renditen als öffentliche Märkte und weist historisch niedrigere Ausfallraten auf als syndizierte Kredite. Eine sorgfältige Kreditprüfung bleibt entscheidend, während sich durch KI und Energiewende neue Infrastrukturchancen eröffnen.
„Im Laufe des Jahres 2026 werden Unsicherheiten, die sich aus den veränderten Zentralbankpolitiken, geopolitischen Spannungen und strukturellem Wandel ergeben, den makroökonomischen Hintergrund prägen. Das schafft Möglichkeiten an öffentlichen wie privaten Märkten – von Marktverwerfungen bis hin zu langfristigen Wachstumsthemen und alternativen Renditequellen. Anleger benötigen einen wirklich diversifizierten Multi-Asset-Ansatz, der aktive Asset-übergreifende Positionierung, präzise Titelauswahl, diszipliniertes Risikomanagement und eine gezielte Absicherung extremer Risiken kombiniert – zum Schutz des Kapitals und zur Erschließung neuer Wachstumsquellen“, sagte Alexandra Wilson-Elizondo, Global Co-CIO Multi Asset Solutions bei Goldman Sachs Asset Management.
Öffentliche Märkte: Getrieben durch KI, Geopolitik und Geldpolitik Aktienmärkte
USA: Indem die „Magnificent 7“ ihre Marktanteile durch starke Kerngeschäfte und strategische Reinvestitionen weiter ausbauen, könnte die robuste Ertragskraft dieser Unternehmen die Basis für weitere Kursgewinne sein. Die KI-Investitionen (AI Capex) dieser Hyperscaler (einschließlich Amazon, Google, Meta, Microsoft und Oracle) dürften auch im Jahr 2026 beständig bleiben. Allerdings ist der Trend, dass die Großen noch größer werden, nicht durchgängig, und es zeigen sich erste Anzeichen dafür, dass die bislang homogene Performance dieser großen Akteure zunehmend streut.
„Als fundamentale Investoren werden wir die Stabilität der Kerngeschäfte der Unternehmen genau beobachten, insbesondere da diese aggressiv in KI-Technologie investieren. Über die ‚Mag 7‘ hinaus ist eine zunehmende Verbreitung und Nutzung auf Unternehmensebene zu erkennen. KI-Anwendungen wachsen schnell, insbesondere in Bereichen wie Automatisierung, Kundenbindung und operativer Intelligenz. Dies schafft Chancen für Plattformen, die Unternehmen bei der Integration von KI unterstützen,“ sagte Sung Cho, Co-Leiter der Technologie-Investments bei Goldman Sachs Asset Management.
„Small Caps, insbesondere in den Bereichen Verteidigung, Technologie, Konsumgüter und zunehmend im Gesundheitswesen, verfügen über gute Wachstumsaussichten. Höhere Volatilitäts- und Liquiditätsrisiken erfordern jedoch ein versiertes aktives Management, um vielversprechende Disruptoren und Investmentthemen zu identifizieren, die übertrieben euphorisch betrachtet werden,“ erklärte Greg Tuorto, Portfoliomanager bei Goldman Sachs Asset Management. „Dieser Ansatz hilft, qualitativ hochwertige Unternehmen zu erkennen und Fallstricke zu vermeiden. Dadurch kann die Widerstandsfähigkeit von Portfolios in einem dynamischen Umfeld sichergestellt werden.“
Europa: Es werden mehr Ausgaben für Investitionen erwartet, getragen von fiskalischer Flexibilität und einer Reindustrialisierung. Die europäischen Märkte haben das Potenzial, insbesondere in den Sektoren Verteidigung, Energie und Finanzen weiterhin eine Outperformance zu erzielen. Zugleich zeichnet sich bei derzeit schwächeren Branchen eine mögliche Verbesserung ab, die für die breitere Marktentwicklung und anhaltende Mittelzuflüsse in europäische Aktien entscheidend sein wird.
„Ausgehend von einem anhaltenden Wirtschaftswachstum in Kontinentaleuropa im Jahr 2026 könnten quantitative Strategien dabei helfen, Fragmentierung, Komplexität und Ineffizienzen auf den europäischen Märkten zu meistern. Durch den Aufbau diversifizierter Portfolios können Anleger Marktfeinheiten ausnutzen, Renditen aus Marktineffizienzen generieren und Risiken mittels eines datengetriebenen Ansatzes managen,“ sagte Osman Ali, Global Co-Head of Quantitative Investment Strategies bei Goldman Sachs Asset Management.
Japan: Positive Impulse, getragen von moderater Inflation, stabiler Geldpolitik und potenziell erhöhter fiskalischer Unterstützung durch eine von Takaichi geführte Regierung, sollten bis 2026 anhalten. Globale Megatrends wie KI, Stärken im Bereich Halbleiter und geopolitische Veränderungen stützen diesen Markt ebenfalls. Obwohl die Bewertungen über dem historischen Durchschnitt liegen, rechtfertigen Gewinnwachstum und Unternehmensreformen anhaltenden Optimismus. Es gilt, politische Entwicklungen im Inland sowie Währungsschwankungen genau zu beobachten.
Emerging Markets: Verschiedene makroökonomische Bedingungen haben diese Märkte 2025 gestützt, darunter ein sich abschwächender US-Dollar, sinkende Ölpreise, nachlassende Inflation und eine zurückhaltende Haltung der Federal Reserve. Für 2026 bestehen Chancen auf eine Outperformance. Schwellenländeraktien werden derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis-Abschlag von etwa 40% gegenüber US-Aktien gehandelt, was unter dem langfristigen Durchschnitt liegt. Dieser Abschlag dürfte sich angesichts des starken Ertragsprofils der Schwellenländer verringern.
Anleihenmärkte: Divergenz der Zentralbanken schafft Chancen, aber Kreditzyklus nicht außer Acht lassen
Anleger müssen 2026 kurzfristige makroökonomische Signale infolge der Veröffentlichung aufgestauter US-Wirtschaftsdaten, die zunehmende Unsicherheit hinsichtlich der fiskalischen Gesundheit der US-Wirtschaft und das Wachstumspotenzial aus dem Investitionsboom im Bereich der KI gegeneinander abwägen. Die Sorge über eine mögliche Wendung im Kreditzyklus wächst, wobei die jüngsten politischen Aktivitäten in Frankreich und Japan zeigen, wie schnell sich Erwartungen ändern können. Die Hauptaufgabe für Investoren besteht darin, diese widersprüchlichen Signale zu interpretieren, doch könnten sich Gelegenheiten für aktive Renteninvestoren eröffnen, die ihre Allokationen dynamisch steuern.
„Wir sind weiterhin der Ansicht, dass Anleihen aus technischer und fundamentaler Sicht attraktive Anlagemöglichkeiten für Anleger bieten. Allerdings verschiebt sich das Risikogewicht und erfordert einen zunehmend dynamischen Ansatz im Portfoliomanagement, der vielfältige Portfoliozusammenstellung mit robustem Risikomanagement kombiniert. Angesichts der divergierenden globalen Inflation und Wachstumsdynamik wird Flexibilität entscheidend sein, um sich an wandelnde Bedingungen anzupassen,“ sagte Kay Haigh, Co-CIO Fixed Income bei Goldman Sachs Asset Management.
Zentralbank-Divergenz: Aufgrund der Schwäche am Arbeitsmarkt sieht Goldman Sachs Asset Management die Möglichkeit von zwei Zinssenkungen der Federal Reserve im Jahr 2026. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihre Zinspolitik im absehbaren Zeitraum unverändert lassen, während die Bank of England (BoE) voraussichtlich im Dezember mit Zinssenkungen beginnen könnte, getrieben durch eine verbesserte Inflationslage, einen relativ schwachen Arbeitsmarkt und potenzielle Steuererhöhungen. Die hohe Inflation und das robuste Wachstum in Japan werden die Bank of Japan (BoJ) wahrscheinlich zu Zinserhöhungen bewegen. Diese Erwartung wird durch jüngste politische Veränderungen und eine Neuausrichtung hin zu einer lockereren Fiskalpolitik gestützt.
Carry-Opportunität: Investoren könnten Chancen finden, relativ hohe Einkommensströme über verschiedene Anlageklassen hinweg zu erzielen, wie etwa im verbrieften Bereich, einschließlich AAA-gerateter Tranchen von Collateralized Loan Obligations (CLOs) und Bewertungen unterhalb der BBB-gerateten Kategorien. Eine weitere Einkommensquelle für 2026 könnten Hochzinsanleihen sein. Mit günstigen Marktbedingungen, darunter starker Anlegernachfrage und günstigeren Finanzierungsbedingungen, sollte dies die Aktivität am Primärmarkt weiterhin unterstützen.
Potenzial für einen Kreditzyklus: Anleger sollten verstärkt auf Anzeichen eines späten Konjunkturzyklus achten, ebenso wie auf mögliche Deregulierungen oder eine Abnahme politischer Unsicherheiten. Sollte dies beginnen, den Verschuldungsgrad zu belasten, könnten daraus Kredit-Rating-Herabstufungen resultieren.
„Die anhaltende Verbreitung von KI und ein relativ stabiler Markt dürften eine solide Wachstumsgrundlage bilden. Ein deutlicher Rückgang und eine breite Auflösung von KI-bezogenen Investitionen oder eine erhebliche Schwäche des Arbeitsmarktes könnten jedoch Vorboten einer harten Landung der Weltwirtschaft sein. „Diese Einschätzung richtig zu treffen, wird für Investoren im Jahr 2026 entscheidend sein“, so Haigh weiter.
Private Markets: Komplexität meistern
Private Equity: Mit steigender Transaktionsaktivität in den privaten Märkten erhalten Limited Partners (LPs) neue Daten, um die Erfolgsbilanz der Manager bei der Allokation neuen Kapitals auf bestehende und potenzielle neue Partnerschaften zu bewerten. General Partners (GPs) müssen strategische Wachstumsbereiche identifizieren, die das allgemeine Wirtschaftswachstum übertreffen, möglicherweise mit einem sich verschiebenden geografischen Fokus.
Die Suche nach wachstumsstarken Sektoren wird voraussichtlich anhalten. Und da sich Datenwissenschaft, KI und Automatisierung weiterentwickeln und beschleunigen, fördern sie zunehmend Umsatzwachstum und ermöglichen Effizienzsteigerungen.
„Die Transaktionsaktivität beschleunigt sich angesichts starker Kapitalmärkte und niedrigerer Finanzierungskosten“ sagte Michael Bruun, globaler Co-Head Private Equity bei Goldman Sachs Asset Management. „Bei weiterhin hohen Bewertungen ist die Bedeutung von Wertschöpfung und operativer Resilienz von zentraler Bedeutung, wobei die stärksten Unternehmen nun das Interesse strategischer Käufer und öffentlicher Marktinvestoren auf sich ziehen können.“
„Für das Jahr 2026 erwarten wir ein anhaltendes Interesse der Limited Partners an Sekundärinvestitionen zu attraktiven Einstiegspunkten, die eine kürzere Laufzeit als ihre primären Private-Equity-Investitionen bieten. Sekundärfonds und Continuation Vehicles werden weiterhin eine wichtige Liquiditätsquelle für General Partners und Limited Partners darstellen, während der Markt einen Rückstau bei den Exits abarbeitet,“ sagte Harold Hope, Global Head of Vintage Strategies bei Goldman Sachs Asset Management.“
Venture-Capital- und Growth-Equity-Ökosystem: Es ergeben sich potenzielle Anlagemöglichkeiten für Investoren mit verfügbarem Anlagekapital („dry powder“), um in marktführende Unternehmen zu investieren, die zuvor aufgrund hoher Bewertungen bei früheren Finanzierungsrunden möglicherweise nicht zugänglich waren. Der langfristige Trend, dass Unternehmen länger privat bleiben möchten, setzt sich fort. Die Unternehmensgrößen und die gesuchten Kapitalbeträge deuten auf eine zunehmende Nachfrage nach Finanzierungsrunden im Growth-Equity-Maßstab statt im Venture-Capital-Maßstab hin.
Private Credit: Ein günstigeres M&A-Umfeld sollte die Nachfrage nach Kreditfinanzierungen ankurbeln; solange das Kreditangebot jedoch robust bleibt, werden die Spreads voraussichtlich innerhalb einer bestimmten Bandbreite bleiben. Ein stärkeres M&A-Umfeld sollte auch den Bedarf an Mezzanine-Lösungen erhöhen. Private Credit bleibt attraktiv, da es höhere Renditen als öffentliche Märkte bietet und gleichzeitig historisch niedrigere Ausfallraten als syndizierte Kredite aufweist.
„Mit zunehmender Deal-Aktivität und wachsendem Interesse an Investment-Grade-Private-Credit, insbesondere Asset-backed Lending, wird Private Credit eine wichtige Finanzierungsquelle. Risiko-adjustierte Renditen sind entscheidend. Im Falle eines möglichen Kreditzyklus werden starke Origination-Pipelines, Erfahrung im Umgang mit Kreditzyklen und skalierte Plattformen die Performance der General Partners unterscheiden“, sagte James Reynolds, Global Co-Head of Private Credit bei Goldman Sachs Asset Management.“
Immobilien: Ein möglicher Aufschwung könnte angesichts der Erwartungen an weitere Zinssenkungen in vielen Märkten eintreten. Nachdem die Transaktionsaktivität im Jahr 2025 aufgrund liquider Finanzmärkte und des Bedarfs an Ausschüttungen angezogen hat, gehen wir davon aus, dass sich die Transaktionsaktivität im Jahr 2026 noch einmal beschleunigen wird. Das verfügbare Anlagekapital („dry powder“) befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 2020 und bietet damit potenzielle Chancen für Investoren, die bereit sind, sich auf diese Anlageklasse zu konzentrieren. Allerdings dürfte es zu einer großen Streuung innerhalb und zwischen den Sektoren, Regionen und Strategien kommen.
„Bewertungen und Transaktionsvolumen haben sich stabilisiert, und wir sind der Ansicht, dass sich die Stimmung bis 2026 weiter verbessern wird“, sagte Jim Garman, Global Head of Real Estate bei Goldman Sachs Asset Management. „Mit niedrigeren Kapitalkosten erscheinen Immobilieninvestitionen attraktiv, doch sind Sektor- und Objektauswahl entscheidend.“
Infrastruktur: Die Digitalisierung bleibt ein zentrales Thema im Bereich Infrastruktur. Anlagemöglichkeiten bestehen in verschiedenen Bereichen. Die Kreislaufwirtschaft umfasst beispielsweise Abfall, Wasser und Recycling und beinhaltet vertraglich geregelte, essenzielle Dienstleistungen, die weitgehend gegen makroökonomische Schwankungen abgeschirmt sind.
„Im Jahr 2026 erwarten wir, dass KI und Digitalisierung, Energieerzeugung und -übertragung, veränderte globale Handelsmuster sowie die Modernisierung veralteter Infrastruktur breite und spannende Anlagemöglichkeiten schaffen werden“, sagte Tavis Cannell, Global Head of Infrastructure bei Goldman Sachs Alternatives. „Investoren können Zugang zur nächsten Wachstumswelle erhalten, insbesondere durch Mid-Market-Möglichkeiten, bei denen aktives Eigentum und Wertschöpfung bedeutendes Aufwärtspotenzial freisetzen können.“
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